Staunen – wer kann das heute noch?
Wer kann heute noch staunen? Ich meine das positiv erfüllte Staunen, das Begeistertsein, das Ergriffensein, das von-Freude-erfüllt-sein.

Natürlich kennen wir alle die oftmals eher negativ geprägte Variante von Staunen: wenn wir „erstaunt sind“, wenn wir es nicht fassen können, wie dieses oder jenes passieren konnte, wenn uns etwas erstaunt. Dieses Erstauntsein ist die Ego-Variante von Staunen und basiert auf unseren Vorstellungen und Erwartungen – und dann kam es anders als gedacht.

Staunen und ergriffen sein.

Staunen in seiner Reinkultur ist ein Ergriffensein in angenehmer, positiver Art und Weise von einem Phänomen, das „künstlerisch wertvoll ist“. Wenn wir in den Zirkus gehen, so versetzen uns die Artisten und Akrobaten in Staunen. Und wenn wir in eine Kunstgalerie, in ein Museum oder in eine Ausstellung gehen und dort die Kunstwerke betrachten und auf uns wirken lassen, dann geraten wir ebenfalls oftmals ins Staunen.

Und auch wenn wir die Natur lieben und die Natur betrachten und bezeugen, so geraten wir über die kleinen und großen Wunder der Natur ins Staunen. Unser neues Ich liebt dieses Staunen. Wir können voll Andacht, Liebe und Hingabe eine schöne Blume betrachten. Wir staunen bezüglich ihrer Schönheit, bezüglich ihres Anmuts, bezüglich ihrer Grazie und Feinheit. Wir staunen über das Wunder, wie sie in ihrer Differenziertheit mit all ihren Facetten und Aspekten zum Ausdruck kommt. Wir staunen, in welch zauberhafte Form die universale Liebe sich gekleidet hat und in Erscheinung tritt.

Staunen über die Wunder dieser Welt.

Und natürlich können wir auch grandiose Natur staunend erleben und uns von tosenden Wasserfällen, bis in den Himmel ragenden Berggipfeln, steilen Felsenklippen am Meer und durch die Schöpfung, das Leben sowie durch Wind und Wetter geformte urtümliche Naturlandschaften in Staunen versetzen lassen.

Das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, erfüllt uns mit einer wohltuenden Energie von Begeisterung und Staunen. Wir lassen die Natur ganz direkt und ungefiltert auf uns wirken und fühlen und spüren ihre Kraft, Stärke und Gewaltigkeit sowie auch Anmut, Schönheit und Feinheit in und mit unserem Herzen - in und mit unserem Herzensfeld-Ich, mit unserem neuen Ich.
Wir lassen uns emotional berühren.

Wenn wir staunen, dann erlauben wir, uns von dem, was wir im Außen um uns herum wahrnehmen, emotional berühren zu lassen. Wir fühlen unser eigenes Innen über das Außen – denn in uns selbst gibt es einen
Aspekt, der dem Phänomen, das wir gerade im Außen wahrnehmen, exakt entspricht.

Irgendwo tief in uns selbst sind wir so schön und so zart und so fein und so zerbrechlich wie eine wunderschöne Blume. Irgendwo tief in uns drin sind wir so stark, kraftvoll, gewaltig und groß wie ein tosender Wasserfall oder wie ein in den Himmel aufragender Berg. Irgendwo tief in uns drinnen sind wir so weit wie das Meer, so strahlend, leuchtend und hell wie die Sonne, so ergiebig wie der Regen, so reich wie eine gute Ernte und so fest verwurzelt und standhaft wie ein mächtiger Baum.

All die vielen Wunder dieser Erde spiegeln auf der weltlichen Ebene die schier unendlich vielen Facetten und Aspekte unseres eigenen Seins – unseres seelischen Daseins, unseres göttlichen Selbst, unseres neuen Ich.

Sich selbst im Staunen erkennen.

Wir können uns nun bewusst machen, wo wir gerne hinreisen, was wir gerne machen und von welchen Phänomenen und Ereignissen wir uns gerne in Staunen versetzen lassen. All dies sind wir. Zu all diesen Wundern fühlen, spüren und haben wir in uns einen inneren Zugang – eine Verbindung.
Das Staunen des Ego.

Und klar – natürlich staunen Menschen auch über die Errungenschaften unserer Zivilisation: über bis in den Himmel hoch hinauf ragende Wolkenkratzer, über schnelle Sportwagen, über riesengroße Luxusjachten, über schicke Schuhe, ausgefallenen Modekollektionen und über besondere Frisuren.

Überraschung und Erfülltsein.

Staunen birgt in sich stets die Energie von Überraschung – und zwar in einer positive erfüllenden Art und Weise. Unser Staunen erfüllt uns. Durch unser Staunen bereichert uns etwas, was wir im Außen wahrnehmen, in unserem Innen auf einer emotionalen Ebene.

Staunen ist somit das emotionale Pendant zu Erkenntnis.

Staunen und Erkenntnis.

Erkenntnis haben wir im Geist. Erkenntnis ist eher eine kognitive Ebene. Erkenntnis auf der Ebene unseres Geistes bedeutet, dass wir etwas aus unserem Herzen heraus erkannt haben. Durch Ereignisse, Geschehnisse oder Erlebnisse im Außen haben wir Erkenntnis über irgendeinen Zusammenhang erlangt und hierdurch haben wir uns an unser tief in uns selbst schlummerndes inneres Wissen erinnert.

Unsere Erkenntnis lässt uns die Weisheit und das Wissen unseres Herzens (unser inneres Wissen) bewusst werden.
Unser Staunen lässt uns die Wunder dieser Welt fühlen.

Man könnte auch sagen, Erkenntnis ist eher dem männlichen Pol zuzuordnen und Staunen ist eher dem weiblichen Pol zuzuordnen.

Erkenntnis ermöglicht es uns, Dinge, Phänomene und Zusammenhänge geistig-kognitiv zu erfassen und in Worte zu kleiden.

Staunen beeindruckt/berührt uns emotional jenseits aller Worte in der Stille unseres Seins.

Sich dem Staunen bewusst öffnen.

Es lohnt sich, sich dem Staunen jetzt wieder bewusst zu öffnen. Es lohnt sich, häufiger mal ganz bewusst still zu sein und zu staunen. Wir können über Kleinigkeiten staunen: über die Tautropfen auf einem Grashalm, über das Moos in unserem Garten, über die Rinde/Borke eines dicken, alten Baumes, über eine Blüte einer schönen Blume oder eines Apfelbaums, über einen Schmetterling in seiner Leichtigkeit, über einen Raubvogel am Himmel, über einen Klecks Butter, wie er in der heißen Pfanne schmilzt und zerläuft, über blubbernde Schaumseifenblasen in der Badewanne, über ein schnelles Auto auf der Autobahn, über die Struktur und die Körner eines Brotes, über die Fähigkeit von Efeu, sich empor zu ranken, über unseren eigenen Körper mit all seinen Körperfunktionen, über die Fähigkeit der Wundheilung, über alles, was uns im Leben so begegnet.

Staunen und Dankbarkeit.
Staunen und Dankbarkeit liegen sehr nah beieinander.

Durch Achtsamkeit in unserem Alltag kommen wir dem Staunen näher. Wenn wir über die Alltäglichkeiten und Kleinigkeiten in unserem Leben in der Lage sind zu staunen, dann können wir auch leicht dankbar sein. Und Dankbarkeit ist eine hervorragende Energie zur Erhöhung unserer Schwingung, unserer Frequenz, unserer Energie, unserer Herzensfeld-Selbstliebe. Dankbarkeit fördert Gelassenheit und fördert somit unsere Gesundheit.

Nur dort, wo wir sauer und undankbar sind, können wir krank werden. Krank werden bzw. krank machen kann uns immer nur unser altes Ich. Unser neues Ich IST Gesundheit. Also entscheiden wir uns doch lieber für eine Sicht/Haltung von Dankbarkeit und Staunen, dann ist unser Leben leichter, schöner und freudvoller.

Wenn wir uns ärgern . . .

Wir können uns nur über „etwas“ ärgern, weil es da ist, weil es existiert. Dass es da ist, dafür können wir dankbar sein. Wir können uns über unser kaputtes Auto nur ärgern, weil wir ein Auto besitzen. Also seien wir doch dankbar, dass wir ein Auto haben anstatt uns über unser Auto zu ärgern.

Wir können uns über unseren kranken Körper nur ärgern, weil wir leben, weil wir einen Körper haben, weil wir Arme und Beine und einen Kopf haben. Also seien wir doch lieber dankbar für unseren Körper, dass wir leben, dass wir unseren Körper haben und dass wir zwei Arme und zwei Beine und einen Kopf haben.
Wir können uns über unseren Partner/unsere Partnerin nur ärgern, weil wir einen Partner/eine Partnerin haben. Also seien wir doch lieber dankbar dafür, dass wir nicht alleine leben und dass wir unser Leben mit einem anderen Menschen teilen dürfen.

Wir können uns über unsere Kinder nur ärgern, weil wir Kinder haben. Also seien wir doch lieber dankbar dafür, dass wir Kinder haben und sehen können, was sie für tolle Dinge machen können und wie sie wachsen und gedeihen und größer und eigenständiger werden. Unsere Kinder bereichern unser Leben und diese Welt.

Alle Formen sind zerbrechlich.

Wenn wir auf alles verzichten würden, was kaputt gehen oder worüber wir uns ärgern könnten, dann müssen wir uns eingestehen, dass alle Formen kaputt gehen können und somit unsere Vorstellungen und Erwartungen enttäuschen. Wir müssten also auf alle Formen verzichten. Was ist das dann noch für ein Leben?

Viel klüger ist es, über die Existenz all der vielen wundervollen Formen zu staunen und dankbar zu sein, dass es sie gibt. Nicht die Formen sind falsch oder kaputt oder ein Ärgernis für uns, sondern unsere eigenen Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der in unserem Leben existierenden Formen sind fehlerhaft und bedürfen einer Korrektur. Nicht die Formen als solche machen uns sauer, sondern es sind unsere eigenen Vorstellungen und Erwartungen in Bezug auf die Formen, die uns verärgern und sauern und krank machen.

Über Formen staunen und unsere Vorstellungen überprüfen.

Finden wir also einen neuen Umgang mit unseren Vorstellungen und Erwartungen und bewerkstelligen erfolgreich das Kunststück, anzuerkennen, dass die Formen in unserem Leben einzig dazu existieren, unsere „falschen“ Vorstellungen und Erwartungen zu korrigieren. Die Formen dienen nicht dazu, unsere Vorstellungen und Erwartungen zu erfüllen, sondern die Formen in ihrem Sosein zeigen uns auf, bei welchen Vorstellungen und Erwartungen wir einer Illusion/Täuschung unterliegen, sodass wir die Ent-Täuschung jetzt fühlen dürfen und unsere Vorstellungen/Erwartungen bereitwillig korrigieren.

Die meisten Vorstellungen und Erwartungen, die heute einer Korrektur/Ent-Täuschung bedürfen, sind noch konditionierte Prägungen und Muster aus unserer Kindheit. Sie gehören noch zu unserer Kindheits-Ego-Ich-Identifikation (zu unserem alten Ich). Unser neues Ich möchte sich frei entfalten und dies geht nur, wenn wir uns durch die alten Vorstellungen/Erwartungen nicht länger einschränken, begrenzen, limitieren.

Jetzt unser neues Ich bewusst leben.

Staunen hat immer etwas damit zu tun, das, was jetzt im gegenwärtigen Augenblick in unserem Wahrnehmungsfeld auftritt, zu bestaunen und bejahend anzuerkennen. Staunen ist somit eine vortreffliche Übung/Praxis, um im Hier und Jetzt präsent und gegenwärtig zu sein.

Staunen, Achtsamkeit, Gegenwärtigkeit, Präsenz, Dankbarkeit, Freude, Frieden, „Ja“ sagen – all dies liegt auf einer Linie. Diese Energien entsprechen sich. All diese Energien schwingen in der Energie der universalen Liebe.

Staunen, Achtsamkeit und Präsenz.

Bereichern wir unseren Alltag mit Staunen, so bereichern wir unser gesamtes Leben.

Die besondere Kunst liegt darin, darüber zu staunen, wie andere Menschen ihr Leben anders leben als wir und damit auf ihre Weise glücklich sind - bzw. sich selbst Aufgaben für ihre persönliche, seelische Entwicklung stellen.

Wenn wir unser Erstaunen kundtun, dann liegt diesem Erstaunen unseres Ego/unseres Verstandes stets eine Wertung, eine Bewertung, ein Urteil zugrunde.

Staunen ist frei von jeglicher Wertung einfach ein direktes Fühlen.

Überall wo wir erstaunt sind, sind wir Ego. Da haben sich unsere Bewertungen, Muster und Urteile eingeschlichen und „verschmutzen“ das Klima/die Stimmung.

Erstaunen in ein Staunen wandeln/transformieren.

Um das eigene Erstaunen in ein Staunen zu wandeln/zu transformieren kann eine neue Haltung beispielsweise sein, anerkennend zu staunen, dass es auch anders geht. Letztendlich „führen alle Wege nach Rom“. Und auch wenn Menschen sich noch für den ein oder anderen Umweg entscheiden, so sind die Erfahrungen dieses Umwegs für sie gewiss noch sehr wichtig, bedeutsam und hilfreich. Ja, es kann sein, dass wir selbst auf diese und jene zusätzliche Erfahrungen verzichten können, weil wir auf eine andere Art und Weise lernen, doch jeder Mensch lernt eben unterschiedlich und jeder Mensch geht seinen ganz eigenen, individuellen Weg, den so in dieser Art und Weise kein zweiter Mensch jemals gehen wird.

Also liegt es an uns, einen Umgang damit zu finden, wenn andere Menschen andere Wege gehen und wenn andere Menschen andere Erfahrungen für ihre Entwicklung brauchen/benötigen. Wir selbst sind nur für uns selbst das Maß der Dinge - nicht für die anderen.

Staunen, wer was wie und wie lange braucht.

Ja, manchmal dürfen wir staunen, wer was wie und wie lange braucht, um auf seinem/ihrem persönlichen Lebensweg die entscheidenden Aufgaben gemeistert und die individuell notwendigen Erfahrungen gemacht zu haben. Und wir selbst sind davon nicht ausgenommen, auch wir selbst stehen möglicherweise bei uns selbst auf der Leitung und haben noch gar nicht mitbekommen, dass wir selbst schon seit längerer Zeit ein „Ja“ verweigern und an einem Punkt feststecken, den wir einfach nicht wahrhaben wollen. Das Feststecken des anderen spiegelt uns dann lediglich unser eigenes Festecken. Gehen wir selbst jetzt weiter, so wird auch der andere weiter gehen.
Wir dürfen nun also offen sein und staunen, wo unser eigener Weg uns jetzt lang führt, welche neuen Erfahrungen unser Weg für uns bereit hält, wem wir begegnen und welche Aufgaben und Tätigkeiten nun auf uns warten.

Staunen, dass es weiter geht . . .
Staunen, wo entlang es weiter geht . . .
Staunen, wie es weiter geht . . .

Staunen, dass das Leben (möglicherweise) etwas anderes mit uns vor hat als wir es bisher dachten und dass das Leben es gut mit uns meint . . .

Eine neue Haltung könnte sein . . .

. . . ja, ich bin bereit, über meinen eigenen Weg zu staunen . . .
. . . ja, ich staune über mich selbst . . .

Staunen ist Fülle.
Staunen ist Dankbarkeit.
Staunen ist ein reiches Leben.
Staunen bezeugt unsere Achtsamkeit.
Staunen ist präsent sein im Hier und Jetzt.

Staunen ist ein guter Begleiter auf unserem Lebensweg . . .