Ein Licht in der Dunkelheit
Die dunkle Jahreszeit und insbesondere die Advents- und Vorweihnachtszeit ist eine ganz besondere Zeit, in der Licht und Dunkelheit wundervoll miteinander spielen/tanzen. Die Tage werden immer kürzer. Draußen wird es immer früher dunkel. Und in der guten Stube zünden wir die Kerzen an.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – dann steht das Christkind vor der Tür . . .
Im Kaminofen lodert das wärmende Feuer. Wir trin-ken einen warmen Kakao, einen heißen Tee oder einen leckeren Punsch. Mit den Kindern backen wir Kekse – und verzieren sie. Die Wohnung ist bereits vorweih-nachtlich geschmückt und mit lauter hübschen Kleinig-keiten liebevoll dekoriert.
Dunkelheit und Sinnlichkeit gehören irgendwie zusammen.
Es ist Anfang Dezember. Wir haben noch gar nicht so richtig bemerkt, dass das Jahr schon wieder fast vorüber ist. Der Sommer ist tatsächlich vorbei – und auch der Herbst ist schon vorüber. Das Obst ist geerntet und die Bäume haben alle Blätter fallen lassen. Der Natur ist die Sache mit dem Loslassen spielend leicht gelungen. Vielleicht sollten wir uns hieran ein Beispiel nehmen.
Nun treffen auch Wärme und Kälte in ihrer Gegen-sätzlichkeit immer deutlicher aufeinander. Drinnen brennt das warme Ofenfeuer und draußen verzaubert der erste Bodenfrost die Grashalme, herabgefallenen Blätter und Äste und Zweige in zauberhafte, mystische Märchenlandschaften.
Als Mensch ist es uns gelungen, einen guten Umgang mit Feuer und Eis zu finden. Das Feuer nutzen wir, um uns aufzuwärmen, zum Kochen und um ein Licht in der Dunkelheit leuchten zu lassen. Die Kälte nutzen wir, um unsere Nahrungsmittel im Kühlschrank länger haltbar zu machen. Und so hat Wärme wie auch Kälte einen großen Nutzen für uns Menschen.
Wie sieht es nun jenseits des realen, weltlichen Lebens mit Wärme und Kälte aus – mit Feuer und Eis?
Wie sieht es bei uns im Seelischen mit Wärme und Kälte aus?
Feuer ist unsere Inspiration – das Feuer unserer Be-geisterung. Und Feuer ist auch das Feuer unserer Lei-denschaft. Wir haben Hobbys, Neigungen, Gaben, Talente und einzigartige Fähigkeiten. Doch haben wir in unserem Leben auch den Raum und die Zeit und die Gelegenheit, unser Feuer zu leben, unser Feuer zu zeigen und andere Menschen mit unserem Feuer anzustecken – zu begeistern, zu erwärmen, hinzurei-ßen?
Oftmals behalten wir einen kühlen Kopf. Schon in unserer Kindheit haben wir gelernt, vernünftig zu sein und lieber einmal mehr über alles nachzudenken. Wir sollten uns auf das Wichtigste konzentrieren und unseren Verstand gebrauchen. Doch die Kälte unseres Verstandes, unserer Gedanken, unseres Denkens unterdrückt häufig unsere intuitive Spontanität, unsere natürliche Lebendigkeit, unsere kreative Fantasie sowie unser uns innewohnendes Bauchgefühl von „richtig“.
Feuer und Eis sind so gegensätzlich wie unsere Gefühle und unsere Gedanken.
Das Feuer unserer Emotionen flammt manchmal auf, kocht in uns hoch, schlägt hohe Wellen und führt zu intensiven Erregungszuständen. Zugleich ist es genau dies, was unsere Seele erfahren möchte: das Fühlen von Gefühlen.
Damit unsere Gefühle nicht unkontrolliert mit uns durchgehen, benutzen wir unseren Verstand. Wir mäßi-gen uns, zügeln uns selbst, relativieren Sachverhalte und verharmlosen Tatsachen und gewisse Wahrheiten. Manchmal sind unsere Gefühlswallungen schlicht und einfach für uns nicht zum Aushalten. Und besonders in der Weihnachtszeit, in der wir Frieden und Harmonie eigentlich in besonderem Maße anstreben, entflammt so mancher Streit unterm Weihnachtsbaum und es fliegen tatsächlich die Fetzen.
Das Spiel von Feuer und Eis, Herz und Kopf, Gefüh-len/Emotionen und Verstand ist charakteristisch für unser Menschsein und erfährt gerade in diesen Tagen eine neue Prüfung, eine neue „Stufe der Eskalation“, eine neue Dimension, ein neues Level. Der „Schwierigkeits-grad des Aushaltens unserer Gefühle“ erhöht sich – dies ist so ähnlich, wie es auch bei einem Computerspiel von Level zu Level immer schwieriger wird. Wir sind gefordert, unsere Gefühle-Fühlen-Kompetenzen zu erweitern und weiter auszubauen. Wir sind damit konfrontiert, mit heftigeren, stärkeren und intensiveren Gefühlen/Emotionen/ Energien einen angemessenen Umgang zu finden.
Alles, was wir bisher kannten, ist Pillepalle – das eigent-lich „Spiel“ beginnt jetzt in dieser Zeit der Transformation.
Die Energien erhöhen sich.
Die allgemeine Bewusstseinsenergie erhöht sich.
Die Frequenz/Schwingung der Erde erhöht sich.
Die Energie/Intensität der Sonne erhöht sich.
Die Schumannfrequenz erhöht sich.
Alles erhöht sich.
Wir können und dürfen in diesem Jahr also ganz be-wusst die Lichter des Adventskranzes nutzen, um unsere eigene Energie zu erhöhen.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – dann brennen alle Kerzen . . .
Mit jeder Kerze, die wir am Adventskranz anzünden, zünden wir in uns selbst ein neues Licht an. Wir
„boostern“ uns selbst, wir puschen uns selbst, wir ent-flammen uns selbst, wir entfesseln uns selbst – bis wir am Weihnachtsabend „alle Kerzen am leuchten haben“ – und sogar der Weihnachtsbaum in seinem vollen Lich-terglanze erstrahlt. Wenn „wir vollständig brennen“, wenn wir ganz und gar leuchten, wenn wir komplett strahlen – dann sind wir „das Licht“, „die Liebe“, „Gott/das Christkind in uns selbst“ – und unser Ego hat nichts mehr zu lachen. Seine Zeit ist einfach vorbei.
Wenn unser inneres Feuer brennt, erheben wir uns über unser Ego.
Mit der Flamme, mit der Wärme, mit der Hitze unseres eigenen „Feuers der Liebe“ haben wir uns über unser eigenes konditioniertes Ego erhoben, SIND FREIHEIT, SIND GEIST – und unser Ego musste zerschmelzen, seine Form aufgeben, seine Werte einschmelzen. Unser Ego ist zerflossen und zerronnen wie ein Klecks Butter in der Pfanne oder wie ein Stück Eis an einem sonnigen, warmen Frühlingstag.
Feiern wir also diese „Zeit des sich Erhebens“, des „über unseren konditionierten Verstand hinaus Wachsens“. Zünden wir ein Licht an – und dann noch eins und noch eins und noch eins. Erfreuen wir uns an den vielen leuchtenden Lichterketten und Beleuchtungen und den Gärten rings umher. Das Licht der Liebe und des Friedens leuchtet in die Dunkelheit.
Wir lieben irgendwie das Spiel von Licht und Dunkelheit.
Wir dürfen es uns jetzt ganz bewusst machen, dass genau dieses Spiel von Licht und Dunkelheit für uns angenehm ist und stimmungsvoll. Es symbolisiert Gemütlichkeit, Behaglichkeit und sorgt sogar für eine angenehm romantische Stimmung. Die zwischenmenschliche Liebe kann sich in diesem romantischen Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit besonders gut entfalten. Und wir lieben dies – ja, wir lieben dies tatsächlich sehr. Wir genießen es und wir mögen es.
Verteufeln wir also die Dunkelheit nicht einfach so als „schlecht“ oder „unerwünscht“, sondern spielen wir mit ihr, tanzen wir mit ihr, feiern wir sie und benutzen/
gebrauchen wir sie ganz bewusst und gezielt zu unserer Freude und zu unserem Wohlgefallen.
Ein Licht in der Dunkelheit – und dann zwei, dann drei, dann vier …
Wir können uns sicher sein, dass – auch wenn wir uns in manchen Zeiten in unserer augenblicklichen Le-benssituation und mit unserer ganz persönlichen, individuellen Haltung noch einsam und alleine fühlen – es überall im Lande rings um uns herum Lichterkerzen wie uns gibt, die leuchten, die brennen, die ihr Licht erstrahlen lassen. Und es werden mehr und mehr.
Noch können wir dies vielleicht nicht sehen – doch wir können es bereits spüren – und tief in uns drinnen wissen wir es ganz sicher.
Und dann kommt plötzlich der Tag, an dem aus all den sich so lange Zeit alleine und einzeln fühlenden Lichterkerzen ein riesen großes Lichtermeer entsteht, sodass diese „Gemeinschaft der Lichter“ so lichtvoll, so hell, so warm und so liebevoll ist, dass alle Dunkelheit hinfort geleuchtet und alles Eis geschmolzen ist. Es mag noch ein paar Tage dauern – bis Weihnachten ist es ja auch noch ein paar Wochen hin.
Lassen wir uns also überraschen, wann und wie sich der „Stern von Bethlehem“ (das Tagwerden mitten in der dunklen Nacht) für uns als Erfahrung zeigt.
Ich wünsche allen eine gesegnete Lebenszeit . . .