Bedürfnisse verstehen und mit ihnen umgehen
Wie wir Bedürfnisse verstehen und mit ihnen umgehen können.

Wir alle haben Wünsche und Bedürfnisse. Unser Körper braucht Essen und Trinken, genügend Schlaf und ein sicheres Dach über dem Kopf, Wärme und Schutz. Und unsere Seele braucht Liebe. Wenn unsere eigenen Bedürfnisse mit den Bedürfnissen anderer Menschen übereinstimmen (oder sich entsprechen/ergänzen), dann ist ja alles bestens. Vor allem in unserer Partnerschaft fühlen wir uns dann wohl. Doch was ist, wenn die unterschiedlichen Bedürfnisse einfach zu verschieden sind und zu sehr voneinander abweichen? Was können wir das machen? Was können wir da tun?

Bedürfnisse – ich darf – wir dürfen.
Unsere Bedürfnisse gründen sich auf einen Bedarf, den wir körperlich, geistig oder seelisch haben/verspü-ren. Und bei der Befriedigung/Erfüllung unserer Bedürfnisse spielt eine entscheidende Rolle, was wir uns selbst erlauben, was wir dürfen. Denn unsere Glaubenssätze, Prägungen, Konditionierungen und frühkindlichen, unbewussten Programmierungen verbieten uns so einiges, von dem wir gar nicht wissen/erahnen, dass wir es uns selbst untersagen.

In dem Wort „Bedarf“ können wir also schon „ich darf“ raus lesen. Und bei unseren „Bedürfnissen“ steckt drin, was „wir dürfen“. Und die Erziehung in unserer Kindheit spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle.

Im Zusammenleben mit unserem Partner/unserer Partnerin stoßen wir immer wieder auf Situationen, in denen sich der eine seine Bedürfnisse leicht erlaubt und der andere sich schwer tut, seine Bedürfnisse zu fühlen, zu spüren, wahrzunehmen und zu artikulieren. Oder einer von beiden verbietet sich selbst sogar gewisse Bedürfnisse. Verbieten wir uns etwas, so leiden wir - wenn wir es dennoch tun - unter Schuldgefühlen und einem schlechtes Gewissen. Und auch wenn wir bestimmte Bedürfnisse negieren oder uns versagen, kann dies leicht zu negativen Gefühlen führen.

Das von unseren eigenen Vorstellungen/Gewohn-heiten abweichende Verhalten unseres Partners/unserer Partnerin führt sehr leicht dazu, uns mächtig zu triggern, zu nerven und auf die Palme zu bringen. Dies kann eine Chance sein, den eigenen Horizont zu erweitern – oder es ist ein Stein des Anstoßes und ärgert uns und macht uns auf Dauer einfach nur krank.
Ungleiche Bedürfnisse können uns krank machen.

Viele Bedürfnisse sind nicht gleich/identisch, sondern ergänzen sich synergetisch. Wenn der eine Lust hat,
lecker zu kochen, und der andere freut sich, wundervoll bekocht zu werden, dann passt das gut zusammen. Oder wenn der eine Lust hat, tolle Reisen zu planen und der andere hat Lust, an gut vorbereiteten Reisen teilzunehmen, dann passt auch dies sehr gut zusammen. Und wenn der eine dem andere gerne etwas Gutes tut und ihn gerne massiert und der andere liebt es, massiert zu werden, dann ist auch dies wunderbar und passt hervorragend zusammen.

Und wenn beide Partner die gleichen Interessen haben, dann passt das natürlich erst recht zusammen. So können beide Partner leidenschaftliche Sportler sein und zusammen joggen gehen oder Fahrrad fahren oder Tennis spielen oder was auch immer. Und wenn beide Partner gerne wandern und die Schönheit der Natur genießen, dann passt auch dies super zusammen. Ebenso passt es prima, wenn beide Partner gerne ins Theater gehen oder ins Kino und den gleichen Geschmack haben, was die Theaterstücke und die Kinofilme angeht.

Sich positiv ergänzende und übereinstimmende Bedürfnisse sind ein Geschenk des Himmels.

Doch was ist nun, wenn wir einen Menschen lieben und feststellen müssen, dass es gar nicht so viele Gemeinsamkeiten gibt? Was ist, wenn wir erkennen/aner-kennen müssen, dass die Bedürfnisse doch sehr unterschiedlich sind? Worauf gründet sich dann überhaupt die gegenseitige Liebe?
Hier können wir schon gleich feststellen, dass die Liebe sich nicht immer auf „etwas“ gründen muss, sondern es kann auch passieren, dass „Liebe einfach schwingt“ – das zwei Menschen Liebe füreinander empfinden vollkommen frei von „etwas“, frei von der Formebene, frei von Gemeinsamkeiten, gleichen Hobbys oder übereinstimmenden Leidenschaften. Dann ergibt sich eine ganz merkwürdige Lebenssituation, die dem Klischee von Liebe und von Partnerschaft überhaupt nicht entspricht. Denn das Klischee von Partnerschaft suggeriert uns ja, dass wir gerne viele Dinge zusammen mit demjenigen Menschen unternehmen, den wir lieben. – Würden wir ja auch gerne, doch die Interessen, Neigungen, Gaben, Fähigkeiten und Leidenschaften sind nun mal vollkommen unterschiedlich ausgeprägt.

Es kann passieren, dass wir einen Menschen lieben und feststellen, dass jeder ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat.

Was bleibt, ist, sich im Geiste und von Herzen mit dem anderen in Liebe verbunden zu fühlen und zugleich Aktivitäten zu unternehmen, bei denen der andere gar nicht dabei ist. Dies können Alleineaktivitäten sein oder auch Projekte und Vorhaben zusammen mit anderen Menschen. Dies sind dann „Arbeitsbeziehungen“ oder „Projektvorhaben“ oder Freizeitaktivitäten, bei denen die Inhalte und die individuelle Begeisterung/Liebe für eine Sache im Vordergrund stehen – weniger der andere Mensch/die anderen Menschen in ihrer Ganzheit. Jeder bringt sich entsprechend seinen Gaben, Fähigkeiten, Talenten, Qualitäten und Kompetenzen in das Vorhaben/Projekt/Freizeitprogramm ein.

Natürlich kann es hierbei leicht passieren, „dass wir etwas verwechseln“. Wir Menschen neigen dazu, die Liebe zum Projektvorhaben zu verwechseln mit der Liebe, die zwischen zwei Herzen schwingt. In beiden Fällen spüren wir die Liebe, die anwesend ist. Und tatsächlich ist es in beiden Fällen so, dass wir von Herzen lieben. Einmal lieben wir von Herzen „etwas“, nämlich das Projektvorhaben und unser Machen und Tun. Und einmal lieben wir das Sein. Wir lieben das Lieben. Wir lieben, ohne „etwas“ zu lieben.

Wir lieben einfach, weil wir lieben.
Wir sind Liebe.
Wir sind das Liebesein.

Dieses Liebesein ist ein Seinszustand. Und dieser Seinszustand des Liebeseins ist sehr kraftvoll und faszinierend – doch er ist noch keine Erfahrung – außer, dass wir schwingen und Liebe spüren.

LIEBE gibt es als Seinszustand (Herz) sowie auch als
Erfahrung auf der Ego-Ebene.

Wir Menschen (und besonders unser Ego) streben danach, Erfahrungen zu machen. Und deshalb neigen wir dazu, die Erfahrungsebene von Liebe zu bevorzugen. Sie erscheint uns (als Ego) einfach reizvoller und interessanter und kribbeliger zu sein als „nur Liebe“ in ihrem Sein. Und daher kann es sehr leicht passieren, dass eine Beziehung, in der die Liebe als Seinsliebe existiert Konkurrenz bekommt von einer Liebe, die als Erfahrung im Alltag erfahren, wahrgenommen und kribbelig und voll Spannung gefühlt werden kann.
Wenn uns die Bedürfnisse anderer verschlucken.

In einer Beziehung/Partnerschaft, in der die Partner unterschiedliche Bedürfnisse haben, kann es eine Herausforderung sein, sich nicht von den Bedürfnissen der anderen/des anderen verschlucken zu lassen und sich selbst treu zu bleiben. Wenn sie beispielsweise gerne Kuchen backt und wenn der fertige Kuchen dann auf dem Tisch steht, dann greift auch er gerne zu und probiert den Kuchen, obgleich das Kuchenessen überhaupt nicht sein Bedürfnis ist. Oder wenn einer von beiden gerne etwas Alkohol trinkt, dann kann es passieren, dass der andere aus Geselligkeit und um kein Spielverderber zu sein, einfach mittrinkt – obwohl dies gar nicht sein eigenes Bedürfnis ist. Auf diese Weise kann es sehr leicht passieren, sich selbst zu verlieren und das eigene Profil und die eigenen Charaktereigenschaften, die früher mal so typisch und so besonders und so attraktiv waren, einzubüßen. Und nach ein paar Jahren wissen wir gar nicht mehr, wer wir selbst eigentlich sind.

Dieses „Abkommen vom eigenen Weg“ kann uns schleichend auf Dauer krank machen. Wir entfernen uns immer weiter von uns selbst. Wir übernehmen immer mehr Gewohnheiten vom anderen unbewusst und ungeprüft aus Rücksichtnahme und Anteilnahme. Wir machen mit bei Tätigkeiten und durch Verhaltensweisen, die uns eigentlich fremd sind und uns in unserer ursprünglichen Natur widersprechen. – Bis dann irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem uns Rückenschmerzen oder andere Krankheitssymptome plagen und wir eine Auszeit nehmen müssen, um etwas Abstand zu bekommen und um zur Besinnung zu kommen.
Wie geht es uns, wenn wir die unterschiedlichen Bedürfnisse von uns selbst und unserem Partner/unserer Partnerin erkennen und anerkennen?

Zunächst erkennen wir die Unterschiedlichkeiten, die Verschiedenheiten, die Differenzen, die abweichenden Interessen, Vorlieben und Gewohnheiten. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. „Und dann?“, fragen wir uns natürlich: Warum lieben wir den anderen überhaupt? Und die Antwort ist: Wir lieben den anderen, weil wir den anderen nun mal lieben. Warum? Die Antwort werden wir nicht auf der Ebene der Formen, Vorstellungen, Erwartungen und Klischees finden. Wir lieben den anderen eben auf einer Seinsebene jenseits aller weltlichen Kriterien oder Begründungen.

Und dann müssen wir uns wohl oder übel damit abfinden, dass wir einen Menschen lieben, mit dem wir irgendwie überhaupt nichts anfangen können. Komisch. – Ganz so extrem ist es sicherlich nicht, denn wenn wir uns unseren Alltag anschauen, dann werden wir viele Selbstverständlichkeiten erkennen können, die wir als vollkommen normal empfinden, die aber keinesfalls normal und selbstverständlich sind.

Gemeinsamkeiten bewusst erkennen und anerkennen.

Es kann beispielsweise Beziehungen geben, die tolle Hobbys/Aktivitäten zusammen haben und richtig viel miteinander anfangen können und unternehmen, doch zugleich streiten sie sich über offene Zahnpastatuben und ihre unterschiedliche Auffassung von Ordnung und Sauberkeit. Und dann gibt es wiederum Beziehungen, in denen offene Zahnpastatuben und das Thema Ordnung und Sauberkeit überhaupt gar keine Rolle spielen (beide haben ungefähr dasselbe Level), dafür fehlen aber irgendwie die gemeinsamen Aktivitäten/Interessen. Und so werden wir in jeder Beziehung Aspekte/Bereiche finden, die gut passen und die uns ganz selbstverständlich vorkommen – und zugleich gibt es andere Bereiche, die weniger gut passen und die uns nerven und über die wir uns aufregen.

Doch wir können uns gewiss sein: In einer neuen Beziehung/Partnerschaft würde das Verhältnis von passt und passt nicht gleich bleiben, lediglich die Inhalte würden sich möglicherweise in andere Bereiche verlagern. Und so bleibt unser Leben stets 50:50 ausgewogen. Und so muss es ja auch sein in einem Leben der Dualität in einer Welt der Polarität.

Die Kunst ist, dankbar zu sein für das, was passt.

Um weniger dem hinterher zu trauern, was nicht passt, was stört, was nervt, was wir gerne anders hätten, macht es also sehr viel mehr Sinn, für all das Viele dankbar zu sein, was passt. Dankbarkeit führt uns direkt in eine neue Lebensfreude sowie in einen wohltuenden, neuen, inneren Frieden.

Und um diese Dankbarkeit, diese Freude und diesen Frieden noch weiter zu bestärken, können wir uns all diejenigen Bereiche und Punkte anschauen, die nicht so recht passen. Und hier gilt es dann, die Traurigkeit, die Enttäuschung und den inneren Schmerz ganz bewusst zu fühlen (auf der seelischen Ebene am besten bejahend, würdigend, wertschätzend und segnend in einer Meditation, denn sonst schlagen sich diese Energien irgendwann auf der körperlichen Ebene als Krankheitssymptome nieder). Und mit unserem bereitwilligen Fühlen können wir Vergebung praktizieren. Diese Vergebung geht mit einer Annahme einher. Und Vergebung und Annahme sind Energien der universalen Liebe. Diese Liebe heilt uns und heilt die Situation und heilt den Schmerz unserer enttäuschten Vorstellungen.

Dankbarkeit, Vergebung und Annahme als Schlüssel für neue Lebensfreude.

Sobald wir den unterschiedlichen Bedürfnissen von uns und unserem Partner/unserer Partnerin von Herzen vergeben haben, können wir motiviert und lustvoll nach vorne schauen. Es wird sich etwas Neues in unserem Leben einstellen.

Unser Hadern mit den ungleichen Bedürfnissen war wie ein Fluch und wirkte wie eine innere Blockade. Die Lebensenergie des Himmels konnte nicht frei fließen und konnte ihre Wirkung nicht entfalten. Und in unserem Leben fehlte irgendwie der Pepp.

Jetzt – mit unserer Vergebung – haben wir das Jetzt, so wie es ist, in Liebe akzeptiert und angenommen. Und uns steht es zu – wir haben es verdient – jetzt das Beste hieraus zu machen.

Das Leben darf uns inspirieren.
Das Leben darf uns mit seiner Energie beglücken.
Das Leben kann und darf uns seine Geschenke zufließen lassen.
Und wir können und dürfen uns einfach überraschen lassen.

Was geschieht und was geschehen soll, kann, darf und wird nun ganz von alleine vollkommen aus sich selbst heraus geschehen. Wir können uns entspannt zurücklehnen und uns selbst in unserem eigenen Lebensfilm zuschauen. Wir können uns von uns selbst aufs Feinste unterhalten lassen. Wir brauchen nichts mehr willentlich oder aktiv zu tun. Die Impulse der Liebe und des Lebens stellen sich vollkommen von alleine in unser Leben ein.

Achtsam sein.
Gegenwärtig sein.
Aufmerksam sein.
Offen sein für die Zeichen des Himmels.
Bereit sein, die Botschaften des Lebens willkommen zu heißen.

Eines fügt sich nun zum anderen.

Unsere Aufmerksamkeit, unsere Konzentration und unser Fokus liegen nun vollkommen bei uns selbst. Wir sind vollkommen mit uns selbst beschäftigt. Wir sind angebunden ans Leben, an den Himmel, an unser Herz, an die Lebensenergie dieser Schöpfung, an unsere innere Stimme, an unser Bauchgefühl, an unsere Intuition. Unsere innere Stimme führt, lenkt und leitet uns und unsere Intuition ist unser Kompass. Wir sind vollkommen mit uns selbst beschäftigt, schauen nach innen, lauschen nach innen, horchen nach innen und lassen uns von den Wünschen und Bedürfnissen unseres eigenen, Inneren Kindes führen, lenken und leiten.

Die Bedürfnisse der anderen Menschen – ob abweichend von unseren eigenen oder gleich mit unseren eigenen Bedürfnissen – sind plötzlich nachrangig. Sie spielen keine Rolle mehr. Die Hauptrolle und die erste Geige spielen jetzt unsere inneren Bedürfnisse – die Bedürfnisse unseres Herzens, unseres Inneren Kindes und unseres Bauchgefühls – in uns selbst.

Die Lebensenergie darf fließen und das Leben kann uns überraschen.

Was da nun kommt und kommen wird, das können wir weder planen noch erahnen noch wissen. Wir können einfach nur gespannt und wach und offen sein für das, was energetisch schon jetzt da ist, was wir aber noch nicht so recht zu fassen bekommen.

Ja – das Neue ist schon da.
Ja – ich spüre es.
Ja – ich kriege es mit meinem Ego einfach nicht zu fassen.
Ja – ich über mich in Geduld und lasse mich überraschen.

Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Das Leben kennt das optimale Timing besser als wir. Und so tun wir gut daran, dem Leben zu vertrauen und uns voll und ganz dem Leben hinzugeben.

Bedürfnisse . . .

Wir sind bei unseren eigenen Bedürfnissen angekommen.
Wir sind bei den Bedürfnissen unseres Herzens angekommen.
Etwas Besseres kann uns nicht passieren. Dies ist das Beste und Schönste und Wundervollste, was uns widerfahren kann.

Und so lassen wir dies nun stehen.

Und ich atme einmal tief ein.
Und ich atme einmal bewusst aus.

Und ich atme noch einmal richtig tief ein.
Und ich atme noch einmal ganz bewusst aus.

Und ich sage innerlich: „Ja – ja so darf es jetzt sein.“

Danke.