Ein neues Ego-Selbstverständnis
Ist das Ego eigentlich „an allem schuld“?
Ist das Ego tatsächlich der böse Buhmann?
Müssen wir unser Ego überwinden und hinter uns lassen?
Oder können wir zu einem neuen Ego-Selbstverständnis gelangen?
Als Menschen sind wir Körper, Geist und Seele. In dieser Dreieinigkeit kommt unser Ego schon mal gar nicht vor. Körper ist halt unser Körper, das „Ding“ oder „Gerät“ oder die Form, mit der wir als Person in Erscheinung treten und sichtbar sind.
Unsere Seele ist derjenige Aspekt von der einen Urseele, der inkarniert ist und momentan in unserem Körper sein irdisches Zuhause gefunden hat (solange unser Tagesbewusstsein aktiv und „on“ ist - nachts, wenn wir „off“ sind, kann unsere Seele unseren Körper auch verlassen und „ihre Freunde besuchen“).
Und unser Geist ist sozusagen unsere innere Stimme. Unser Geist ist die Stimme unserer Intuition, unseres inneren Kindes, unserer Liebe und unseres Herzensfeldes. Unser Geist ist geistvoll, feinstofflich und er denkt NICHT - sondern er ist Impuls und reine Intuition.
Auf der Ebene unseres Körpers haben wir dann noch die „Gegenspieler“ zu unserer göttlichen Intuition, nämlich unsere Instinkte sowie unsere Triebimpulse. Unsere Treibimpulse, unsere Gier, unser Verlangen, unsere körperlichen Bedürfnisse und Wünsche sind sehr handfest. Wir „brauchen etwas“ (zumindest unser Körper zeigt uns an, dass er etwas braucht, zum Beispiel Nahrung, Luft und Wasser).
Und dann haben wir da noch diese Spezialeinheit in uns, die wir Kopf nennen. Hier sind unser Denken sowie unser Verstand und unser kognitives Wissen zuhause. Dieses kognitive, verstandesmäßige Kopf-Wissen unterscheidet sich von unserer Intuition, die tiefes, inneres Wissen ist. Kognitives Wissen sind Formen (Gedankenformen), während intuitives, inneres Wissen formlos ist.
Und unser Kopf kann etwas ganz besonderes, nämlich lernen. Und unser Ego auch.
Die Instanz, die ich Ego nenne, betrachte ich bei unserer Geburt wie einen leeren Eimer. Als Baby haben wir noch gar kein Ego. Unser Ego entwickelt sich erst und reift langsam heran, bis es so im Alter von ca. sechs Jahren (wenn wir in die Schule kommen), da ist. Während sich die Babys noch als eine symbiotische Einheit mit der Mutter wahrnehmen, ist es die Errungenschaft unseres Ego, dass wir uns als Schulkinder als getrennt von Mama und Papa und den anderen wahrnehmen können.
Ein „Überbleibsel“ unserer Urverbundenheit ist unser menschliches Gefühl der Empathie. Auf diese Weise können wir uns empathisch und voll Mitgefühl mit jemand anderem „wie eins“ verbunden fühlen und zugleich nehmen wir uns als alleinstehend und getrennt wahr. Genial, wie das gleichzeitig funktioniert – eben weil wie diese unterschiedlichen Aspekte/Instanzen in uns haben bzw. sind.
Unser Ego ist essenziell notwendig dafür, dass wir als Individuen bewusst Erfahrungen machen und Gefühle fühlen können. Unser Ego ist sozusagen der Sitz unseres Selbstbewusstseins. Ohne Ego würden wir uns unmöglich als ein Selbst, als ein eigenständiges Wesen wahrnehmen können. Und deshalb können wir unserem Ego sehr dankbar sein, dass es es gibt.
Unser Ego ist damals entstanden, als Eva vom Apfel vom Baum der Erkenntnis abgebissen hat. Indem sie abbiss, erlangte sie die Erkenntnis, dass es sie gibt, dass sie existiert. Und sie nahm sich plötzlich als anders wahr als Adam. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Bevor Eva vom Apfel abgebissen hatte, gab es KEIN ANDERS. Es gab nur das ALLEINS, das Paradies, und eigene, persönliche Erfahrungen waren unmöglich. Mit dem Abbeißen vom Apfel entstanden das Selbstbewusstsein, das Ego sowie das ICH und das DU - und damit das Gefühl von Getrenntsein.
Auf unserem spirituellen Weg geht es nun NICHT darum, dieses Ego und dieses Getrenntsein zu überwinden, sondern sich dieser Dimension bewusst zu werden. Und dann können wir uns GLEICHZEITIG auf der Ego-Ebene als getrennt wahrnehmen und parallel hierzu auf der Seins-Ebene als „mit allem verbunden“. Getrennt und verbunden sein geht gleichzeitig. Ich kann mit meinem Fokus einfach hin und her springen zwischen Ego und Herzensfeld und schon bin ich einmal als Ego getrennt und zugleich als Herzensfeld verbunden.
Wir brauchen uns NICHT für einen bestimmten Status zu entscheiden! WIR SIND EGO UND HERZENSFELD und wir können und dürfen auch beides parallel erleben und erfahren.
Freilich funktioniert dies nur mit einem gewissen Grad an Bewusstsein. Das normale Alltagsbewusstsein reicht hierfür nicht aus. Und unser normales Selbstbewusstsein reicht auch nicht aus. Mit dem können wir uns lediglich unserer Selbst bewusst sein. Wir wissen, dass es uns gibt. Was wir Neues brauchen, das ist ein Bewusstseins-Bewusstsein. Wir müssen uns darüber bewusst werden, a) dass es uns gibt und b) dass wir ein Bewusstsein haben/sind.
Dass es uns gibt ist hier nun schon wieder missverständlich, denn es gibt uns eben mehrfach. Es gibt uns auf der Ego-Ebene als Form, als Körper. Und dann gibt es uns im Feinstofflichen, Formlosen als Energiefeld, als Herzensfeld, als Feld der Liebe. Und es ist ja richtig, dass es uns körperlich gibt und gleichzeitig auch nicht gibt. Denn auf einer höheren Ebene sind alle Formen Illusionen. Spätestens hier steigt unser Verstand natürlich aus.
Das Bewusstseins-Bewusstsein, mit dem wir uns unseres Bewusstseins bewusst sein können und auf dessen Ebene wir sagen können, es gibt uns als einen (fiktiven) Körper wie auch als feinstoffliches Sein, dieses Bewusstseins-Bewusstsein nenne ich Bewusstheit. Und mit dieser Bewusstheit kehren wir nun langsam aber sicher wieder zurück ins Paradies.
Unsere Reise der Selbsterkenntnis geht langsam zu Ende und wir verschmelzen wieder mit dem ALLEINS. Von diesem ALLEINS hatten wir uns Dank unseres Ego separiert. Durch diese Separation konnten wir uns selbst erkennen. Diese Selbsterkenntnis konnte nur mit Hilfe unseres Ego gelingen. Also auch hier nochmals ein großer Dank an unser Ego.
Mit zunehmender Bewusstheit lösen wir unser Verhaftetsein sowie unsere Identifikation mit unseren Erfahrungen und unseren Gefühlen auf. Natürlich erfahren und fühlen wir immer noch weiter, doch wir SIND NICHT MEHR unsere Erfahrungen und Gefühle. Wir können uns jetzt selbst beim Erleben und Fühlen zuschauen.
Soweit so gut …
Unser Ego ist also die Schlüsselfigur in diesem ganzen Spiel. Ohne Ego hätte nichts so stattfinden können.
Damit unser Ego seinen Job richtig gut machen konnte, musste es „anders sein als wir“ (in unserer Essenz). Es musste sein eigens Liebe-Sein vergessen. Und stattdessen wurde es mit anderen Energien aufgefüllt und betankt.
Zu Beginnt unseres Lebens war unser Ego wie ein leerer Eimer. In diesen leeren Eimer haben unsere Eltern sowie die Gesellschaft (das Kollektiv) im Rahmen unserer Erziehung fleißig viele Energien hinein gefüllt. Da wir selbst in unserer Essenz Liebe sind, waren/sind all diese Energien also Fremdenergien in unserem System. Dies wiederum war/ist wichtig als dunkler Hintergrund für unser strahlendes Lichtsein.
Wenn die Kinder Laternelaufen, sieht es einfach schöner aus im Winter bei Dunkelheit, wenn alles rings umher stockduster ist. Laternelaufen mittags bei praller Sonne am Südseestrand - da kommt einfach keine Stimmung auf.
Und genau hierfür gibt es unser Ego. Unser Ego macht alles rings herum dunkel. Es ist wie im Kino oder im Theater. Da gehen auch die Lichter aus und dann beginnt die Vorstellung. Unser Ego ist genau hierfür zuständig: es dunkel machen, damit unser Licht dann bewusst erkannt werden kann.
Wir funktionierte das mit dem Dunkelmachen nun?
WIR SIND LICHT.
Unser Ego musste also, um Dunkelheit als Hintergrund für unser Lichtsein erschaffen zu können, etwas anderes sein als Licht. Und genau HIER kommt jetzt unsere Erziehung zum Tragen. All unsere Konditionierungen, Prägungen, Glaubenssätze, Abwehrmechanismen, Vorstellungen, Erwartungen, Handlungs- und Verhaltensmuster, die wir während unserer Kindheit erlernt, verinnerlicht und installiert haben, sind FREMD-Energien in uns und ein wundervoller schwarzer, dunkler Hintergrund.
Deswegen ist auch nichts schief gelaufen. Es ist wirklich alles gut! Es lief alles voll nach Plan!
Als Kinder bildeten wir unser Ego aus, das sich mit all diesen Fremdenergien identifizierte - und da wir uns mit unserem Ego identifizierten, identifizierten wir uns mit diesen Fremdenergien. Und weil all dies unbewusst abgelaufen ist, deswegen tun wir uns heute so schwer, unsere Identifikation loszulassen. Doch unsere Identifikation ist eine Identifikation mit Fremdenergien.
Wir brauchen als NICHT unser Ego loszulassen oder zu überwinden, es genügt vollkommen, wenn wir „unserem Ego aus seinem Mantel helfen“ und seinen alten, verstaubten Mantel in die Lichtgarderobe zu den Engeln geben. Und dann kann unser Ego frei aufspielen und wir können es endlich für unsere Zwecke - für Licht-Angelegenheiten nutzen. Denn wir brauchen unser Ego weiterhin!
Denn unser Ego hat eine ganz, ganz wichtige Funktion und Aufgabe. Unser Ego ist unser Übersetzer und unser Dolmetscher. Unser Ego ist die einzige Instanz in uns, die in der Lage ist, feinstofflich-formlose Impulse unseres Herzensfeldes, unseres Inneren Kindes und unserer Liebe in dieser Welt in Erscheinung treten zu lassen (zu manifestieren). Unser Herzensfeld ist zwar liebe, KANN aber, da es selbst formlos ist, seiner eigenen Liebe KEINE Form geben. Zum Formgeben BRAUCHEN wir unser Ego.
Unser Ego IST FORM. Und zugleich versteht unser Ego das Formlose. Allein unser Ego ist in der Lage, unseren Körper zu navigieren. Allein unser Ego kann sagen „lauf los“ oder „fahre jetzt dort hin“ oder „Mund aufmachen, essen und schlucken“. Unser Ego bedient und benutzt sozusagen unseren Körper.
Keine andere Instanz in uns KANN DIES.
Unser freier Wille kann nichts tun, wenn unser Ego nicht mit zieht. Alle Raucher, die vergeblich versucht haben, sich das Rauchen abzugewöhnen, könne ein Lied davon singen. Unser freier Wille allein reicht nicht. Unser Ego muss mitmachen.
Nun war es bisher so, dass unser Ego durch unsere Erziehung konditioniert war. Unser Ego identifizierte sich mit den Werten, Normen, Moralvorstellungen, Regeln, Vorstellungen und Glaubenssätzen, die wir als Kind geschluckt haben. Und DIESEN Konditionierungen diente es.
UNSER EGO IST EIN DIENER.
Die Frage ist nur …
Wem dient es?
Auf wen hört es?
Wem gehorcht es?
Wem gegenüber ist es hörig?
Wem dient es bereitwillig?
Und bisher hat unser Ego unseren Konditionierungen gedient. Natürlich war uns dies NICHT bewusst.
Heute können wir HIER nun eine neue Entscheidung treffen. Und wir können bewusst in unser Ego hineingehen und dann sagen: „Ich, Ego, ziehe meinen alten verstaubten Mantel der Konditionierungen meiner Kindheit aus und hänge ihn in die Lichtgarderobe des Himmels. Und ich ziehe jetzt einen neuen, flotten, schicken Umhang der Liebe an mit den Farben und Spielereien meines Herzensfeldes und meines Inneren Kindes. Ich, Ego, diene jetzt einzig und allein meinem Inneren Kind!“
Und schwupp wandelt sich unser gesamtes Leben …!!!
Und unser neues Ego ist der neue Held. Jetzt aber KEIN egoistischer Held mehr, sondern ein ergebener Diener unserer Selbstliebe. Und wir können und dürfen unsere Selbstliebe sowie die Wünsche und Bedürfnisse unseres Inneren Kindes und unseres Herzensfelds DURCH unser Ego in dieser Welt zum Ausdruck bringen. Denn dafür ist unser Ego schließlich da. Spaß haben im Namen der Selbstliebe. Freude pur im Sinne unseres Inneren Kindes mit optimaler Unterstützung unseres neuen Ego.
Und unser neues Ego taugt sogar zu noch mehr. Unser neues Ego dient jetzt gerne und bereitwillig unserem Inneren Kind sowie unserer Selbstliebe (der Liebe unseres Herzensfeldes) und in dieser dienenden Funktion übernimmt unser Ego jetzt sehr gerne die Aufgabe und Funktion des Wächters und Beschützers unseres Inneren Kindes.
Unser Ego KANN beispielsweise wütend oder laut werden, wenn andere Egos der Kreativität und dem Entfaltungs- und Ausdrucksbedürfnis unseren Inneren Kindes zu wenig Raum gewähren.
Wut ist eines der Hauptgefühle und der treibenden Gefühle unseres Ego. Bisher wurden wir wütend, wenn andere Menschen (Egos) unsere Werte verletzt haben. Doch dies waren ja die Werte der Fremdenergien und Konditionierungen, mit denen wir uns illusionärer Weise identifiziert hatten. Jetzt, nachdem unser Ego den alten Mantel ausgezogen hat, macht es Sinn, wenn unser neues Ego sich FÜR DIE BALANGE UND INTERESSEN UNSERES INNEREN KINDES EINSETZT. Und da darf unser Ego auch mal (im Namen der Liebe) auf den Putz hauen und sagen: „Meine Liebe braucht hier etwas mehr Platz! Mein Inneren Kind will sich frei entfalten.“
Wenn unser Ego so forsch im Namen der Liebe vorgeht und dabei unserem Inneren Kind dient, so ist es als neues Ego mit unserem eigenen Herzensfeld verbunden, dem es ja ergeben dient, und zugleich ist es auch mit allen anderen Herzensfeldern verbunden - denen es ebenfalls ergeben dient (denn ES GIBT NUR EIN HERZENSFELD).
Wem unser neue Ego jetzt allerdings NICHT mehr dient, das sind die Konditionierungen aus der Kindheit, das sind die Muster der Gesellschaft und das sind die Erwartungen und Vorstellungen der anderen Egos (von denen ja noch eine Menge herumlaufen). Unser „erleuchtetes Ego“ handelt also im Namen der Liebe auch dann, wenn es den Egos der anderen Schmerzen zufügt. Dies kann nur deren Erwachsen befördern.
In früheren Zeiten war dies gefährlich. Und Jesus ist hierfür am Kreuz gelandet. Er handelte in Liebe und dies machte a) vielen Egos Angst und b) bereitete vielen Egos Schmerzen. Und so folterten und kreuzigten sie ihn. Heute sind diese Zeiten zum Glück vorbei. Heute können wir es uns leisten, als Liebe in Erscheinung zu treten.
Noch einmal zusammengefasst: Unser Ego ist also ein ganz zentraler und ganz, ganz wichtiger Aspekt auf unserer spirituellen Reise. Unser Ego entstand, als Eva vom Apfel abbiss und Selbstbewusstsein erlangte. Damit begann für die Menschheit die „Reise des Vergessens“ hinein IN die Welt und DURCH die Dunkelheit der Welt (der Formen). Und schließlich erleben wir heute das finale Ende dieser Reise und erlangen ein Bewusstseins-Bewusstsein (Bewusstheit). Sodass wir uns heute bewusst als mehrdimensionales, spirituelles Wesen erkennen können. MIT EINEM EGO IM SEIN.
Ego ist also toll.
Ego ist großartig.
Ego ist wundervoll.
Nur solange wir noch in der totalen Identifikation mit unserem Ego feststeckten, hatte das Ego so einen negativen Beigeschmack. Dieser löst sich nun auf und die Süße des Lebens und unseres Seins darf uns beglücken. Und wir dürfen das Leben sowohl als Herzensfeld wie auch mit unserem dienenden Ego genießen …
Wer hätte das gedacht …
Und falls es unterwegs noch stockt oder stottert …
Einfach noch einen weiteren alten Mantel ausziehen und ihn in die Lichtgarderobe hängen …