Gibt es eine Leben ohne Schmerzen?
Gibt es ein Leben ohne Schmerzen?
Ich spüre einmal hinein in das Gefühl von Schmerz. Aua. Ich weiß, in meinem Sein bin ich frei von jedem Schmerz. Das Ich, aus dem heraus ich hier spreche, steht dabei für jederman und jede Frau, der/die sich diesen Worten hingeben mag …
Wenn ich als Mensch, als Ego, ETWAS liebe, so kann ich es verlieren. Und dies schmerzt mich. Das einzige, das ich lieben und niemals verlieren kann, das ist mein Herzensfeld in mir. Alles im Außen kann ich lieben und mögen und toll finden, doch solange ich „es nicht ganz nah/eng bei mir habe“, schmerzt es mich, denn ich hätte es gerne näher/dichter.
Mein ganzes Leben lang lebe ich eine Vermeidungsstrategie: ich vermeide Schmerzen. Und doch holen sie mich immer wieder ein. Ich habe Angst vor Schmerzen und ich habe Angst, verletzt zu werden. Also verhalte ich mich in einer Weise, wie ich möglichst NICHT verletzt werde und KEINE Schmerzen erdulden/ertragen muss. Ich bin mein ganzes Leben langf auf der Flucht – auf der Flucht vor Schmerzen.
Wohin entfliehe ich? Dahin wo es schön ist. Dahin, wo ich keine Angst vor neuen Schmerzen zu haben brauche.
Wer kann mich überhaupt verletzen? Und wer oder was ist dann in mir verletzt? – Nur Egos können Egos verletzen. Das Herzensfeld (die Liebe) kann niemanden verletzen … - das dachte ich zumindest bis eben. Und jetzt erkenne ich: Oh, doch, auch die Liebe kann sehr wohl verletzen … - und sie tut es in einer Tour. Wahrheit und wahre Liebe sind dasselbe. Und mein Ego will die Wahrheit um alles in der Welt NICHT wissen, nicht wahrhaben. Also kann die wahre, reine, universale, göttliche Liebe sehr wohl verletzen, nämlich mein Ego.
Mein Ego hat sowas von dolle Angst, von der wahren, reinen Liebe verletzt zu werden und Schmerzen zu leiden. Es ist schier ständig auf der Flucht vor ihr. Zugleich sucht mein Ego ständig nach Liebe, Aufmerksamkeit und Nähe auf seiner Ego-Ebene im Außen. Damit dreht es sich im Kreis wie ein wilder Brummkreisel.
Nun erkenne ich folgendes: Wahrhaft geliebt werden kann ICH nur dann, wenn ICH sichtbar bin. Doch in mir spricht eine Stimme, dass dies gefährlich sein könnte. – Und dies stimmt! Denn wenn ich als reine Herzensfeld-Liebe MEINE Wahrheit zeige, kundtue und offen lebe, dann wird diese Wahrheit all den vielen Egos gefährlich. Sie ist deshalb gefährlich für die Egos, weil sie wahre Liebe und wahre Wahrheit ist, während mein Ego in seiner Welt der Illusionen lebt. Meine Wahrheit der Liebe würde also die Illusionen der Egos auflösen. Hierdurch fühlen sie sich natürlich gefährdet, weil sie sich mit ihrer Illusion identifizieren.
Weil die Egos meine Wahrheit und meine Liebe nicht ertragen können, würden sie versuchen, sie bzw. mich zu vernichten. Sie würden mich ablehnen, bekämpfen und schließlich mundtod – oder sogar tod machen. Jesus musste dies leidvoll erfahren.
Betrachte ich das Ganze von der anderen Seite, so kann ich erkennen, wie ich ein feines, friedvolles, unauffälliges Leben leben kann, wenn ich meine Wahrheit und meine wahre Liebe NICHT lebe und brav und artig unter den Teppich kehre (ganz so wie damals als Kind). Dann bin ich für niemanden gefährlich. Dann stelle ich für niemanden eine Bedrohung dar. Und dann muss sich niemand vor meiner Wahrheit (vor der Meinung meines liebendes Herzens) fürchten. Alles ist gut … könnte man meinen.
Denn auch in diesem friedvollen Szenario herrscht Krieg und Schmerz: Ich verrate mich selbst. Ich verrate mein Herzensfeld. Ich verrate mein Inneres Kind. Und auf diese Weise füge ICH MIR SELBST Schmerzen zu. Diese Schmerzen, die ich mir selbst zufüge, kann ich jedoch leichter ertragen als diejenigen Schmerzen, die mir von auße zugefügt werden.
Leben bedeutet demnach: Ich darf auswählen, WER mir Schmerzen zufügen darf: ICH oder DIE ANDREN.
Es gibt kein Leben ohne Schmerzen! Schmerzen ist die Grundlage unseres Erfarhungen-machens. Und nur deshalb sind wir hier. Schmerz ist Leben (auch wenn es sich etwas paradox anhört).
Jesus ist seinerzeit durch den Schmerz gegangen und hat hierdurch das ewige Leben erlangt. Wenn und solange ich MIR SELBST Schmerzen zufüge, gehe ich NICHT DURCH den Schmerz, sondern füge mir bereitwillig innerlich selbst Schmerzen zu und vermeide Schmerzen von außen. Und solange erlange ich NICHT das ewige Leben. Deswegen werde ich immer und immer wieder neu auf dieser Erde geboren. Ich inkarniere immer wieder in die gleiche Aufgabe mit den gleichen Themen. Und das übergeordnete Thema heißt: freiwillig, bereitwilig und ja-sagend DURCH DEN SCHMERZ gehen.
Für mich als Mensch ist dies echt schmerzhaft – mitunter sogar sehr, sehr schmerzhaft. Doch ich habe keine andere Wahl. Ich kann nicht wählen, OB ich diesen Weg gehen will. Denn ich habe beriets gewählt und entschieden, DASS ich diesen Weg gehen möchte, nämlich damals, bevor ich als Seele das erste Mal hier im Leben auf der Erde inkarnierte. Und jetzt muss ich diese Suppe selbst auslöffeln (es ist wie „meinen teller leer essen“ müssen).
Natürlich hatte ich als Seele KEINE AHNUNG was Schnerz bedeutet und wie Schmerzen sich körperlich anfühlen. Und genau das wollte ich ja kennenlernen. Diese Erfahrung ist nämlich der Gegenpol zu meinem HEIL-SEIN, zu meinem GANZ-SEIN, zu meinem IN-FRIEDEN-SEIN.
Solange ich mich dem Durch-den-Schmerz-gehen verweigere, bleibe ich im Hamsterrad des Lebens gefangen – wie schon seit tausenden von Jahren und vielen, vielen Leben. Durch-den-Schmerz-gehen ist somit kein Spruch mehr, keine leere Floskel mehr, sondern gewinnt klare Konturen.
Es geht NICHT darum, den Schmerz als Märtyrer heldenhaft zu ertragen. Dies wäre die Ebene, wie unser Ego versuchen würde mit dieser Aufgabe umzugehen. Es geht darum, sich dem Schmerz ja-sagend, bereitwillig und mit einer inneren neuen Inneren Haltung (in einer inneren Neuen Ordnung) hinzugeben – ja, ihn anzunehmen und zu lieben.
In meinem Alltag sieht dies ganz praktisch nun so aus, dass ich eben NICHT mehr Rücksicht nehme auf die anderen Egos um mich herum und das, was sie für wichtig erachten, sondern dass ich auf mein Herzensfeld, mein Inneres Kind und meine Intuition höre, was ich mir selbst sagen will, was für MICH in meiner Liebe richtig ist, stimmig ist, authentisch, echt und wahr.
Klar – zwischen dem Willen, den Vorstellungen und den Überzeugungen meines Ego und den Wünschen und Bedürfnissen meines Herzensfeldes können wir nicht immer so ganz leicht unterscheiden. Zu lange unterlagen wir unseren Konditionierungen. Was uns hier wirklich hilft, das ist unser Bauchgefühl. In diesem Bauchgefühl finden wir unsere innere Wahrheit. Und wir erkennen leicht, das dies Komplikationen im Außen mit sich bringen könnte (deswegen lebten wir es ja bisher so oft NICHT).
Durch den Schmerz ins Licht gehen bedeutet, die unangenehmen Begleiterscheinungen im Außen bejahend anzunehmen. Es sind doch DIE ANDEREN, die sich ärgern. SIE sind muksch, beleidigt oder verstimmt. Ich, wenn ich ganz bei mir bleibe, weiß, dass ich es richtig gemacht habe im Sinne und im Namen meines Herzens.
Und dann haben die anderen die Chance, zu lernen. Sie können sich von sich aus verändern – nicht mehr, weil ich es ihnen sage und tausend Vorschläge mache, sondern weil ich jetzt NICHTS mehr sage und vorschlage, sondern einfach MICH lebe.
Wie gesagt: Unter’m Strich habe ich die Wahl (die eigentlich KEINE Wahl ist), ob ich mich selbst verletze (ob ich mir selbst Schmerzen zufüge), indem ich mein Herzensfeld verrate. Oder ob ich es billigend in Kauf nehme, dass die anderen mich verletzen. Doch sie verletzen NICHT MICH, sondern sie verletzen allenfalls mein Ego - und das darf daran wachsen und sich transformieren …