Stellvertretende Betroffenheit
Unter dem Begriff der stellvertretenden Betroffenheit verstehen wir, dass wir selbst Betroffenheit und intensive Gefühle fühlen im Hinblick auf das Schicksal eines anderen Menschen (oder auch eines Tieres, einer Pflanze oder der Natur). Wir fühlen uns stellvertretend betroffen. Wir fühlen intensive Gefühle auch dann, wenn der/die andere selbst möglicherweise gar nicht so intensive Gefühle verspürt.

Stellvertretende Betroffenheit basiert auf unserer Gabe der Empathie, auf unserer Gabe des Mitgefühls und aufgrund unserer von Herzen kommenden Anteilnahme.

Stellvertretende Betroffenheit und Empathie hängen eng zusammen.

Durch unsere stellvertretende Betroffenheit fühlen wir uns dem anderen einerseits sehr nahe, andererseits kann unsere stellvertretende Betroffenheit auf Dauer zu einem Problem werden, nämlich dann, wenn es dem anderen Menschen über einen längeren Zeitraum schlecht geht.

Wenn es dem anderen über einen längeren Zeitraum schlecht geht und wenn wir dies empathisch fühlen/wahrnehmen , dann geht es nämlich uns selbst über einen längeren Zeitraum schlecht - immer dann, wenn wir dem anderen Menschen begegnen fühlen wir mit unserer Empathie/stellvertretender Betroffenheit die negativen Gefühle/Energien des anderen.

Dies ist beispielsweise das Schicksal unserer Kinder. Unsere Kinder nehmen automatisch empathisch war, welche Energien in uns als Eltern schwingen, wie es uns geht und wie wir uns eigentlich wirklich tief in uns fühlen.

Das gleiche Schicksal gilt für uns als Partner/Partnerin in einer Beziehung. Und sogar am Arbeitsplatz kann es uns so ergehen, dass wir im Kontakt mit unseren ArbeitskollegInnen empathisch und mit unserer stellvertretenden Betroffenheit fühlen/spüren, wie es dem anderen eigentlich wirklich (tief unter der Oberfläche) geht.

Und dann entwickeln wir aufgrund unserer stellvertretenden Betroffenheit möglicherweise ein Helfersyndrom. Wir wollen dem anderen helfen, um letztendlich uns selbst zu helfen, damit wir diese negativen Energien/Gefühle des anderen nicht mehr immerzu in uns wahrnehmen, fühlen, spüren und in uns schwingen lassen müssen. An der Oberfläche glauben wir, den anderen nicht alleine lassen zu können/zu dürfen. Wir meinen, der andere brauche uns. Doch in Wirklichkeit wollen wir einfach nur, dass es uns selbst endlich wieder besser geht und dass wir selbst nicht mehr immerzu durch die Energien des anderen herunter gezogen werden.

Insbesondere im Suchtbereich kann durch unsere stellvertretende Betroffenheit eine sehr klebrige Abhängigkeitsbeziehung entstehen. Wir leiden mit dem Schicksal des anderen mit. Wir können es nicht mit ansehen, wie es dem anderen geht. Wir ertragen es nicht, wie der andere leidet.

Mit unserer stellvertretenden Betroffenheit geht es uns selbst manchmal sogar schlechter als dem eigentlich betroffenen Menschen. Es ist fast so, als ob wir dem anderen sein Schmerz und sein Leid abnehmen, weil wir es nicht ertragen, es beim anderen mit ansehen zu müssen. Und dann nehmen wir es eben lieber selbst, da brauchen wir es ja nicht jeden Tag zu sehen, nur zu fühlen. Dies ist für viele Menschen leichter zu ertragen.

Unsere stellvertretende Betroffenheit beeinträchtigt und blockiert uns nun jedoch selbst.

Unsere stellvertretende Betroffenheit beeinträchtigt und blockiert uns.

Leiden wir über einen längeren Zeitraum unter unserer stellvertretenden Betroffenheit, so können uns diese Energien, Schmerzen und dieses Leiden auf Dauer krank machen, seelisch krank und dann schließlich auch körperlich krank. Wir fühlen uns matt, niedergeschlagen und kraftlos. Wir neigen zu Depressionen. Wir verlieren unsere eigenen Ziele aus dem Blick. Wir verlieren unseren Lebensmut, unsere Motivation, unseren Antrieb und unsere Lebensfreude. Wir verlieren unsere natürliche Leichtigkeit und unsere Freiheit.

Wir sind mit unserer Aufmerksamkeit ständig und immerzu beim Schicksal des anderen und schauen, wie es ihm/ihr geht. Und wenn und solange es dem anderen noch schlecht geht, haben wir es uns selbst zur Aufgabe gemacht, es dem anderen wieder besser, ja wieder gut gehen zu lassen.

Dies ist nun ein Glaubenssatz. Und mit unserer aufopferungsvollen Haltung erreichen wir vor allem eines: Wir haben eine gute Ausrede gefunden, unsere eigene, persönliche Selbstverwirklichung außer Kraft zu setzen.

Zu meinen, dem anderen helfen zu müssen, ist ein Glaubenssatz.

Wir verzichten bereitwillig auf unser eigenes Leben. Wir kümmern uns um den anderen und wir kümmern uns um das Leben des anderen. Wir fuhrwerken in anderer Leute Leben herum. Wir regeln dort alles Mögliche. Wir meinen zu wissen, was für den anderen das Beste ist und wir sind der festen Überzeugung, dass das Leben des anderen erst dann gut ist, wenn es unseren eigenen Kriterien, Werten, Bewertungen, Urteilen, Vorstellungen und Erwartungen entspricht.

Hier können wir natürlich lange warten, denn jeder Mensch ist ein Individuum und jeder Mensch geht seinen ganz eigenen Weg. Die Entwicklung eines jeden Menschen verläuft auf verschlungenen Pfaden, die für andere Menschen nicht immer nachvollziehbar sind. Es geht also darum, „den anderen Weg des anderen auszuhalten“.

Dieses Aushalten fällt uns nun eben sehr schwer, vor allem dann, wenn der Weg des anderen mit gewissen Schmerzen und Leid verbunden ist, von dem wir der Meinung sind, es sei unnötig und überflüssig.

Das Aushalten des Leids des anderen fällt uns extrem schwer.

Doch Erkenntnis und Weisheit können nur durch eigene Erfahrungen reifen, wachsen und sich entwickeln, sodass wir jedem Menschen seine eigenen Erfahrungen ermöglichen sollten. Dies stößt natürlich an seine Grenzen, wenn es lebensbedrohlich ist oder wenn es sich für uns lebensbedrohlich anfühlt. Und genau hier bekommen wir mit unserer stellvertretenden Betroffenheit dann an unsere Grenzen.

Nun ist es ja so, dass in dieser Schöpfung alles im Außen ein Spiegel unserer selbst ist. Und somit ist auch der andere und das Schicksal des anderen etwas, was irgendwo etwas mit uns selbst zu tun hat.

Alles im Außen ist ein Spiegel eines Aspektes von uns selbst.

Natürlich kann es sein, dass es dem anderen wirklich schlecht geht, doch es geht letztendlich immer darum, sich an die eigene Nase zu fassen und zu schauen, welche persönlichen Themen wir selbst noch zu bearbeiten haben.

Nach den Gesetzen dieser Schöpfung entsteht unsere äußere Realität allein dadurch, dass wir unsere innere Realität auf das Außen projizieren.

In uns selbst geht es uns selbst seelisch so oder so. Und ganz gleich wie es unserer eigenen Seele in uns selbst geht, wir werden dies im Außen sehen/erkennen können.

Unsere Seele schmeißt in uns selbst den Filmprojektor an und wirft „den Film unserer Seele“ auf die Kinoleinwand des Außen.

Und dann können wir anhand der Situationen und Ereignisse im Außen klar und deutlich erkennen, wie es unserer eigenen Seele in unserem Innen geht.

Das Außen ist die Kinoleinwand (die Projektionsfläche) für den Film unserer eigenen Seele

Unsere stellvertretende Betroffenheit ist also eigentlich gar keine stellvertretende Betroffenheit, sondern es ist eine eigene, persönliche Betroffenheit, die wir stellvertretend auf jemand anderen projizieren.

Wir projizieren unsere eigene Betroffenheit auf einen anderen Menschen.

Und dann unterstellen wir dem anderen, wie dieser sich fühlt, wie es diesem wohl geht, welche Schmerzen er/sie leidet und was für ihn/sie angeblich das Richtige sei.

Wir wollen uns um den anderen kümmern, weil wir es versäumt haben, uns um uns selbst zu kümmern (im Seelischen). Wir projizieren auf den anderen, was wir für richtig halten, weil wir es versäumt haben, selbst in uns selbst das Richtige zu tun (im Seelischen).

Wenn wir diese neue Sicht der Dinge erlauben, dann scheint es fast so, als würde sich in unserem Gehirn etwas verknoten, doch wir können diesen Knoten ganz leicht wieder auflösen. Wir brauchen nur zu dem anderen hinzuschauen und dann bewusst zu reflektieren, welche gut gemeinten Ratschläge wir dem anderen geben, welche Verhaltensweisen wir vom anderen erwarten, was wir für den anderen für richtig erachten und was wir meinen, was für den anderen das Beste sei. All dies ist nämlich für uns selbst das Beste, doch da blockieren wir uns selbst.

Unsere gut gemeinten Ratschläge für den anderen sind der perfekte Weg für uns selbst.

Aufgrund unserer eigenen Glaubenssätze und aufgrund unserer eigenen Prägungen, Konditionierungen und Werte schaffen wir es nicht, in uns selbst die dringend erforderlichen Korrekturen vorzunehmen und doktern stattdessen stellvertretend an den Problemen des anderen herum. Dies muss natürlich erfolglos sein und bleiben, denn unsere eigenen Probleme können wir natürlich nur in/bei uns selbst lösen.

Wir können unsere stellvertretende Betroffenheit nun jedoch sehr effektiv nutzen, um die lange aufgeschobenen Schritte jetzt tatsächlich und ganz bewusst zu gehen.

Was also raten wir dem anderen?
Wie sollte sich der/die andere unserer Meinung nach „besser“ verhalten?
Was sollte der/die andere anders machen?

Und bei der Beantwortung dieser Fragen kommt es nun darauf an, die richtige Ebene zu finden, denn auf unseren Schultern haben wir bekanntermaßen Engelchen (Herz) und Teufelchen (Ego) sitzen und die beiden verfolgen natürlich vollkommen unterschiedliche Ziele. Unser Ego (Teufelchen) will unseren Ego-Schmerzkörper ernähren und unser Herz (Engelchen) will lieben und unserem Inneren Kind sein freies Spiel und seinen kreativen, freien Selbstausdruck ermöglichen.

Auf unseren Schultern haben wir Engelchen (Herz) und Teufelchen (Ego) sitzen.

Mit unserer stellvertretenden Betroffenheit ist es uns in der Vergangenheit erfolgreich gelungen, es unserem Ego (Teufelchen) recht zumachen. Indem wir uns immerzu und ständig um den anderen gekümmert haben und andauernd seine/ihre Gesundheit im Blick hatten, haben wir uns selbst vollkommen vernachlässigt und uns nicht um uns selbst gekümmert. Das Teufelchen (Ego) ist also bereits voll auf seine Kosten gekommen und unser Ego-Schmerzkörper wurde all die Jahre gut genährt.

Der Schmerz, den wir als den Schmerz und das Leid des anderen angesehen hatten, war dabei unser eigener, seelischer Schmerz, den wir bei uns selbst nicht sehen und nicht wahrhaben wollten und den wir auf den anderen projiziert haben.

Nun geht es also darum, dass auch mal unser Engelchen (Herz) zum Zuge kommt und dass unser Herz lieben und dass unser Inneres Kind frei spielen darf. Und wie dies gelingt, da brauchen wir jetzt nur unsere für den anderen gedachten gut gemeinten Ratschläge selbst zu befolgen.

Wenn wir aus stellvertretender Betroffenheit dem anderen gute Ratschläge erteilen.

Hier ein paar Beispiele:

„Geh doch mal wieder unter Leute. Immer ziehst Du Dich so sehr zurück. Du musst mal wieder rausgehen und unter Leuten sein, dann geht es Dir auch wieder besser.“ —>>> Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Sprecher selbst ein großes Bedürfnis hat, mal wieder rauszugehen und unter Leuten zu sein, doch offensichtlich fehlen dem Sprecher gerade die entsprechenden Freunde/Kontakte/Möglich-keiten, sodass er/sie seinen/ihren Wunsch auf den anderen projiziert.

„Lass doch mal wieder was von Dir hören. Über einen freundlichen Gruß von Dir würde ich mich sehr freuen.“
—>>> Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Sprecher sich selbst schon lange nicht mehr gegrüßt hat. Wir sind ja zwei, wir sind Ego und Geist, wir sind Kopf und Herz, wir sind Verstand und Intuition. Und viele Menschen haben ihren inneren Kontakt zu ihrem eigenen Geist verloren und wünschen sich dann, von anderen Menschen gesehen und gegrüßt zu werden.

„Ich halte es nicht aus, wie Du mit Dir umgehst. Du musst besser mit Dir umgehen, Du musst besser für Dich sorgen, Du musst Dich gesunder ernähren, Du musst mehr Sport treiben, Du musst etwas für Deine Figur tun.“ —>>> Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Sprecher sich besser um sich selbst kümmern sollte. Er/sie selbst sollte mit sich selbst besser umgehen, besser für sich sorgen, sich gesünder ernähren, mehr Sport treiben und etwas für die eigene Figur tun. Und zwar nicht nur auf der weltlichen Ebene, sondern auch und vor allem auf der seelischen Ebene (im Energetischen): sich besser um das eigenen Herz kümmern, besser mit der eigenen Selbstliebe umgehen, besser für das Innere Kind sorgen, sich mit gesünderen Energien/Gedanken/Vorstellungen/Zielen/Fantasien/Träumen nähren, seelisch beweglicher und flexibler sein und etwas für die eigene innere, seelische Haltung (Aufrichtigkeit) tun.

„Du konsumierst so viel. Ständig kaufst Du Dir neue Sachen. Ständig chattest Du. Ständig hängst Du im Internet rum und am Handy. Nie bist Du für mich oder für die Kinder da.“ —>>> Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Sprecher selbst sehr viele Gedanken konsumiert. Er/sie kauft sich bzw. verinnerlicht ständig neue Werbung und neue Vorstellungen und Erwartungen anderer Menschen (z.B. in Form von Seminaren, Kursen und Workshops) anstatt die eigene innere Kreativität zu entfalten. Ständig chattet der Sprecher in seinem eigenen Kopf herum und ist bemüht, es seinen Gedanken und allen möglichen anderen Menschen und deren Werten und Erwartungen recht zu machen. Ständig ist der Sprecher selbst abgelenkt von sich selbst und in Kommunikation und im Austausch mit anderer Leute Meinungen. Der Sprecher ist nie für sich selbst da - für das eigene Innere Kind.

„Du bist immer weg, dissoziiert und geistig abwesend. Sei doch mal da, präsent, wach, geistig, gegenwärtig und anwesend im Jetzt.“ —>>> Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Sprecher selbst ständig weg ist, sobald er/sie mit genau diesem Menschen zu tun hat. Offensichtlich springen bei ihm/ihr dann (im Bereich Partnerschaft, Freundschaft, Familie, Eltern oder Arbeitskollegen) irgendwelche Programme und Glaubenssätze mit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen an, die in anderen Lebenssituationen/Settings nicht anspringen und nicht zum Tragen kommen. Es geht bei dem Sprecher darum, selbst mit dem Herzen anwesend zu bleiben anstatt sich in Gedankengebilde und Vorstellungswelten zu verstricken. Es geht darum, dass der Sprecher selbst ständig sich selbst verliert und weg ist, sobald der andere den Raum betritt. Zu lernen gilt es, auch in Gegenwart des anderen dennoch die eigenen Wünsche und Bedürfnisse des Inneren Kindes/des Herzens zu hören, zu sehen, wahrzunehmen und ihnen Raum und Zeit und Möglichkeiten zur freien Entfaltung bereitzustellen. Es geht darum, auch in Gegenwart des anderen sich selbst zu erlauben, auch mal etwas alleine für sich/mit sich selbst machen zu dürfen.

Und man könnte noch viele weitere Beispiele anführen. Unterm Strich läuft es alles auf dasselbe hinaus: Wenn wir uns um andere kümmern und wenn wir das Leben anderer für uns so wichtig nehmen, dann vernachlässigen wir unser eigenes Leben, dann vernachlässigen wir uns selbst, dann vernachlässigen wir unser eigenes Inneres Kind. Dann leben wir nicht uns selbst, sondern dann versuchen wir uns selbst durch den anderen zu verwirklichen.

Stellvertretende Betroffenheit führt dazu, dass wir versuchen, uns selbst durch den anderen zu verwirklichen.

Und natürlich führt dies dann zu vielen Enttäuschungen, denn wenn der/die andere nicht kooperiert, nicht mitmacht und ganz etwas anderes auf dem Schirm hat, dann wird es nichts mit unserer von Herzen kommenden Selbstverwirklichung, dann bleiben wir selbst, unser Herz und unser Inneren Kind auf der Strecke.

Stellvertretende Betroffenheit erleben und erfahren wir nicht in allen Lebensbereichen, sondern nur in ganz bestimmten.

Unsere stellvertretende Betroffenheit gibt uns einen sicheren Hinweis darauf, dass wir in genau diesem Lebensbereich uns selbst an den anderen verloren haben. Wir haben uns schlicht und einfach verloren. Wir kümmern uns um den anderen und haben uns selbst verloren und aufgegeben.

Bei stellvertretender Betroffenheit haben wir uns selbst an den anderen verloren.

Ein unbewusster, tief verwurzelter Glaubenssatz (ein eigener Glaubenssatz oder auch ein möglicherweise sogar vom anderen unbewusst aufgenommener Glaubenssatz, den wir ihn uns fühlen und spiegeln) hat uns dazu angehalten, das Leben des anderen für wichtiger zu nehmen als unser eigenes. Nun gilt es, diesen Glaubenssatz zu erkennen und sich dann über ihn zu erheben. Es geht darum, dieses Gebot/Verbot/diese Selbstaufgabe/Selbstgeißelung bewusst zu beenden, aufzugeben und der Vergangenheit zu überantworten.

Es ist mehr als nur die schlichte „Erlaubnis für Neues“ erforderlich, es ist das Gebot der Stunde, die stellvertretende Betroffenheit umzuwandeln und umzukehren in eine selbstbetroffene Betroffenheit. Es geht darum, mit Disziplin, Bewusstheit und Achtsamkeit all die Impulse und Worte, die wir dem anderen am liebsten weiterhin sagen/zufließen lassen würden, auf eine neue Bahn zu lenken und uns selbst zufließen zu lassen. Es geht darum, den anderen nicht weiter als Adressat unserer gut gemeinten Ratschläge und Hinweise zu missbrauchen, sondern das, was wir dem anderen zufließen lassen wollen, konsequent an uns selbst zu adressieren.

Der andere kann uns weiterhin eine Hilfe sein, indem wir durch den anderen unsere eigenen Impulse spüren. Doch der Weg hin zu uns selbst ist, den anderen frei zu lassen und seiner/ihrer eigenen Selbstverantwortung/Selbstfürsorge zu überlassen. Der Weg hin zu uns selbst ist, alle auf den anderen projizierten Impulse ohne Taten rein seelisch zum anderen und dann mit weltlichen Taten und Umsetzungskraft zu uns selbst hinfließen zu lassen.

Unser Alltag ist voll von Situationen zum Üben des Neuen.
In unserem Alltag wird es genügend Situationen geben, in denen wir starke Impulse verspüren, zum anderen Worte sprechen zu wollen und uns dem anderen mit gut gemeinten Ratschlägen mitteilen zu wollen. Dies ist ein schier riesengroßer, innerer Drang. Doch jetzt sind wir selbst an der Reihe. Jetzt packen wir es an, uns um uns selbst zu kümmern. Jetzt nehmen wir unsere Worte und Impulse und wenden sie in unserem eigenen Leben an. Jetzt profitieren wir selbst von unserem eigenen, intuitiven, inneren Wissen, mit dem wir genau wissen, was gut für uns selbst ist (und nicht mehr „gut für den anderen“).

Unsere stellvertretende Betroffenheit ist für uns ein wichtiger, hilfreicher, nützlicher und sehr wirkungsvoller Schlüssel hin zu uns selbst, hin in unsere eigene Selbstliebe, hin zu einem neuen Leben in Freiheit und Selbstbestimmtheit. Unsere Anteilnahme, unser Mitgefühl, unsere Empathie anderen Menschen gegenüber und unsere stellvertretende Betroffenheit können uns äußerst dienliche Werkzeuge sein, zu erkennen, wie es uns selbst gerade seelisch geht und wie wir nun gut für uns selbst sorgen.

Unsere stellvertretende Betroffenheit ist ein wichtiger Schlüssel hin zu uns selbst.

Nur wenn wir selbst gesund und munter sind, nur wenn es uns selbst wirklich gut geht, nur wenn wir selbst kraftvoll, vital und lebensfroh sind, können wir mit unserem Dasein eine wahre Bereicherung sein für diese Welt, für andere Menschen und für uns selbst.

Unser Licht kann nur leuchten und strahlen, wenn wir selbst dafür sorgen, dass es leuchtet und strahlt. Wir selbst müssen unsere eigene Lampe putzen uns reinigen, sauber halten und für den passenden Leuchtstoff sorgen (Liebe). Wenn andere Menschen sich um unsere Lampe kümmern und wenn wir uns um die Lampen anderer Menschen kümmern, dann vernachlässigt ein jeder die Funktionsfähigkeit der eigenen Leuchte und ist in Abhängigkeiten und wechselseitigen Erwartungen gefangen. Dies führt zu unendlich viel Schmerz, Enttäuschung und Frustration und es ernährt bei Nachlässigkeit vor allem unseren Ego-Schmerzkörper.

Wir als Geist sind zuständig für uns selbst.

Wir als Geist sind zuständig für unseren Körper, der hier auf Erden ein Leuchtturm ist, der mit Charisma und liebevoller, freundlicher Ausstrahlung diese Welt erhellt, erleuchtet, bereichert und lichtvoll sein lässt. Unser Ego (unser Verstand, unsere Gedanken) sind die potenziellen Dunkelmacher, die unser Licht abdimmen. Unser Geist hat die Aufgabe und die Verantwortung, sich souverän über die Gedanken unseres Ego zu erheben und unser Licht leuchten und strahlen zu lassen.

Und überall, wo wir in dieser Welt unserem Gefühl einer stellvertretenden Betroffenheit begegnen, können wir sicher sein, dass genau dort unser eigenes Licht abgedimmt ist und noch nicht seine volle Strahlkraft entfaltet. Also los, ran an den Speck und saubermachen, putzen und die letzten Schmutz- und Dunkelschlieren, die durch unser eigenes Ego verursacht wurden, wegwischen, damit wir in unserer wahren Schönheit und in unsere vollen Glanze nun endlich erstrahlen können. Vor uns allen liegt eine sehr lichtvolle Zeit.