Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht …
Das neue Jahr ist da. Ich habe gerade einen Moment der Ruhe zu fassen. Für mich als Unterhaltungskünstler ist in den Wintermonaten immer eher wenig los. Und heute morgen sprang nun mein Ego auf den Plan und fragte mich: „Was WOLLEN wir machen? Was können wir tun?“
Klar - für das Ego ist Nichtstun, Nichts-um-die-Ohren-haben, keine-Projekte-am-Start-haben der blanke Horror. Unser Ego kann Langeweile einfach nicht ausstehen. Es MUSS das Nichts füllen - mit was auch immer. Zur Not mit Meditation.
Und hierdurch entsteht ein WARTEN. Wir warten darauf, dass endlich wieder ETWAS passiert. Die wenigsten Menschen (Egos) können mit Nichtstun etwas anfangen (geschweige denn es genießen).
Und genau HIER ist ein entscheidender, wichtiger Punkt zu finden: Unser Herzensfeld, das Leben, die Schöpfung, unsere innere Stimme, unser Inneres Kind, unsere Intuition versorgen uns ganz von alleine und ganz automatisch mit allen für uns relevanten Impulsen. Und wenn gerade mal KEIN Impuls von ihnen kommt, dann entsteht eben in uns eine LEERE. Wir langweilen uns. Wir warten. Und wir sind ungeduldig, wann endlich wieder etwas passiert.
Diese Gefühle: Leere, Langeweile, Ungeduld, warten, Frustration und unbefriedigt sein können wir jetzt in uns selbst erkennen, freundlich begrüßen und mit dem Bild der Transformationsfabrik in uns willkommen heißen und bewusst genießen. Und dann können wir diese Energien/Emotionen durch uns und durch die Goldenen Tür weiter zur Transformationsfabrik gehen/abfließen lassen.
Es gibt die alte Geschichte von Abraham, dem ein Sohn verheißen wurde. Doch weil er schon sehr alt war und seine Frau bisher unfruchtbar, glaubten sie beide Gott nicht ganz, wurden ungeduldig und ergriffen selbst die Initiative. Abraham und seine Frau konnten es nicht abwarten, bis Gott sein Versprechen erfüllte. Und so bekam er „einen Sohn der Ungeduld“ und dann noch den Sohn, den Gott verheißen hatte. Und natürlich stellte sich auch der dazu gehörige Ärger bald ein.
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Manches braucht einfach seine Zeit.
Reifung kann man nicht beschleunigen.
Ein Apfel braucht so lange, wie er braucht, bis er reif ist.
Meistens überbrücken wir die Zeiten des Heranreifens, indem wir uns mit anderen Dingen beschäftigen, ablenken (in den Fernseher gucken) oder uns etwas Neues vornehmen. Und dann ist plötzlich das neue Vorhaben viel wichtiger und spannender als das, was in Ruhe heran reift. Wir verlieren das Eigentliche (die Liebe) aus dem Blick.
HIER ist die Wurzel von Unheil zu finden. Wenn unser Herzensfeld, das Leben, die Schöpfung, unsere innere Stimme, unser Inneres Kind, unsere Intuition gerade mal KEINEN wichtigen Impulsen für uns haben, dann fühlen wir uns leer. Es ist nichts los. Und diese LEERE füllt dann unser Ego mit irgendeiner beliebigen Beschäftigung. Unser Ego hat keine Lust, einfach abzuwarten und Tee zu trinken und denkt sich deshalb EIGENE Sachen/Projekte/Vorhaben/Ziele aus.
Vor lauter Begeisterung für die eigenen Projekte verliert unser Ego jedoch das Eigentliche, die Herzensangelegenheiten, die Liebe aus dem Blick. Und wenn die Frucht der Liebe dann reif ist und gepflückt werden könnte (wenn unsere Zeit REIF ist für den nächsten Schritt), dann ist unser Ego so sehr mit seinen eigenen Vorhaben beschäftigt und in seine eigenen Projekte/Ziele vertieft, dass es NEIN zur Liebe sagt, „Ablenkung“ nicht vertragen kann, die Impulse des Himmels als Störung empfindet und keine Zeit zum Ernten hat. Wieder warten - doch diesmal muss die Liebe auf die Bereitschaft des Ego warten. Also ein Verschieben auf später. Und so verpasst unser Ego die Anwesenheit, die Präsenz der Liebe.
Und noch etwas passiert: ALLES, was unser Ego anpackt, KANN schief gehen. Zugleich gilt: ALLES, was unser Herz initiiert, gelingt! Es gelingt IMMER! Doch unser Ego findet sehr viel Gefallen daran, wenn das Leben SPANNEND ist. Das ist mehr Action. Diese Spannung des scheitern Könnens ist für unser Ego viel faszinierender als das sichere Gelingen im Namen der Liebe. Und deshalb ist das Ego von seinen eigenen Projekten viel faszinierter als von den Vorhaben unseres Herzens. Insbesondere Spiele mit Verlierern und Gewinnern zählen zu den größten Leidenschaften unseres Ego - himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt sein bedeutet für unser Ego Lebendigkeit pur. Das Hoffen und Bangen - die große Spannung zwischen Freude und Schmerz.
Bei Vergleichen, Wettkämpfen und Spielen mit Gewinnern sind wir voller Ehrgeiz, Adrenalin und Motivation. Beim Reifen hingegen fehlt jede Action. Da ist einfach nichts los.
Was braucht beispielsweise ein Apfel zum Reifen?
Nicht viel.
Vor allem Wasser und Sonne.
Und dies wissen auch die Menschen unbewusst. Und deshalb machen sie Urlaub und fahren an die See und trinken statt Wasser Alkohol und legen sich draußen am Strand in die Sonne. 6 Wochen haben die berufstätigen Menschen im Jahr als Zeit zum Reifen - also um sich in Ruhe aus sich selbst heraus weiterentwickeln zu können. Wir nennen dies dann „Erholungsurlaub“. Den Rest der Lebenszeit müssen sie funktionieren und verpassen das Reifen vollständig.
Ich selbst spiele nun gerade mit diesen Gedanken und mit einer neuen inneren Haltung. Ich probiere etwas Neues aus. Ich probiere aus, wie es sich für mich und mein Ego anfühlt, wenn ich die Leere erlaube und sogar genieße. Wenn ich „aktiv nichts tue“ und wenn meine Haupttätigkeit REIFEN ist.
Lustigerweise ist REIFEN ein Teekesselchen, also ein Wort mit ZWEI Bedeutungen. REIFEN ist einmal das Heranreifen einer Frucht. Und dann ist es auch der Autoreifen. Dies bedeutet, wir rollen im Leben richtig gut vorwärts wie ein Reifen, wenn wir uns Zeit für unser REIFEN nehmen. Und dies probiere ich jetzt einmal bewusst aus.
REIFEN aktiv und bewusst zu tun, bedeutet, nichts zu tun und vor allem, nichts Bestimmtes tun zu WOLLEN, nichts Konkretes besonders WICHTIG zu finden, sondern einfach nur ganz offen zu sein für den jetzigen Moment. Ich habe mir angewöhnt, mir etwas Konkretes auf den Zettel zu nehmen und dann auch etwas ganz anderes zu erlauben. Heute zum Beispiel will ich unsere Dachrinne endlich einmal sauber machen, doch jetzt schreibe ich hier diese Worte. Und so dürfen Inspirationen meines Geistes frei fließen. Wunderbar. Was ich mir „so wichtig“ vorgenommen habe, kann ich auch später noch machen. Auf diese Weise bleibe ich immer offen für die Impulse des Lebens …
… inzwischen ist etwas Zeit vergangen. Der Tag neigt sich dem Ende. Ich lese meine Zeilen nochmal durch, bevor ich sie abschicke. Und ich bemerke: Ich habe die Dachrinne NICHT sauber gemacht, sondern ich habe unsere Buchenhecke geschnitten. Dies war vorrangig dran bevor sich die neuen Triebe ausbilden, was an einigen Stellen schon zu beobachten ist. Ich habe also auch im zweiten Anlauf etwas anders getan, als ich eigentlich wollte - weil es aus dem Jetzt heraus passender war. Vielleicht reinige ich die Dachrinne morgen. Mal schauen …
Das Spannende am REIFEN ist, dass wir NICHTS aktiv dafür TUN können. Es geschieht einfach. Es passiert einfach aus sich selbst heraus. Es vollzieht sich auf ganz natürliche Art und Weise. Wir können es weder beschleunigen noch verzögern. Es geschieht in seinem eigenen Tempo/Rhythmus. Und nicht nur bei Äpfeln und Birnen, sondern auch bei Kindern, bei unserem Körper (z.B. bei Heilung nach einer Verletzungen). Und auch unsere spirituelle REIFUNG unterliegt ihrem ganz eigenen Timing.
Und nicht einmal die Mönche in einem Kloster können REIFUNG beschleunigen. Alles, was sie tun können, ist, der Reifung optimale Reifungsbedingungen zu bieten - nämlich Stille, Wasser, Luft und Licht. Doch hierzu müssen wir nicht in ein Kloster gehen, dies können wir auch in unserem Alltag, indem wir uns bewusst, achtsam, präsent und gegenwärtig wahrnehmen mit unserem Befinden, unseren Gefühlen, unserem Atmen und in unserem Tun/Verhalten.
Rituale KÖNNEN hier ein Krücke sein - doch auch nicht mehr. Denn jedes Ritual wird schnell ZU WICHTIG genommen. Und dann bekommen wir Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen, wenn wir das selbstauferlegte Ritual nicht erfüllen. Dabei geht es NICHT um das Ritual, das ja nur eine Krücke ist, sondern es geht um unsere Gegenwärtigkeit und Achtsamkeit - um unsere Selbstliebe, die wir bewusst fühlen, leben und jeden Moment wieder neu frisch einatmen.
Uns selbst mit Gegenwärtigkeit, Präsenz und Achtsamkeit fühlen, beobachten und wahrnehmen ist „Lust am Reifen zu haben“. Sozusagen uns selbst beim Reifen zuschauen und dies genießen. Erst, wenn wir lange genug GEREIFT sind, sind wir REIF - und damit wieder ein Stück gewachsen, bis wir schließlich erwachsen (erwacht) sind.
Es lohnt sich also, die LEERE und die Langeweile NICHT mit Aktionismus zu füllen, sondern das REIFEN in seiner Qualität des Reifens bewusst zu genießen, bewusst zu fühlen und bewusst und dankbar zu würdigen und wertzuschätzen.
Immer, wenn wir auf etwas WARTEN, so sind wir erfüllt mit der Energie des Mangels und von Hadern, weil das Nächste ja noch nicht da ist. Wer mit der Energie von Hadern heranreift, wird bei der Ernte bitter schmecken anstatt süß. Das Liebliche und Schöne bleibt auf der Strecke. Die Kunst ist also, NICHT zu warten und zu hadern, sondern das REIFEN entspannt zu genießen, zu würdigen, wertzuschätzen und als Prozess, der nun mal Zeit braucht, dankbar zu feiern. Wer dies kann, entschleunigt sich ganz von alleine, führt ein entspanntes Leben, tut etwas für seinen gesunden Blutdruck, harmonisiert sich selbst und sein Leben und beugt jedem Burnout effektiv vor.
„ICH REIFE“ kann also unsere neue „Tätigkeit“ sein.
„ICH REIFE“ kann unsere neue Hauptbeschäftigung sein.
„ICH REIFE“ kann unser neues Lebensmotto sein.
Und dann - um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen - können wir auch noch mit der kühnen, selbstbewussten, inneren Überzeugung heranreifen, dass wir mit REIFEN - wie auch immer - genügend Geld verdienen und ein reich erfülltes Leben führen, sodass wir wahrhaftig zufrieden, gesund und glücklich sind. Das Leben selbst wird schon gut für uns sorgen. Unser Herz, unsere Liebe und unser Inneres Kind sind immer für uns da und wissen am besten, was für uns das Optimale/Perfekte ist. Darauf können wir uns voll und ganz verlassen!
Und wir … - wir REIFEN einfach so vor uns hin, OHNE an uns oder an anderen Menschen zu zupfen, zu zerren oder zu ziehen (denn auch die anderen haben ja ein Recht darauf, in ihrem ganz eigenen Timing/Rhythmus zu reifen) ...
… denn auch Gras wächst nun mal nicht schneller, wenn man daran zieht - und dies gilt für alle Menschen, Tiere, Pflanzen und für alles Leben - und sogar für unsere Seele, unseren Geist, unsere Spiritualität und unser Erwachen ( = unser spirituelles erwachsen Werden) …
eine neue ordnung am 07. Januar 20
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