Ego und Sein
Ego ist für mich die Ebene meiner formgebundenen Existenz. Sein hingegen ist für mich meine formlose Existenz. Und ICH bin beides: Form und formlos.

Mein Ego kann wahrnehmen und lernen. Zu der Ebene von Form zähle ich die dingliche Welt, alles was mir lieb und teuer ist sowie auch Gedanken, Gefühle und Vorstellungen (innere Bilder). Mein Ego ist verknüpft mit dem, womit ich mich identifiziere, z.B. meine Person, meine Moralvorstellungen, meine innere Haltung und meine Glaubenssätze. All dies kann ich als Ego verlieren.

Ich als Ego kann mich in der Welt der Dinge, die ich als Mensch wahrnehmen kann, erfahren. Für die „Auswertung“ meiner Erfahrungen brauche ich jedoch einen Vergleich, einen Bezugspunkt. Und genau hier kann ich als Ego mich mit meinem Körper in einer Abhängigkeit und einem Brauchen erfahren, während ich als Sein weder etwas brauche noch abhängig bin, sondern vollkommen frei.

Nun ist es so, dass Form/Ego in der Regel unbewusst ist und sich deshalb NICHT vor dem Hintergrund des Formlosen erfahren kann. Das Formlose dient unserem Ego eben NICHT als Bezugspunkt. Stattdessen erfährt sich Form in dieser Welt im Vergleich mit anderer Form. Form tritt in Beziehung zu Form. Und Formen (Menschen, Egos) vergleichen sich (oder werden verglichen). Aus diesem „sich vergleichen“ generiert unser Ego Gefühle von Mangel und Minderwertigkeit, die Schmerzen bedeuten und hiermit die gewünschte Nahrung für unseren Ego-Schmerzkörper darstellen.

Aus der Sicht des Formlosen sieht genau das Gleiche ganz anders aus: Hier erfährt sich das Formlose vor dem Hintergrund von Form. Hierbei ist alle Form jedoch in Wahrheit eine Illusion, die allein auf der Ebene von „Form in Kontakt mit Form“ Realität hat/ist. Mit meiner Hand kann ich ja NICHT durch die Tischplatte fassen, doch das Gegenteil hierzu ist, das Geister sehr wohl leicht durch Türen und Wände gehen können. Für sie ist Form ohne Bedeutung.

Die Welt der Formen hält uns als Ego in der Erfahrung fest (gefangen). Und dies ist gut so, denn unsere Seele will sich ja schließlich erfahren. Also ist alles bestens und unser Ego macht weiterhin Erfahrungen. Und ich als immer bewusster werdendes Bewusstsein nehme dies immer klarer wahr, und kann mich dann auch unangenehmen Gefühlen leichter bereitwillig hingeben. Ich gewinne Gelassenheit und bejahende Lebensfreude