Ein Licht in der Dunkelheit
Immer wieder zeigen sich Menschen motiviert, „ein Licht in die Dunkelheit zu tragen“. Die Vorstellung, mit dem neuen Ich selbst ein Licht in der Dunkelheit zu sein, fühlt sich für viele Menschen gut an. Zugleich geht diese Vorstellung oftmals auch mit Unsicherheiten einher.

Bin ich als Licht willkommen?

Wir wissen häufig nicht, ob wir als Licht wirklich willkommen sind. Und viele Menschen haben schon mehrfach die undankbare Erfahrung gemacht, dass ihre Kerzenflamme ausgepustet wurde, wenn sie sich am falschen Platz, am falschen Ort und gegenüber den verkehrten Menschen zeigten.

Die Erfahrung, als Licht (als Kerzenflamme) ausgepustet zu werden und unerwünscht zu sein, muss man sich nicht so oft antun.
Viele Egos ziehen die Vorhänge zu und lieben es, in ihrer dunklen Kammer vor dem Computerbildschirm zu sitzen und in virtuelle Welten, in digitale Spiele und in Fernsehsendungen abzutauchen. Für viele Menschen ist dies Entspannung, auch wenn es eigentlich lediglich ein Ablenkungsmanöver von einem unerfüllten Leben ist.

Jeder Mensch trägt in sich selbst Licht und Schatten.

Wir haben Engelchen und Teufelchen auf unseren Schultern sitzen und die beiden Gesellen spielen sich als wichtige Ratgeber immer wieder in den Vordergrund.

Was wollen wir in unserem Leben?

Wenn wir uns überlegen, was wir eigentlich wirklich in unserem Leben wollen, so wissen wir dies oftmals gar nicht so genau. Klar, haben wir Vorstellungen und Erwartungen, doch meistens sind diese Bilder und Ziele durch die Werbung und durch die Klischees der Gesellschaft verzerrt. Und wenn wir uns dann tatsächlich auf etwas freuen, dann kommt es oftmals anders als man denkt.

Wenn wir uns überlegen, was wir wollen, dann können wir den Willen unseres Ego (Verstand, Gedanken) unterscheiden von dem Willen unseres Herzens.

Unser Herz will lieben.
Unser Ego will Aufmerksamkeit und es will etwas haben und besitzen.

Wer oder was ist unser Ego?
Unser Ego ist unser Ich - unser altes Ich. Zugleich ist unser Ego unser Schatten in uns selbst. Dies ist eigentlich ziemlich paradox, denn hier wird offensichtlich, dass, wenn wir uns mit unserem Ich identifizieren, wir uns mit Schatten-Fremdenergien identifizieren.

Bei unserer Geburt waren wir „ein leerer Eimer“. Und in diesen „leeren Eimer“ haben unsere Eltern (Vater, Mutter), die Kindergartenerzieher/innen, die Lehrer/innen, die Freunde, die Verwandten, die Bekannten und unsere Großeltern ihre Werte, ihre Energien, ihre Wichtigkeiten, ihre Bedeutsamkeiten, ihre Gedanken, ihre Sorgen und Nöte, ihre Befürchtungen und Bedenken, ihre Meinungen und Ansichten sowie ihre Gefühle hinein gelegt. All dies sind Fremdenergien. Unser Eimer (unser Körper, unser Haus) ist also voll von diesen Fremdenergien. Es sind Schattenenergien. Denn in unserem Original sind wir Licht, Liebe, Freude und Frieden. Doch diese lichtvollen Energien sind „NICHTS“ und zum Fühlen und Erfahren brauchen wir „etwas“ - also Form-Energien = Ego-Energien = Fremdenergien.

Viele Menschen wollen ganz viel auf der Ego-Ebene. Sie wollen etwas haben. Sie wollen etwas erreichen. Sie haben Ziele. Sie meinen, etwas zu brauchen. Sie wollen mehr Geld. Sie wollen Luxus und ein bequemes Leben. Sie haben Erwartungen, stellen Ansprüche und jagen durch Werbung geprägten Vorstellungen vom Leben hinterher. All dies sind nicht wir selbst im Herzen, nicht wir selbst in unserem Liebesein, nicht wir selbst in unserer Herzensfeld-Selbstliebe, nicht wir selbst in unserer Essenz. All dies ist unser Schatten. Hier sprechen die Fremdenergien aus unserem Eimer mit uns (die Gedanken unseres alten Ich) und flüstern uns ihre Bedürfnisse und Begierden ins Ohr.

Warum jagen wir den Sachen und Dingen nach?
Weil wir in unserem Leben wahre Liebe vermissen müssen.

Ganz viele Menschen mussten in ihrer Kindheit die wahre Herzens-Liebe ihrer Eltern schmerzlich vermissen.

Als Kind wollen wir aus unserem Herzen heraus die Herzens-Liebe unserer Eltern erleben, erfahren, fühlen und spüren. Doch unsere Eltern waren nicht in der Lage, uns ihre Herzens-Liebe zu zeigen und zufließen zu lassen. Zu sehr waren unsere Eltern mit ihrem Alltag, mit ihren Gedanken, mit ihren Vorstellungen, mit ihren Erwartungen und mit ihrem Beruf beschäftigt. Und zudem war „der Eimer unserer Eltern“ ja seinerseits ebenfalls mit gefüllt mit den Fremdenergien unserer Großeltern - und so weiter . . .

Und so haben wir dann irgendwann resigniert und aufgehört, uns die Herzens-Liebe unserer Eltern zu wünschen – oder wir haben damit nicht aufgehört und wünschen sie uns sogar noch heute. Doch meistens bleibt dieser Wunsch unerfüllt.

Was ist das Geschenkt dahinter?

Was ist das Geschenkt hinter dieser frustrierenden, schmerzhaften Enttäuschung?

Es gibt Menschen, die machen aus der Not eine Tugend, die nehmen ihr Leben selbst in die Hand und die kommen zu dem Schluss: „Na gut, wenn es so ist, wie es ist, und wenn meine Mutter und mein Vater nicht in der Lage waren/sind, mir ihre Herzens-Liebe zu zeigen und in angemessener Art und Weise zufließen zu lassen, dann warte ich darauf nicht länger, dann liebe ich mich eben einfach selbst.”

Dieser Schachzug kann dazu führen, aus der eigenen Selbstliebe heraus plötzlich total frei zu sein in dieser Welt und niemanden im Außen mehr zu brauchen – weil: man hat ja sich selbst.

Doch es gibt auch hier eine Kehrseite der Medaille. Die egoistisch überspitze Form hiervon ist dann nämlich der selbstsüchtige Narzisst. Dies ist eine eher unglückliche Lösung/Kompensation des Traumas.

Doch wer sich aus dem eigenen Herzen heraus in Selbstliebe wahrhaftig lieben und Vater und Mutter ehrlich vergeben kann, der ist ein Gewinner und hat den Schatz hinter dem Schmerz gefunden.

Wer diesen Schatz nicht finden konnte, in dem ist es dunkel und kalt. Der/die muss bis heute auf Liebe verzichten. In dem wohnt irgendwo tief innen drin eine riesen große Traurigkeit. Und dort, an diesem Ort, ist es sehr dunkel und kalt.

Wenn es in uns selbst dunkel ist.

„Ein Licht in die Dunkelheit“ tragen bedeutet, sich jetzt bewusst machen, dass es in uns selbst diesen Ort der Traurigkeit und der Dunkelheit und der Kälte und der unerfüllten Liebe gibt. Es ist der Ort, an dem unser Ego, unser Verstand, unser Denken, unser altes Ich zuhause ist. Und wenn wir dies nun wissen, dass unser altes Ich friert und im Dunkeln alleine ist, dann können wir mit unserem neuen Ich diesen Ort jetzt bewusst aufsuchen, betreten, unser konditioniertes Ego (unser altes Ich) besuchen, ihm die Hand reichen und an diesem Ort in Liebe präsent sein.

Natürlich fühlen wir dann erst einmal die unendlich große Traurigkeit, weil wir mit unserem neuen Ich ja empathisch wahrnehmen, wie unser altes Ich all die Jahre die Liebe vermissen musste. Und es ist dunkel und einsam und kalt an diesem Ort. Doch wenn wir uns bewusst machen, dass wir als Licht diesen Ort betreten und dass wir als Licht an diesem unwirtlichen Ort präsent sind, dann wird dieser dunkle Ort gleich ein bisschen heller und wärmer - denn jetzt sind wir ja da und das ist doch gut.

Je länger wir an diesem dunklen, traurigen Ort verweilen und präsent sind, desto heller leuchtet unser Licht - und desto wärmer wird es durch unsere Liebe.

In uns selbst ein Licht sein.

Es geht also in Wirklichkeit überhaupt nicht darum, irgendwo da draußen in der Welt ein Licht in die Dunkelheit zu tragen und andere Menschen zu erleuchten. Sondern es geht darum, die Sache mit dem Licht in der Dunkelheit in uns selbst ablaufen zu lassen.

Wir müssen uns wirklich überhaupt keine Gedanken mehr darüber machen, irgendwo da draußen in der Welt unser Licht für die anderen Menschen leuchten und erstrahlen zu lassen – und womöglich dafür sogar noch einen auf den Deckel zu kriegen – sondern wir können in totaler Sicherheit, vollkommen unabhängig von den anderen Menschen, in völliger Eigenverantwortung und in wahrer Selbstliebe in uns selbst dieses Licht in die Dunkelheit tragen.

Imaginationsübung „Licht sein“.

Wir stellen uns jetzt einfach mal vor, wie wir selbst in uns selbst den Raum der Traurigkeit, den Raum der Enttäuschung, den Raum der Dunkelheit, den Raum der Kälte, das Zuhause unseres alten Ich betreten und dort in diesem Raum präsent sind. Wir sind dort in diesem Raum anwesend und präsent als Licht. Das ist auch schon alles.

Und mit dieser neuen Vorstellung/inneren Haltung gehen wir nun durch unser weiteres Leben und in jeden neuen Tag. In uns selbst sehen wir unsere inneren Bilder, in denen wir als Licht in unserem eigenen, inneren Raum der Dunkelheit anwesend und präsent und gegenwärtig sind.

Dies ist gelebte Selbstliebe.

Mit dieser ganz einfachen Übung gelingt es uns, dem Schatten/der Dunkelheit wahrhaftig zu begegnen. Und zwar vollkommen in Frieden, ohne Kampf, ohne Auseinandersetzung, ohne Streit, ohne Stress – einfach in Stille, in Frieden, in Liebe.

Ich bin mein Licht in meiner eigenen Dunkelheit.
Und indem ich das Licht in der Dunkelheit meines eigenen Ego (meines eigenen alten Ich) bin, kann sich mein Ego jetzt entspannen, kann sich mein altes Ich ausruhen, eine Pause machen, den Feierabend einläuten. Es muss nichts mehr tun und nichts mehr regeln. Es ist nicht mehr für alles verantwortlich. Es muss nichts mehr planen oder organisieren.

Und es ist nicht mehr allein.

Da ist jetzt jemand bei ihm – das neue Ich – und dieses neue Ich übernimmt nun die Verantwortung und regelt alles Weitere - aus dem Herzen heraus, aus der Liebe heraus, aus einer neuen Sichtweise heraus, aus einem neuen Selbstverständnis heraus, aus einer inneren Weisheit heraus.

Das alte Ich braucht nun keinen Unsinn mehr zu machen. Es kann seinen hyperaktiven Aktionismus endlich fallen lassen – ja ruhen lassen. Es darf wirklich endlich Pause machen. Es kann/darf sich endlich einmal entspannen, ausruhen - und zur Ruhe setzen.

Und unser inneres Licht leuchtet in uns.

Wir würden dies nun für uns selbst realisieren: Mein inneres Licht leuchtet in mir bis in jede Zelle, bis in jeden auch noch so entlegenen Winkel meines Körpers.

Ich selbst als Licht wandere durch meinen gesamten Körper und erhelle alle dunklen Zellen/Orte mit meinem Licht – mit meiner Herzensfeld-Selbstliebe.

Die Kraft unserer inneren Bilder.

Diese Bilder als eine kraftvolle Imaginationsübung in Form von einer entspannenden Meditation kann mit etwas Übung sogar innere Entzündungen, veränderte Zellen und andere Krankheitssymptome heilen. Überall wo sich Schattenenergien in Form von Krankheitssymptomen manifestiert haben, können wir jetzt tatsächlich mit unserem eigenen Licht etwas Licht ins Dunkel bringen und Heilung ermöglichen.

Unsere eigenen, inneren Bilder sind so stark! Unsere eigenen, inneren Bilder haben einen enorm großen Einfluss auf unsere inneren Prozesse/Abläufe und können wahre Wunder bewirken.

Ein Licht in die Dunkelheit tragen betrifft also in erster Linie uns selbst. Und wenn wir unsere eigenen dunklen Orte in uns selbst mit unserem eigenen Licht – mit dem Licht unseres neuen Ich - erhellt/erleuchtet haben, dann strahlt und leuchtet unser Licht ganz von alleine auch weiter hinaus in die weite Welt und wird auch dort die dunklen Orte erhellen und heilen.

Der Prozess des Erwachens geschieht.

Dieser Prozess geschieht jetzt so oder so sowieso auf dieser Erde. Überall findet genau dies jetzt bereits statt. In uns, um uns herum, außerhalb von uns – überall. Wir sind mitten drin. Und wir tun gut daran, uns diesem lichtvollen Heilungsprozess der universalen Liebe bewusst zu öffnen und ihn in unserem Leben willkommen zu heißen. So wird es jeden Tag ein bisschen heller . . .




manhartsberg am 09.Nov 23  |  Permalink
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