Was ist eigentlich Wahrheit?
Was ist eigentlich „die“ Wahrheit? Und wie und wo erkenne ich sie? Meine Wahrheit ist geprägt durch meine inneren Vorstellungen und Erwartungen. Meine Wahrheit ist das Bild, welches ich unbewusst von mir selbst habe. Und meine Wahrheit ist das, was ich an Vorstellungen und Überzeugungen auf mein Gegenüber projiziere. Immer dann, wenn ich meine, den anderen (mein Gegenüber) in seinem Kern, in seinem Potenzial oder mit seinen wahren Problemen zu erkennen, erkenne ich in Wirklichkeit NICHT den anderen, sondern ich betrachte mich selbst im Spiegel. Wenn ich der Überzeugung bin: „Du bräuchtest Hilfe“ oder „Du müsstest es nur so uns so machen, dann wäre alles gut“, so gilt diese Erkenntnis FÜR MICH selbst. Und wenn ich bei dem anderen (angeblich) SEIN großes schöpferisches, göttliches Potenzial erkenne, so ist dies NICHT SEIN Potenzial, sondern ich erkennen im Spiegel MEIN EIGENES Potenzial, dass ich bei mir selbst nicht sehe, nicht erkenne und nicht wahrhaben will. - Aber ich weiß der andere könnte, wenn er nur wollte. Doch auch dies trifft allein auf mich selbst zu.
Kein Mensch mag die besserwisserische Wahrheit von einem anderen über sich selbst hören. Kein Wunder, denn wenn der andere mich zu etwas drängen will, so drängt er mich stellvertretend für sich selbst, weil er selbst nicht in die Pötte kommt und bräsig sitzen bleibt. „Lass mich in Ruhe. Kümmere Dich gefälligst um Dich selbst“, ist dann unsere Reaktion – und dies stimmt! Der andere sollte selbst genau das tun, was er für mich für richtig und für so wichtig erachtet.
ALLE meine gut gemeinten Vorschläge, die ich meinen Mitmenschen gebe, sind daher in mir selbst stecken gebliebene Impulse meines Inneren Kindes (meines Herzensfelds), weil meine von meinen Eltern und von der Gesellschaft übernommenen Vorstellungen mir ein freies Handeln verbieten – deswegen soll wenigstens der andere es tun, vielleicht hat der ja meine inneren Verbote NICHT. Das hoffe ich zumindest. Doch ich komme aus dieser Nummer nicht raus: „My business ist my business and your business is your business” – die Aufgaben, die Gott für mich vorgesehen hat (oder die ich mir als Seele selbst vorgenommen habe), wird niemand außer mir selbst tun. Niemand. Es ist und bleibt meine eigene Verantwortung, MICH zu leben. Und was ich von meinen Herzenswünschen und von den Wünschen und Bedürfnissen meines Inneren Kindes NICHT lebe, das erkenne ich wunderbar an dem, was ich wichtig finde, dass die anderen es tun sollten …