Der Zyklus unseres Bewusstseins
Unsere Entwicklung und die Entstehung unserer Identität. Was Adam und Eva erfahren haben, durchlaufen wir als Menschen ge-nauso im Lebenszyklus einer jeden Inkarnation. Unsere (kindliche) Entwicklung verläuft in genau diesen Phasen: Im Mutterleib und in unseren ersten Lebenstagen, -wochen und -monaten leben wir als Embryo bzw. als Baby in einer symbiotischen Beziehung, in einer Einheit mit der Mutter. Wir sind noch im Paradies. Je älter wir werden, desto bewusster werden wir. Wir erlangen Selbst-Bewusstsein. Am Ende unseres Lebens löst sich dann unsere Form wieder auf und alles, womit wir uns einst identifizierten, verliert an Bedeutung und verblasst. Wir kehren zurück in das Alleinssein. Zu Beginn hat das Kleinstkind noch kein Ich und noch keine eigene Identität ausgebildet. Es hat noch kein Selbst-Bewusstsein. In der Wahrnehmung des Kleinstkindes gibt es keine Grenze zwischen der Mutter und ihm, Mutter und Kleinstkind sind EINS. Die Identität, das Ich, bildet sich erst langsam heraus bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr. Es ist ein schleichender Prozess, kein abrupter Wandel. Mit dem Eintritt in die Schule ist das Kind in der Lage, sich als getrennt von der Mutter wahrzunehmen. (Deswegen sind im Kin-dergartenalter die Abnabelungsprozesse manchmal sehr unglücklich, weil das Kind das Gefühl hat, sich selbst zu verlieren, wenn die Mutter geht). Aus der Zeit dieses symbiotischen Verschmolzen-Seins mit der Mutter ergeben sich nun ganz schicksalhafte Verstrickungen: Wenn die Mutter beispielsweise Schmerzen hat oder unter massiven Ängsten oder gar Depressionen leidet oder eine traumatische Erfahrung (noch) nicht verarbeitet hat, so fühlt es sich für das Kind so an, als seien dies seine eigenen Gefühle. Da das Kind nicht zwischen Mutter und sich selbst trennt, nicht unterscheidet, weil es ja in der Einheit lebt, empfindet es die Gefühle und Stimmungen der Mutter als seine eigenen. Zudem ist die Gefühlsverarbeitungs-kompetenzen des kleinen Kindes noch ungenügend ausgebildet. Es weiß nicht, wohin und was tun mit den Gefühlen.