Montag, 20. Mai 2019
Gefühle sind grundsätzlich völlig unpersönlich
Was ich heute schreibe, kann eigentlich nur verwirren - und ich schreibe es trotzdem. Ich habe ja schon so einiges geschrieben und gepostet, aber dies setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf …

GEFÜHLE SIND GRUNDSÄTZLICH VOLLKOMMEN UNPERSÖNLICH!

ALLES, was wir fühlen, sind überhaupt gar nicht UNSERE eigenen Gefühle. Wir fühlen zwar die Gefühle, die wir gerade fühlen, doch es sind NICHT UNSERE EIGENEN Gefühle. Und dies kann man auch erklären …

Als Menschen sind wir mit der Gabe der Empathie ausgestattet. Wir nehmen empathisch wahr, wie es dem anderen geht. Wir haben sozusagen Mitgefühl (und manchmal auch Mitleid) mit dem anderen. So wie er/sie sich gerade fühlt, so fühlen wir uns selbst. Wir brauchen nur an den anderen zu denken oder ihm/ihr gegenüber zu stehen, schon „sind wir der andere“. Seine/ihre Gefühle schwingen in uns.

Und als wir ein Kind waren, wurde unser Ego durch die Gefühle unserer Eltern sowie durch die Energien unseres sozialen Umfelds (der Gesellschaft) geprägt - mit einer Ausnahme: Immer wenn wir als Kind bei uns selbst waren und unbekümmert im Sandkasten oder im Spielzimmer „in unserer Spielblase“ gespielt haben, waren wir wir selbst. Wir spielten aus unserer Intuition, aus unseren Herzensfeldimpulsen, aus unserem Inneren Kind heraus. Doch in dem Moment, wenn wir mit anderen Kindern zusammen waren oder mit den Erzieherinnen, mit unseren Geschwistern oder mit unseren Eltern, haben wir die anderen wahrgenommen und wir haben automatisch empathisch die Energie der anderen Menschen aufgenommen, gefühlt und uns entsprechend verhalten.

Heute leben und fühlen wir uns selbst nur selten. Meistens sind wir in dieser Welt irgendwelchen Rollen unterwegs (Partner, Ehemann/Ehefrau, Vater, Mutter, Sohn/Tochter unserer Eltern, Arbeitsnehmer/in, Geschäftspartner, Freund/in, Sportskollege, Urlaubsbekanntschaft, spiritueller Lehrer, Medium, Coach, Trainer oder was auch immer). Und zu jeder dieser Rollen gehören bestimmte Attribute, Vorstellungen, Erwartungen, Ansprüche, Regeln, typischen Verhaltensweisen, gesetzlichen Bestimmungen, Normen, Regeln, Werte und so weiter. Wir sind also NICHT FREI, sondern wir leben in einem bestimmten Korridor. Und sobald wir die eine Rolle verlassen und in eine andere Rolle schlüpfen, eröffnen sich uns vollkommen neue und andere Bedingungen, Begrenzungen und Freiheiten. Dabei sind wir ja der gleiche Mensch und dieselbe Person geblieben.

WAS wir in welcher Rolle fühlen, das hängt natürlich mit den Vorstellungen und Erwartungen zusammen, die wir selbst an diese Rolle stellen/haben und die die anderen an diese Rolle stellen/haben. Unsere eigenen Vorstellungen und Erwartungen haben wir (hat unser Ego) irgendwann einmal gelernt. Im Laufe unseres Lebens haben wir als Kinder, Jugendliche und Erwachsene mitgeschnitten und aufgenommen, wann man sich wie zu verhalten hat und was für diese oder jene Rolle typisch und charakteristisch ist. Wir haben „von den anderen“ gelernt. Wir hatten Vorbilder und es wurde uns beigebracht. Und jetzt achten wir selbst darauf, all das einzuhalten, was wir einst gelernt haben.

Folglich stellen auch unsere „eigenen“ Vorstellungen und Erwartungen die Vorstellungen und Erwartungen von anderen dar. Und folglich fühlen wir, was wir fühlen, IMMER aufgrund der Vorstellungen und Erwartungen von anderen.

Die einzige Ausnahme ist: Wenn wir uns innerlich schlecht fühlen, weil wir spüren, uns selbst untreu zu werden, uns selbst zu verraten, unser Herz zu belügen. Doch dieses Gefühl ist NICHT eines der vier Grundgefühle Freude, Wut, Trauer und Angst oder eines der hier zugehörigen Untergefühle (Minderwertigkeit, Unsicherheit, Zweifel, sich ärgern, hadern Groll, frustriert sein, enttäusch sein und viele mehr …), sondern dieses Gefühl, wenn wir unser eigenes Herzensfeld verraten, ist einfach nur „stille Trauer“. Wir fühlen diese „stille Trauer“ immer dann, wenn wir es den anderen recht machen und uns selbst untreu werden. Doch meistens fühlen wir dies eben NICHT, sondern die lauten Ego-Gefühle übertönen unsere „stille Trauer“.

Wenn wir in einer bestimmten Rolle sind und wenn wir die Vorstellungen und Erwartungen der anderen NICHT erfüllen, dann haben wir mitunter ein schlechtes Gewissen (den anderen gegenüber). Und wenn die anderen UNSERE erlernten und verinnerlichten Vorstellungen und Erwartungen NICHT erfüllen, dann schwingt in uns ein bunter Blumenstrauß an allen möglichen Gefühlen (Wut, Ärger, Frustration, Trauer, Angst, Unsicherheit, enttäusch sein, sich abgelehnt fühlen etc.). Und jetzt kommt der Witz: ALLE diese Gefühle sind NICHT unsere eigenen Gefühle, sondern wir haben sie erlernt und damals mit übernommen parallel und gleichzeitig mit dem Erlernen der Rollenklischees und mit den damit verbundenen Vorstellungen und Erwartungen. Wir haben sozusagen GELERNT, wie man sich fühlt, wenn man enttäuscht wird etc.

Unser Ego hat gelernt, wie wir uns zu fühlen haben, wenn dieses oder jedes Ereignis so oder so eintritt. Und dieses erlernte Gefühlsmuster ist uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir glauben, authentisch und echt SELBST zu fühlen. Doch so ist es nicht. Wir fühlen, was wir gelernt haben zu fühlen, wenn dieses oder jedes geschieht.

Wenn ein Kind schreit, springen wir auf …
Wenn ein Unfall geschieht, sind wir bestürzt …
Wenn eine Hochzeit ist, freuen wir uns mit …
Wenn wir gewinnen, jubeln wir …
Wenn wir verlieren, sind wir betrübt …
Wenn wir einen Verlust erleiden, sind wir traurig …
Wenn eine gefährliche Situation eintritt, machen wir uns Sorgen …
Wenn wir uns Sorgen machen, fühlen wir uns bedrückt (schwer) …
Ist die sorgenvolle Situation vorüber, sind wir erleichtert …
Wenn sich zwei Menschen gegenseitig weh tun und verletzen, wollen wir schlichten …

Jemand, der diese Konditionierungen aufgelöst hat und aus seinen erlernten Reaktionsmustern ausgestiegen ist, kann in jeder dieser Situationen gleichmütig bleiben und nichts tun. Er nimmt einfach nur zur Kenntnis, was geschieht/geschehen ist und reagiert NICHT - sondern bleibt ruhig, wachsam, aufmerksam und hellwach. Er fühlt nichts, sondern ist einfach nur präsent im JETZT.

Wer sich von Vorstellungen, Erwartungen, konditionierten Verhaltensweisen und automatisierten Handlungsautomatismen befreit hat, MUSS NICHTS TUN, muss nicht reagieren, sondern kann einfach sitzen/stehen bleiben und hat dabei ein gutes Gewissen.

Ein solches „betrachtendes Nichtstun“ könnten wir verurteilen, doch dies zeugt wiederum von unseren sehr stark ausgeprägten Vorstellungen, Erwartungen, verinnerlichten Automatismen und Konditionierungen/Prägungen. Wir identifizieren uns mit UNSEREM Verhalten, das WIR für richtig befinden. Wir MÜSSEN unser Verhalten für richtig befinden und abweichendes Verhalten als falsch verurteilen, weil wir genau DIES als Ego so gelernt haben.

Wir verbieten uns selbst die Freiheit, es anders tun zu dürfen. Wir verbieten uns selbst die Freiheit, uns selbst anders verhalten zu dürfen als wie wir es gelernt haben (und fühlen). Wir MÜSSEN uns so verhalten, wie wir uns fühlen. Nur wenige Menschen erlauben es sich, sich ANDERS zu verhalten als wie es das Gefühl diktiert.

IMMER, wenn wir etwas fühlen, sind wir (ohne es zu wissen) mit dem Ursprung dieses Gefühls verbunden, also mit dem Menschen, von dem wir es gelernt haben. Wir brauchen nur an jemanden zu denken oder ihm/ihr gegenüber zu stehen, schon „sind wir der andere“. Seine/ihre Gefühle schwingen in uns. Und weil wir unsere ganze Kindheit an unsere Eltern gedacht haben, schwingen heute deren Gefühle immer noch in uns (und führen häufig zu Partnerschaftskonflikten - da streiten dann die Werte UNSERER Mutter mit den Werten des Vaters unseres Partners).

Wir KÖNNEN NUR DANN etwas fühlen, wenn wir „an jemanden“ denken. In dem Moment, in dem wir nur an die reine Liebe denken, fühlen wir nichts außer Liebe. Wollen wir etwas anderes als die allumfassende Liebe fühlen, so müssen wir an etwas anderes denken, zum Beispiel an Menschen, Egos oder das Kollektiv (z.B. wie „man es macht“).

Die Überschrift „Gefühle sind grundsätzlich völlig unpersönlich“ ist hierbei irreführend, denn Gefühle sind SEHR persönlich, denn sie haften ja an uns als Person an. Und wir als Person sind unsere Identifikation mit unserem Ego, wobei unser Ego eine Ansammlung von Fremdenergien und Konditionierungen ist (Vorstellungen, Erwartungen, Konditionierungen, Prägungen, Glaubenssätze).

Verstehen wir „persönlich“ jedoch anders, nämlich als unser ICH in seiner Essenz, dann sind Gefühle tatsächlich sehr, sehr unpersönlich, denn sie haben mit unserem Liebe-SEIN und mit unserem Sein im Herzensfeld überhaupt gar nichts zu tun. Gefühle KÖNNEN wir NICHT als reine Liebe erfahren.

Gefühle KÖNNEN wir NUR auf der Ebene unseres Ego erfahren, erleben und fühlen. Und hierbei gilt: ALLE Gefühle BIN NICHT ICH (in meiner Essenz, in meiner Herzensfeldliebe, in meiner Selbstliebe). ALLE Gefühle sind die Energien ANDERER bzw. es sind die Energien des Ego, das sein eigenes Liebe-SEIN vergessen hat. Da wir aber Liebe SIND, können es nicht unsere Gefühle sein. Zugleich sind es nun aber DOCH auch UNSERE Gefühle als LIEBE, denn ALLES, was ist, existiert in der universalen LIEBE.

Diese Paradoxie verdreht einem nun den Kopf. Hierbei können wir sicher sein, dass eine tiefere/höhere Bewusstseinsebene in uns auch dann diesen Krautsalat verstanden hat, wenn unser Verstand ausgestiegen ist und seine entsprechenden Urteile fällt.

Das Fazit ist …

Gefühle sind grundsätzlich völlig unpersönlich …
Fühlen KANN nur unser Ego …
Wir selbst sind Liebe (dies hat unser Ego vergessen) …
Unser Ego KANN nur „den anderen“ empathisch fühlen …
Was wir fühlen, sind also NICHT WIR, sondern es sind stets die Energien anderer …
Unser Ego steigt hier aus und zeigt uns einen Vogel …
Unser Herzensfeld weiß dies sowieso schon alles und fühlt eh nur Liebe …

Wenn ich das nächste Mal ein Gefühl fühle, weiß ich, dass ich dies (als Liebe) NICHT fühlen KANN. Wenn ich es nun doch fühle, so fühlt halt mein Ego „etwas“ - und zwar die Energie von jemandem anderem außerhalb meiner Selbstliebe ...