Das Leben ist paradox. Manchmal muss es uns erst schlechter gehen, bevor es uns besser geht. Wieso ist das so? Wir können feststellen, dass es so ist. In der Homöopathie sprechen wir von Erstver-schlimmerung. Im Alltag sagen wir: aus Fehlern lernt man. Hier hinter steckt ein tiefes Grundgesetzt des Seins. Ich weiß erst, wer ich bin, wenn ich weiß, wer ich nicht bin. Kinder entwickeln ihre Identi-tät genau so. Sie identifizieren sich mit dem einen Geschlecht und grenzen sich von dem anderen Geschlecht ab. Wenn ich „das und das“ bin, dann bin ich „das und das“ nicht. Licht kann man nur in der Dunkelheit „sehen“. Eine Beamer-Show bei strahlendem Son-nenschein macht keinen Sinn. Der Kontrast fehlt. Eine Kerzen-flamme im Sonnenlicht wird verschluckt. Die gleiche Kerzenflamme in der Dunkelheit wirkt heimelig und schön. Und genau so ist es mit uns Menschen. Du und ich, wir sind wie eine lichtvolle Ker-zenflamme. Wir sind göttliches Licht. Um uns als solches erfahren zu können, musste um uns herum Dunkelheit entstehen.
Wir finden zahlreiche weitere Paradoxien: Wir haben Angst vor Nähe und vor Gottes Liebe, obwohl wir selbst Liebe sind. Und auch das Wünschen ist paradox. Solange wir uns etwas wünschen (z.B. einen tollen Partner), erfüllt sich unser Wunsch nicht. Erst, wenn wir nicht mehr wünschen, wenn wir den Wunsch loslassen, erfüllt er sich plötzlich. Und auch unser Lebendigsein ist paradox: „Du musst sterben, um zu leben“, heißt es. Wir müssen unsere Identifikation mit dem Ego sterben lassen, um aus unserem Herzensfeld heraus zu leben. Ebenso begegnen wir beim Thema sich schützen wollen einem Paradoxon: Je mehr wir uns schützen, desto mehr Felsbrocken legen wir uns selbst in den Weg. Unser Ego-Schutzbedürfnis verhindert und blockiert unsere Transformation. Praktiziere ich wahre Hingabe und gebe ich mich offen, nackt und schutzlos der Liebe Gottes hin mit Geschehen-Lassen und frei von Kontrolle, so nehme ich die direkte Abkürzung in den Himmel (zugegeben: diese Abkürzung führt direkt durch Dein Schattenland und tut Deinem Ego extrem weh).