Identifikation
Welche Rolle spielt unsere Identifikation in unserem Leben?
Mit was und mit wem identifizieren wir uns?
Und welchen Unterschied macht es, ob wir uns mit etwas identifizieren oder nicht?
Wir identifizieren uns mit unserem Partner, unseren Kindern und unseren Eltern. Wir identifizieren und mit unserer Wohnung/unserem Haus, unserem Auto und allem, was uns gehört. Wir identifizieren uns mit unseren Freunden, mit unserem Sportverein, mit unserer Mannschaft, mit unserer Musikgruppe, mit unserer Arbeit, mit unserem Beruf, mit unseren Hobbys, mit unseren Statussymbolen und mit unseren Haustieren. Wir identifizieren uns mit unseren Vorstellungen, Meinungen, Ansichten, Werten, Erwartungen, Regeln, Glaubenssätzen und Überzeugungen. Wir identifizieren uns mit unserem Wissen, unseren Gedanken und unseren Gefühlen. Und natürlich identifizieren wir uns mit unserem Körper, mit unserem Namen und mit unseren Fähigkeiten, Gaben und Talenten. Wir identifizieren uns mit „unserem Leben“. Immer, wenn wir „mein/meine“ sagen, zeigt dies unseren Besitzanspruch an und zugleich unsere Identifikation. Etwas gehört uns oder etwas gehört zu uns.
Unsere Identifikation ist vor allem für zwei Dinge gut: a) Wir fühlen Gefühle. Und b) wir verankern uns hier in dieser Welt. All die Dinge, die uns nicht gehören und mit denen wir uns nicht identifizieren, interessieren uns auch nicht besonders. Was drei Straßen weiter bei Familie XY im Schrebergarten passiert, das ist uns echt egal. Doch wenn es um unsere eigenen Kinder geht, um unsere Überzeugungen, um unsere Vorstellungen und um unser Eigentum, dann kommen wir ganz schnell in Wallung.
Ob wir uns mit etwas identifizieren, können wir auch ganz leicht daran erkennen, ob wir es vermissen, wenn es uns weggenommen/geklaut/entwendet wird. Dann fühlen wir uns bestohlen und betrogen. Oder wenn es beschmutzt, zerstört und kaputt gemacht wird, dann fühlen wir uns persönlich verletzt, angegriffen und empören uns.
Identifikationen gibt es nur auf der Ebene der Formen - und damit nur auf der Ebene unseres Ego. Die universale, reine, göttliche Liebe besitzt nichts, stellt keine Besitzansprüche und ist nicht „etwas“, womit wir uns identifizieren können. Die wahre Liebe ist feinstofflich-formlos ohne jede Gegenständlichkeit, sodass wir uns mit der reinen Liebe nicht einmal identifizieren könnten, selbst wenn wir es wollten. Wenn wir uns mit Liebe identifizieren, dann identifizieren wir uns also immer mit der „Ego-Liebe“ - mit dem, was unser Ego aus der himmlischen Liebe gemacht hat. Und wir identifizieren uns natürlich mit unseren Vorstellungen in Bezug auf die Liebe. Wir haben Meinungen und Ansichten darüber, was unserer Meinung nach Liebe ist, was liebenswürdig ist und was der Liebe entspricht. Wir identifizieren uns mit unserer Meinung über die Liebe - nicht mit der Liebe selbst.
Immer wenn sich unsere Vorstellungen, Meinungen, Erwartungen, Ansichten und Werte bestätigen, dann freuen wir uns. Es sind ja unsere Vorstellungen und Meinungen und wir freuen uns, wenn andere sie teilen, ernst nehmen und ihnen zustimmen.
Und immer wenn andere Menschen sich entgegen unseren Vorstellungen, Meinungen, Erwartungen, Ansichten und Werten verhalten, dann ärgern wir uns, sind enttäuscht, wütend, zornig, frustriert und traurig. Auf diese Weise führt unsere Identifikation mit unseren Vorstellungen und Meinungen zu ganz vielen unterschiedlichen Gefühlen. Und genau hierfür ist die Fähigkeit, sich überhaupt mit etwas identifizieren zu können, von der Schöpfung auch so angelegt.
Bei all denjenigen Dinge, Menschen, Erscheinungen, Ereignissen, Phänomenen und Situationen, mit denen wir uns nicht identifizieren, fühlen wir auch keine besonders hochtrabenden Gefühle. Es ist, wie es ist, und es tangiert uns nicht weiter. Wir denken da nicht weiter drüber nach und wir haben keine besonderen Gefühle.
Auf unserem „Weg ins Licht“ geraten wir nun immer wieder ins Stolpern. Wir fühlen, wie uns kleine und große Steine im Weg liegen und wir stoßen auf immer neue Blockaden. Wollen wir auf unserem Weg des Erwachens endlich wirklich einen großen Schritt weiter kommen, so ist der schnellste, kürzeste und einfachste Weg, unsere Identifikationen loszulassen. Mit jeder Identifikationen/Anhaftung, die wir loslassen, wird unser Leben leichter. In dem Moment, indem wir aufhören, uns mit anderen Menschen, Dingen, Sachen, Ereignissen, Verhaltensweisen, Geschehnissen, Vorstellungen, Erwartungen, Werten und Regeln zu identifizieren, befreien wir uns automatisch auch von den mit all den Dingen/Vorstellungen zusammenhängenden Gefühlen, Gedanken, Sorgen und Energien.
Unser Leben wird einerseits friedvoller - andererseits wird unser Leben deutlich langweiliger und beliebiger, weil uns nichts mehr so besonders wichtig ist. Doch auch wenn wir eine Identifikation losgelassen haben, können wir uns, wenn wir Lust haben, ja ganz bewusst für eine begrenzte Zeit wieder mit etwas identifizieren. Der entscheidende Unterschied ist, ob wir uns unbewusst und gewohnheitsmäßig ständig/die ganze Zeit mit etwas identifizieren oder ob wir uns bewusst entscheiden, uns jetzt für diesen Moment mit etwas zu identifizieren.
Identifikation fällt also nicht einfach so vom Himmel und Identifikation ist auch nicht angeboren, sondern Identifikation können wir bewusst lenken, steuern, beeinflussen und entscheiden. Und wir können sogar entscheiden, ob wir uns mit unseren Eltern identifizieren wollen oder nicht. Unsere Eltern bleiben auch dann weiterhin unsere Eltern, wenn wir uns nicht (mehr) mit ihnen identifizieren. Und wir können sie auch ohne Identifikation dennoch lieben. Doch wenn wir uns mit ihnen identifizieren, dann können wir sie oftmals schwer lassen. Ständig meinen wir, uns mit guten Ratschlägen einbringen und einmischen zu müssen. All dies fällt weg, wenn wir uns nicht länger mit unseren Eltern identifizieren. Dann können wir sie leicht so lassen, wie sie sind, und nehmen ihr Verhalten und ihre Art zu leben nicht mehr so persönlich. Und das Gleiche gilt natürlich auch für unseren Partner und unsere Kinder - und erst recht für unsere Freunde, Arbeitskollegen und unseren Chef.
Jede Identifikation erzeugt in uns enorm starke, intensive Gefühle. Automatisch nehmen wir das Energiefeld des anderen Menschen (oder des Gegenstands) energetisch in uns auf und verhalten uns entsprechend „wie fremdgesteuert“. Dies geht sogar soweit, dass wir uns entsprechend der Energie unserer Liebslings-Musikgruppe, mit der wir uns identifizieren, benehmen und verhalten oder entsprechend unserer Lieblings-Fernsehserie oder entsprechend unseres Liebslings-Buches. Allein weil wir uns mit bestimmten Energiefelder identifizieren, schwingt die entsprechende Energie in uns selbst und wir verhalten und benehmen uns so und gestalten unser Leben entsprechend.
Letztendlich können wir als Mensch hier auf der Erde nur inkarniert bleiben und leben, weil wir uns mit unserem Körper und mit unserem Menschsein identifizieren. Würden wir unsere Identifikation mit uns selbst als „Mensch in diesem Körper“ auflösen, aufkündigen und an den Nagel hängen, würden wir schneller als wir denken können wieder ein himmlisches Wesen gleich einem Engel sein und die feststoffliche Ebene verlassen. Wir wären nicht mehr identifiziert, uns würde unser Anker fehlen und wir würden feinstofflich herum schweben und die Welt von weiter oben anschauen.
Insofern hat jede Identifikation auch ihr Gutes, ihre Bedeutung, ihre Funktion und ihren Stellenwert. Auf unserem spirituellen Weg können wir nun aber kritisch überprüfen, welche Identifikationen heute für uns noch passen und welche nicht. Wir tragen sehr viele Identifikationen mit uns herum, mit denen wir uns als Kind unbewusst identifiziert hatten, und die heute als Erwachsener einfach nicht mehr passen und keinen Sinn mehr machen. Und dies betrifft vor allem unsere Werte, Vorstellungen, Erwartungen, Regeln, automatisierten Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Glaubenssätze, Prägungen und unbewussten Konditionierungen.
Es genügt, wenn wir achtsam, aufmerksam und präsent durch unser Leben gehen und unsere Gefühle fühlen. Und in all denjenigen Situationen, in denen unsere Identifikationen/Anhaftungen uns unangenehme Gefühle schenken, könnten/sollten wir einmal etwas genauer hinschauen, ob tatsächlich die Situation doof ist, oder ob möglicherweise unsere Identifikation veraltet ist und ein Update gebrauchen könnte. Möglicherweise laufen wir Werten und Vorstellungen hinterher, deren Haltbarkeitsdatum schon längst abgelaufen ist. Alle Situationen, die uns nerven, die uns negative Gefühle bereiten, in denen wir uns ärgern und wo wir frustriert sind, sollten wir wirklich einmal überprüfen.
Weshalb haben wir schlechte Gefühle?
Was finden wir wichtig?
Finden wir das, was wir wichtig finden, wirklich nach wie vor wichtig?
Mit was identifizieren wir uns?
An welchen Werten und Vorstellungen wollen wir weiterhin festhalten?
Und welche Identifikationen könnten wir jetzt auch mal lösen und loslassen?
In einer großen Stadt kann nur dort ein neues Haus gebaut werden, wo zuvor ein altes Haus abgerissen worden ist. Dies bedeutet: Wir können in unserem Leben nur neue Energien empfangen, wenn wir uns zuvor von alten Energien bereitwillig verabschiedet haben.
Noch einmal zusammengefasst:
Identifikationen erzeugen Gefühle.
Identifikationen erkennen wir an den Worten „mein/meine“.
Wir identifizieren uns mit Menschen und Dingen, die uns „gehören“.
Wir können uns mit allem möglichen identifizieren.
Und immer, wenn wir das Gefühl haben, etwas loslassen zu müssen, dann geht es um das Loslassen unserer Identifikation. Es ist das Loslassen unserer Anhaftung, unserer Besitzansprüche, unserer Überzeugung, dass etwas unser Eigentum sei. Jede Identifikation geht mit Gefühlen auf unserer Ego-Ebene einher. Die wahre Liebe kennt keinen Besitz und kennt auch keine Identifikation. Nur unser Ego lebt in der Welt der Identifikationen.
Das bewusste Loslassen von Identifikationen schenkt uns neue Freiheiten.
Und das Loslassen von Identifikationen entlastet uns von unangenehmen Gefühlen.
Einen bewussten Umgang zu finden mit unseren Identifikationen lohnt sich also.
Identifikationen gänzlich abzuschaffen ist nicht der Plan. Sich bewusst mit etwas zu identifizieren ermöglicht es uns, unser Leben und unser Gefühlswelt bewusst zu gestalten und neu zu erschaffen.
Die Entscheidung, mit was wir uns identifizieren und mit was nicht, sollten wir auf der Ebene unseres Geistes treffen im Interesse unseres Inneren Kindes. So macht es Sinn, wenn wir uns mit den Werten der Liebe unseres Herzens sowie mit den Wünschen und Bedürfnissen unseres Inneren Kindes identifizieren und für sie authentisch und klar eintreten. Auf diese Weise begegnen wir schneller als gedacht unserer Selbstliebe und finden eine neue Achtung vor uns selbst, die von Dankbarkeit und Selbstwürdigung geprägt ist.
eine neue ordnung am 10. Oktober 20
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