Die Symbiose von Verhalten und Sein auflösen
Wer bin ich? Und wenn ja wie viele? Bin ich mein Verhalten? Oder bin ich mein Sein? Wer oder was bin ICH? Bin ich gleichzusetzen mit dem, was ich mache und tue? Oder gibt es mich auch jenseits dessen, was ich leiste und wirke?
In der Sozialpägagogischen Arbeit ist es ganz normal, den Menschen in seinem Sein zu sehen jenseits von dem, was er tut. Jeder Mensch ist wertvoll, auch wenn er sich daneben benimmt, auch wenn sein Verhalten unangepasst und völlig unangebracht ist. Arbeite ich beispielsweise mit Kindern, die in einem „Brennpunktstadtteil“ groß werden, aus „schwierigen Familienverhältnissen“ stammen und in der Schule „nur schwer beschulbar sind“ und biete ich für diese Kinder ein Sportprojekt oder ein Freizeitangebot an, so begegne ich den Kindern von Mensch zu Mensch in Liebe, offenherzig und aufgeschlossen, wohlwollend und freundlich zugewandt – vollkommen unabhängig von ihrem Verhalten/Fehlver-halten in ihrem sonstigen Alltag.
Menschen von Mensch zu Mensch begegnen jenseits ihres Verhalten.
Und auch die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen ist wie eine „Parallelwelt“. Menschen mit Behinderungen müssen die herkömmlichen, gesellschaftlichen Standards von „gut und richtig und wichtig“ nicht erfüllen. Jenseits von ihrem Verhalten und Können begegnen wir Menschen mit Behinderungen auf einer anderen Ebene – auf der Ebene des Herzens – liebevoll, zugewandt, freundlich, nachsichtig, wohlwollend und offenherzig. Der Leistungsdruck und das Konkurrenzverhalten unserer auf Wachstum ausgerichteten Leistungsgesellschaft sind nachrangig und spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Und auch wenn der volljährige Sohn von Frau Meier eine schwere Straftat begangen hat (beispielsweise Mord oder Tatschlag) und dafür für mehrere Jahre im Gefängnis seine Strafe verbüßen muss, so wird Frau Meier als Mutter ihren Sohn unabhängig von seinem Fehlverhalten doch weiterhin lieben, ihn im Gefängnis besuchen, ihm einen Brief schreiben und ihm zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen. Frau Meier fühlt sich von Herz zu Herz mit ihrem Sohn in Liebe verbunden – vollkommen frei von dem Verhalten, das ihr Sohn an den Tag gelegt hat.
Wir können andere Menschen lieben vollkommen frei von ihrem Verhalten.
Und auch in der Erziehung unserer eigenen Kinder tun wir gut daran, wenn wir bei einem unangepassten Fehlverhalten unsere Kinder nicht pauschal verurteilen, sondern wenn wir so etwas sagen wie: „Dein Verhalten finde ich daneben und ich habe Dich trotzdem lieb.“ Diese „doppelte Botschaft“ ermöglicht uns eine differenziertere Kommunikation. Wir schmeißen nicht den Menschen und sein Verhalten in einen Topf, sondern wir betrachten den Menschen und sein Verhalten differenziert und sehr aufmerksam. Auf diese Weise können sich unsere Kinder geliebt fühlen – auch dann, wenn wir das Verhalten, das sie an den Tag legen, ablehnen und verurteilen.
Verhalten ist Ego – Sein ist Herz.
Natürlich sagen wir im Alltag in unserem allgemeinen Sprachgebrauch, dass wir den Menschen an seinen Taten messen können. Doch ist dies wirklich so? Oder führt uns der Spruch: „An ihren Taten können wir sie erkennen“ eher in eine Täuschung, in einen Irrtum hinein? WEN können wir denn an seinen Taten erkennen? Das Ego oder das Herz? Und WER IST der andere?
„An ihren Taten können wir sie erkennen“ stimmt also einerseits – und zugleich stimmt es auch nicht. An ihren Taten können wir lediglich erkennen, von welcher Energie die anderen geleitet werden: vom Ego oder vom Herzen, vom Verstand oder von der Intuition, von den Gedanken oder von der Liebe.
Repräsentiert unser eigenes Verhalten unser Liebe-Sein?
An manchen Tagen erleben/erfahren wir uns selbst mit einem Verhalten, sodass wir uns vor uns selbst erschrecken/überraschen – und zwar in einer unangenehmen, negativen Art und Weise. Plötzlich verhalten wir uns anderen Menschen gegenüber so, wie wir es uns selbst niemals zugetraut hätten. Das Verhalten, das wir an den Tag legen, entspricht überhaupt nicht dem Bild, das wir selbst von uns haben und das auch andere von uns haben. Wir drangsalieren andere, denunzieren und verletzen andere, mobben und diskriminieren andere, üben Macht über/auf andere aus und setzen sie unter Druck, obgleich uns diese Art des Umgangs eigentlich fremd ist und wir solch ein unsoziales Verhalten eigentlich grundweg ablehnen. – Und doch müssen wir uns selbst dabei beobachten, dass wir uns gerade so verhalten. Wie kann dies sein?
Dies kann sein, weil jedem Verhalten eine Energie zugrunde liegt. Ein Verhalten braucht eine Energie, die es speist. Ein Verhalten braucht einen Kraftstoff, eine Basisenergie, Voraussetzungen und die Bereitstellung von „etwas“ – von Energie und Information.
Unser Verhalten basiert immer auf einer Überzeugung von „richtig“.
Ganz gleich was wir tun, wir verhalten uns immer so, wie wir es in diesem Augenblick für „richtig“, für „angemessen“ und für „angezeigt“ halten.
In unserem ganz normalen gesellschaftlichen Alltag nehmen wir sehr viele Energien aus dem Außen auf. Die Nachrichten und Zeitungen schwingen in einer bestimmten Energie und vermitteln uns gewisse Informationen. Und wir nehmen diese Energien und Informationen unbewusst (oder bewusst) in uns auf. Und dann schwingen diese Energien und Informationen in uns selbst. Und wenn wir dann handeln, dann verhalten wir uns aus diesen Energien und Informationen heraus. Die vom Außen aufgenommenen Energien und Informationen sind der Kraftstoff, die Basisenergie für unser Handeln, Tun, Machen, Wirken und Verhalten.
Wenn wir aus der Liebe unseres Herzens heraus handeln, dann tun wir häufig etwas ganz anderes als wenn wir aus der Angst unserer Gedanken heraus etwas machen.
Und so verhalten wir uns auch ganz verschieden, je nachdem ob wir aus den Energien, die wir vom Außen aufnehmen, heraus handeln oder intuitiv und in Liebe aus unserem Herzensfeld heraus. Und wenn wir uns aus der Energie des Außen heraus in dieser Welt verhalten, dann kann es leicht passieren, dass wir ein Verhalten an den Tag legen, bei dem wir uns vor uns selbst
erschrecken.
Warum? – Weil das Außen voll von Ego-Fremdenergien ist, sodass diese Fremdenergien die Grundlage unseres Handelns sind.
Das Außen voll von Ego-Fremdenergien und wird leicht die Grundlage unseres Handelns.
Ganz gleich wie wir uns verhalten, wir sind ein Geschöpf Gottes und wir sind als solches liebenswert. Und wir können uns mit unserem Verhalten identifizieren – müssen es aber nicht. Und wir können auch die anderen Menschen mit ihrem Verhalten identifizieren – müssen es aber nicht. Wir können die anderen Menschen auch unabhängig von ihrem Verhalten lieben – zumindest auf einer höheren Ebene.
Wir können also die Symbiose von Mensch und Verhalten auflösen.
Wir können das Verhalten und das Sein eines Menschen differenziert betrachten und beiden Aspekten achtsam und bewusst begegnen. Und dann können wir mit dem Verhalten eines anderen Menschen einen angemessenen Umgang finden – und unabhängig davon mit dem Sein einen anderen Umgang. Und auch wenn wir das Verhalten eines anderen Menschen verurteilen, können wir diesen Menschen dennoch auf der Herzebene lieben. Hier ist jetzt Vergebung möglich. Wir können dem anderen, den wir lieben, sein Fehlverhalten vergeben.
Durch die Differenzierung von Verhalten und Sein ist Vergebung möglich.
Wie ergeht es uns nun mit uns selbst? Wie stehen wir zu uns selbst, wenn wir uns selbst begegnen und wenn wir bei uns selbst ein Verhalten bezeugen/beobach-ten/feststellen, dass wir eigentlich ablehnen?
Können wir uns selbst lieben, wenn wir unser eigenes Verhalten ablehnen?
Können wir uns selbst vergeben?
Können wir uns unser Fehlverhalten vergeben?
Und können wir, wenn wir bei uns selbst ein Fehlverhalten erkennen, für das wir uns nicht lieben, dieses Verhalten verändern?
Können wir unser eigenes Verhalten nicht verändern, so unterliegen wir inneren Zwängen. In unserem Körper-Geist-Seele-System dominieren Energien, die uns zu einem Verhalten drängen/veranlassen, dass wir selbst ablehnen und das wir selbst gerne verändern/korrigieren würden – aber nicht können. Wir wollen, aber wir können nicht.
Wer will?
Und wer kann nicht?
Und wer will es weiterhin so „falsch“ machen?
Und wer hat an diesem „Falsch“ auch noch seine Freude?
Hierbei merken wir, dass in uns mehrere verschiedene, vollkommen unterschiedliche Aspekte leben/
wohnen/existieren, die oftmals unterschiedlicher und sogar komplett entgegengesetzter Meinung/Ansicht sind. Wir sind in uns selbst total zerstritten, uneins und verwirrt. Unser Herz will so und unser Verstand will anders und unsere Konditionierung will noch wieder anders und unsere Glaubenssätze wollen noch etwas komplett anderes und unser Körperzellgedächtnis hat noch wieder abweichende Bedürfnisse. Und wer setzt sich dann durch?
Wer ist in uns ist eigentlich der Bestimmer?
In unserer Kindheit waren unsere Eltern die Bestimmer. Manchmal „spielt sich eine Regierung als Bestimmer auf“. Häufig spielt sich „die Mehrheit“ als Bestimmer auf und meint, es besser zu wissen als die anderen. Doch in der Geschichte waren es häufig die Minderheiten und sogar Einzelpersonen, die Erneuerung und Fortschritt bescherten.
Eigentlich sollten wir selbst unser eigener Bestimmer sein. Und sowohl unsere Eltern wie auch die Regierung sind außerhalb von uns und sind Fremdenergien. Was für uns selbst richtig, stimmig, gesund und passend ist, das können weder unsere Eltern noch eine Regierung noch die Gesellschaft noch „die Mehrheit“ wissen – sondern einzig und allein unser Herz, unsere innere Stimme, unsere Herzensfeld-Intuition, unser eigenes Inneres Kind, unsere Seele weiß dies.
Denn so wie jeder Mensch, haben auch wir selbst unseren ganz eigenen, individuellen, persönlichen Seelenplan. Und in diesem Seelenplan steht drin, welche Erfahrungen wir machen und welche Gefühle wir fühlen und welche Entwicklungsschritte wir gehen und auf welchem Weg wir lernen und reifen wollen. Hierbei ist unser Weg natürlich einzigartig und individuell.
Unser eigener, individueller, ganz persönlicher Weg entsteht ja erst, wenn wir ihn Schritt für Schritt gehen.
Natürlich treffen wir unterwegs auch viele andere Menschen. Sie werden uns ein Stück unseres Weges begleiten. Und dann verabschieden wir sie wieder und es treten neue Menschen in unser Leben, mit denen wir auch wieder ein Stück weiter gehen.
Das einzig Stetige im Leben ist der ewige Wandel.
Unsere Entwicklung und Reifung dient vor allem unserer Erkenntnis – über uns selbst. Birgit Fischer von
Powersoul.at hat in einer ihrer Meditationen ein wunderschönes Bild gezeichnet: „Ich bin eine Rose und ich liebe meine Stacheln.“
Dieses Bild bezeugt unsere eigene Schönheit und zugleich auch, wie wir für uns selbst einstehen. Die Rose greift niemanden aktiv an, doch wer sich der Rose ungebetener Weise zu sehr annähert, der wird sich
pieksen. Nicht die Rose piekst ihn, sondern der Mensch piekst sich selbst.
Damit wir uns selbst lieben können, ist es zwingend erforderlich, ungebetene Fremdenergien draußen zu lassen, mit unseren Stacheln abzuwehren, abzulehnen und kraftvoll zurückzuweisen. Nur wenn wir uns den „Versuchungen des Außen“ erwehren, können wir wir selbst sein und bleiben. Nehmen wir die Fremdenergien des Außen unbewusst in uns auf, so steuern genau diese Fremdenergien unser Verhalten und wir können uns mit unserem eigenen Verhalten nicht mehr lieben.
Das weltliche Gefühl von Liebe entsteht immer dann, wenn wir auch das Verhalten lieben können.
Und dies bezieht sich auf andere Menschen ebenso wie auf uns selbst. Wir lieben andere Menschen, wenn wir das Verhalten der anderen Menschen lieben können. Und wir lieben uns selbst, wenn wir unser eigenes Verhalten lieben können. Wenn wir von Herzen stolz sind auf das, was wir tun, wenn wir in Einklang schwingen mit dem, was wir machen, wenn unser Handeln den Wünschen und Bedürfnissen unseres Inneren Kindes entspricht, wenn unser Wirken mit der Schwingung unseres Herzensfeldes schwingt, dann lieben wir uns selbst.
Wenn und solange wir selbst nicht hinter dem stehen, was wir machen, was wir tun, wie wir uns verhalten und was wir erwirken/bewirken, dann erleben wir in uns selbst eine Inkohärenz, eine Unstimmigkeit und sind nicht in unserer Mitte. Und noch viel schlimmer: Dann ernähren wir unseren Ego-Schmerzkörper. Denn unser eigenes Fehlverhalten, unser eigenes durch Fremdenergien gesteuertes, inkohärentes Verhalten, ist schmerzhaft für uns selbst und füttert unseren Ego-Schmerzkörper. Unser Ego-Schmerkörper freut sich also mächtig.
Und dies ist auch der Grund, weswegen wir überhaupt motiviert sind, uns „falsch“ und „verkehrt“ zu verhalten. Der Grund ist, dass wir unbewusst sind und Lust haben, unseren Ego-Schmerzkörper zu füttern, zu ernähren und weiter am Leben zu erhalten.
Unser Ego-Schmerzkörper ist zugleich unsere bisherige Identifikation. Wir wollen also unsere Identifikation mit unserem Ich-Gefühl, mit unserem Ego, mit unserer Kindheits-Ego-Ich-Identität weiterhin aufrecht erhalten. Doch die Existenzgrundlage für unsere Identifikation mit unserem Ego ist Schmerz, ist unser Getrenntsein vom Himmel, ist das Vergessen unseres Liebeseins/Gottseins, ist unsere fehlende Verbindung zum Himmel.
Unsere Gedanken trennen uns vom Himmel ab.
Wir kennen uns bisher nur in unserer Einheit von Verhalten und Sein. Wir kennen uns bisher nur in dieser Symbiose. Jetzt können wir in unserem Alltag einmal bewusst hinschauen, was unser Verhalten ist und wer wir in unserem Sein sind. Und auch bei Begegnungen mit anderen Menschen können wir das Verhalten der anderen von ihrem Sein bewusst lösen/trennen und
ihnen auf der Verhaltensebene in einer anderen Art und Weise begegnen als auf der Seinsebene/Herzebene.
Es geht um die Erweiterung unserer Wahrnehmung.
Momentan geht es einfach darum, unsere Wahrnehmung zu erweitern, zu öffnen, zu weiten. Es geht darum, uns selbst und das Leben und diese Schöpfung in ihrer Vielschichtigkeit und mit ihren vielen vollkommen unterschiedlichen und oftmals sogar gegensätzlichen
Aspekten zu durchschauen. Das „entweder …oder …“ darf sich auflösen und übergehen in ein „sowohl … als auch …“ Es existieren immer mehrere unterschiedliche Wahrheiten parallel und gleichzeitig. Dies ist für unseren Verstand unlogisch, denn unser Denken kennt ja nur
eine Wahrheit. Doch es existiert in dieser Schöpfung eben sehr viel mehr als lediglich der Verstand unseres Kopfes.
Zusätzlich zu der kognitiven Intelligenz unseres Kopfes haben wir auch noch die intuitive Intelligenz unseres Bauchgefühls sowie die emotionale Intelligenz unseres Herzens. Wir haben also drei vollkommen unterschiedliche Arten von Intelligenz in uns und kommen somit logischerweise in jeder Situation zu drei vollkommen unterschiedlichen Bewertungen einer Situation. Und aus diesen unterschiedlichen Bewertungen resultieren dann natürlich drei vollkommen unterschiedliche Reaktionen/Verhaltensweisen.
Bisher war unser Kopf, Verstand, Denken federführend – dies ändert sich nun.
Die Ära unserer kopflastigen, kopfgesteuerten Gesellschaft ist einfach vorbei. Schwarmintelligenz, Schwarmbewusstsein und Schwarmwissen werden über unser Bauchgefühl und unsere Herzensfeldintelligenz kommuniziert.
Diese Art der Kommunikation erfolgt über den Äther.
Diese Art der Kommunikation ist rein energetisch, mental-telepathisch.
Diese Art der Kommunikation geht einfach am Ego vorbei.
Und dies ist gut so, denn es wird höchste Zeit, dass unser Verstand seines Amtes enthoben wird und dass der Hase jetzt woanders lang läuft. Unser Verstand darf natürlich weiter nützlich und hilfreich für uns sein. Unser Verstand darf uns ergebenst dienen. Zu Ende geht jetzt die Epoche, in der unser Verstand der Bestimmer war.
Dies geschieht für unseren Verstand vollkommen unbemerkt ganz still und leise auf geheimnisvolle Weise – hinten herum und zugleich aus unserer inneren Mitte heraus.
Wir werden die Resultate schon ganz bald zu sehen bekommen - wenn die Zeit dafür reif ist.