Vergebung praktizieren
Kennst Du das auch: Da gab es eine Situation und wenn Du daran denkst, dann kannst Du irgendwie einfach nicht vergeben. Du kannst nicht verzeihen, was passiert ist. Du ärgerst Dich. Du bist unzufrieden. Du haderst. Du findest es einfach doof, wie der andere sich verhalten hat bzw. was passiert ist. Vergebung scheint unmöglich zu sein. Manche Schicksalsschläge können/mögen wir nicht verzeihen.

Vergebung ist Liebe.

Vergebung praktizieren bedeutet, die Liebe des Himmels fließen lassen. Und wenn wir nicht vergeben können, dann sind wir blockiert. Dann kann die Liebe des Himmels nicht fließen und nicht heilen. Dann machen wir innerlich zu. Dann hadern wir. Dann weigern wir uns, die Energien von Verletztsein aufzulösen. Dann können wir Schmerz und Leid nicht verzeihen. Dann bleiben die negativen Energien weiterhin bestehen und können nicht durch die Liebe des Himmels aufgelöst werden.

Mitunter fühlt es sich sogar so an, dass wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir vergeben. Para-doxerweise fühlen wir uns schuldig, wenn wir vergeben. Und hierbei spielen immer zwei Aspekte eine Rolle: die Vergebung dem anderen gegenüber und die Vergebung uns selbst gegenüber. Denn sowohl der andere wie auch wir selbst können uns „falsch“ verhalten haben.

Doch dieses „Falsch“ gibt es überhaupt nicht.

Alles ist richtig.

Alles ist richtig – und sogar wichtig und notwendig, um aus Fehlern/Schmerz lernen zu können. Alles, was geschehen ist, sind wichtige und wertvolle Lektionen auf unserem spirituellen Weg, damit wir uns geistig-seelisch weiterentwickeln.

Dies ist manchmal schwer einzusehen/nachzuvoll-ziehen. Und noch schwerer ist es, das Schicksal anzunehmen und irgendwo eine Sinnhaftigkeit in dem zu erkennen, was geschehen ist.

Doch genau hierin liegt die Lernaufgabe: Es geht darum, uns darüber bewusst zu werden, welche Vorstellungen und Erwartungen wir auf der Ego-Ebene hatten. Diese Vorstellungen und Erwartungen haben uns geleitet. Wir hatten ein Ziel vor Augen – und wir haben nicht bemerkt, dass unsere Vorstellungen und Erwartungen und unser Ziel uns in die Irre geführt haben.

Wir sind von dem Weg unseres Herzens abgekommen. Wir haben unbewusst den Weg unserer Herzensfeld-Authentizität verlassen. Stattdessen haben wir uns für andere krumm gemacht, wir haben uns angepasst, wir haben auf die anderen oder auf unsere Gedanken Rücksicht genommen. Wir haben die Wünsche und Bedürfnisse der anderen wichtiger genommen als unsere eigenen Herzensfeld-Wünsche und -Bedürfnisse.

Dem Schicksalsschlag bzw. der Situation, die wir nicht vergeben können, sind wahrscheinlich verschiedene Situationen mit Krankheiten oder Unfällen voraus gegangen.

Dies war bereits ein Wink mit dem Zaunpfahl, doch wir haben ihn beiseite geschoben, nicht verstanden und haben einfach weiter gemacht wie immer.

Vergebung praktizieren trifft auf Situationen zu, in denen wir uns bereits zuvor hartnäckig geweigert haben, die Wahrheit anzuerkennen. Wir haben an unseren Vorstellungen festgehalten und wir wollen bis heute an der Wahrheit unserer Vorstellungen festhalten. Doch die wahre Wahrheit schaut nun mal anders aus als unsere Wunschbilder/Vorstellungen.

Insbesondere wenn andere Menschen uns enttäuschen und bitter verletzen, ist es schwer, ihnen zu vergeben.

Wir fühlen uns betrogen. Wir fühlen uns belogen. Wir sind erschüttert. Wir haben dem anderen viele Jahre lang vertraut und dann wurde unser Vertrauen gebrochen.

In Wirklichkeit sieht es ganz anders aus. Der andere kann überhaupt nichts dafür. Der andere hat uns lediglich unsere eigenen Energien gespiegelt. Der andere hat uns mit seinem Verhalten lediglich gespiegelt, wie wir selbst in uns selbst mit uns selbst umgehen.

So wie der andere mit uns umgegangen ist, so gehen wir jeden Tag mit uns selbst um. So wie der andere mit uns umgegangen ist, so gehen wir als konditioniertes Ego jeden Tag mit unserem Inneren Kind um.

Mit unserem konditionierten Ego folgen wir dem Außen, machen wir es den anderen Menschen recht und erfüllen die Vorstellungen und Erwartungen der anderen und was wir im Laufe unserer Erziehung gelernt/verinnerlicht haben.

Unser konditioniertes Ego bestimmt unser Leben.

Unser konditioniertes Ego geht gnadenlos über die Wünsche und Bedürfnisse unseres Herzens/unseres Inneren Kindes hinweg. Unser konditioniertes Ego ignoriert schlicht und einfach sämtliche Anliegen unseres Inneren Kindes.

Wir vertrauten unser ganzes Leben darauf, dass unser konditioniertes Ego „richtig“ handeln würde, doch unser konditioniertes Ego handelt lediglich „richtig“ aus der Sicht unserer Eltern, der Gesellschaft, der anderen, des Kollektiv, des Außen. Unser konditioniertes Ego handelt so gut wie nie „richtig“ aus der Sicht unseres Herzens (Inneren Kindes), denn unser konditioniertes Ego ist der Gegenpol zu den Wünschen und Bedürfnissen unseres Innen.

Unser konditioniertes Ego machte alles „richtig“, solange wir uns in den Mustern unserer Kindheit beweg(t)en. Überall dort, wo wir als Kind erwünscht sind, wo die Muster unserer Kindheit gern gesehen sind und wo ein angepasstes Verhalten begrüßt wird, ist das Handeln/Verhalten unseres konditionierten Ego „richtig“, passend und stimmig.

Doch das Verhalten und die Muster unseres konditionierten Ego passen nicht zu unserem Erwachsensein/Erwachtsein.

Wenn wir erwacht/erwachsen sind, dann sind wir ein autonomes Wesen in Interaktion.

Wir sind eigenständig und frei. Wir stehen für uns selbst ein. Wir stehen für die Werte, Wünsche und Bedürfnisse unseres Herzens (unseres Inneren Kindes) ein. Wir sind aufrecht und aufrichtig. Wir stehen unseren Mann bzw. unsere Frau.

Große Enttäuschungen und Vertrauensverluste treten überall dort auf, wo wir den Schritt vom Kind hin zum erwachten Erwachsenen nur zögerlich und unfreiwillig gehen. Und dann gilt es, dem anderen und sich selbst zu vergeben. Es gilt, Vergebung zu üben, weil wir zu lange an unserer Kindheit und an unserer Kindheitsrolle und den damit verbundenen Mustern festgehalten haben. Der andere musste uns dies spiegeln, sonst würden wir noch immer schlafen.
Enttäuschungen sind Situationen, in denen uns unsere Täuschung/Selbsttäuschung um die Ohren fliegt.

Die Wahrheit ist oftmals anders als uns lieb ist.

Und wer nicht hören will, muss fühlen.

Die Wahrheit, die in unserer Kindheit galt, gilt für uns als Erwachsene nicht mehr.

Unsere Kindheit ist der Gegenpol zu unserem Erwachsensein.
Die Wahrheit unserer Kindheit dreht/verkehrt sich komplett ins Gegenteil.
Die Wahrheit unserer Kindheit dreht sich um 180 Grad und stellt sich auf den Kopf.

So ist diese Schöpfung nun mal angelegt – ob wir dies nun wahr haben wollen oder nicht.

Klein und groß bilden ein Gegensatzpaar. Und so bilden auch Kindheit und Erwachsensein ein Gegensatzpaar.

Klein ist das Gegenteil von groß und Kindheit ist das Gegenteil von Erwachsensein.

Kindheit geht einher mit Abhängigkeit und Unselbständigkeit. Die anderen übernehmen die Verantwortung für ein Kind. Und hieraus resultiert nur allzu leicht, dass sich Kinder als Opfer fühlen. Wenn die anderen etwas über den Kopf des Kindes hinweg entscheiden, dann hat das Kind keine Chance.

Jeder Mensch, der sich als Erwachsener als Opfer fühlt, ist innerlich noch ein Kind. Jeder Erwachsene, der/die sich als Opfer fühlt, hat sich noch nicht über seine Kindheitsrolle und seine Kindheitsmuster erhoben.

Erwachsene können sich gar nicht als Opfer fühlen, denn sie handeln als König/Königin in ihrem Leben – autonom, frei und selbstbestimmt unter Berücksichtigung aller Umstände und Sachverhalte. Gute Könige regieren umsichtig und weise und haben immer alles voll im Blick.

Ein guter König ist ein guter Geist.

Machtbesessene Egos sind „schlechte“ Könige. Sie regieren egoistisch und sind nur auf den eigenen Vorteil/Gewinn bedacht. Ego-Könige sind ebenso „Kinder“ wie die Menschen, die sich als Opfer fühlen. Nur wer aus seinem Geist heraus König ist, hat das Große Ganze und das Wohl aller im Blick.

Erwachen/erwachsen sein bedeutet, den Schritt vom Kind zum König (Geist) zu gehen.

Und das Leben schenkt uns die hierfür erforderlichen Situationen, wenn wir diesen Schritt nicht freiwillig gehen, wenn wir zögerlich sind und wenn wir uns vor diesem Schritt drücken.

Das „Haltbarkeitsdatum unserer Kindheit“ ist längst abgelaufen.

Es ist aller höchste Zeit, aufzuwachen und aufzustehen und in uns selbst König (Geist) zu sein und in uns selbst klug und weise zu regieren, anstatt auf das Geschnöter und auf die kreischenden Gedanken unseres nervigen Egos zu hören.

Schmerzhafte Situationen und leidvolle Schicksalsschläge, die wir im Nachhinein mühsam annehmen und vergeben müssen, können wir nur vermeiden/vorbeugen, indem wir rechtzeitig und freiwillig die anstehenden Entwicklungsschritte gehen.

Entwicklung bedeutet Ent-Wicklung.

Entwicklung bedeutet also, die Verwicklung mit unserer Kindheit zu beenden und aufzulösen. Ent-wicklung bedeutet, die Identifikation mit unserer Kindheits-Ego-Ich-Identität ganz bewusst aufzulösen. Und hierzu gehört eben auch, sich über Glaubenssätze, unbewusste Prägungen und heute nicht mehr vorteilhafte Verhaltensmuster bewusst zu werden.

Vergebung werden wir überall dort praktizieren müssen, wo wir zu lange – über das Haltbarkeitsdatum hinaus – an alten Mustern und Gewohnheiten, Ansichten, Vorstellungen und Erwartungen festgehalten haben.

Das Leben liefert uns ganz von alleine und mit Leichtigkeit hunderte Situationen, in denen wir die Zeichen der Zeit erkennen können, in denen sich uns der Wandel offensichtlich zeigt, in denen wir erkennen können, dass es an der Zeit ist, ein Update zu machen und Altes loszulassen. Hierbei geht es vor allem um das Loslassen von alten Gedanken, alten Vorstellungen und veralteten Erwartungen. Es geht vor allem um das Loslassen von alten Energien, die seit unserer Kindheit und bis heute immer noch in uns schwingen und die ihren Dienst längst getan haben.

Das bereitwillige Loslassen von Energien ist der Schlüssel für unser Erwachen/Erwachsensein/Geistsein.

Das Festhalten an den Energien unserer Kindheit können wir uns nun heute vergeben.

Die alten Energien erkennen.
Das Festhalten anerkennen.
Das Festhalten vergeben.

Loslassen.
Und offen sein für Neues.
Fertig.

Vergebung ist der schnellste und kürzeste Weg ins Licht.

Denn Vergebung ist Licht.

Vergebung ist Liebe.

Je tiefer wir uns emotional auf Vergebung einlassen, desto beeindruckender sind unsere Erfolge auf unserem spirituellen Weg des Erwachens.