Wir erkennen uns selbst im Erlauben des Gegenpols
Erst indem wir JA zum NEIN sagen, erkennen wir unser JA zu uns selbst.

In meinem Beitrag „Wir sind ZWEI Egos“ hatte ich darüber geschrieben, dass wir ein konditioniertes Ego haben, das in unserer Kindheit von unseren Eltern sowie der Gesellschaft geprägt worden ist, dass wir ein zweites Ego haben, nämlich unser ureigenes Ego, das gerne und bereitwillig der Liebe unseres Herzensfeldes dient, und dass wir drittens HERZENSFELD SIND. Und alle Erfahrungen, die wir machen, machen wir DURCH/MIT einem dieser beiden Egos. Wir DIENEN den Vorstellungen der Vergangenheit. Oder wir DIENEN dem Jetzt.

Heute eine beispielhafte Geschichte, wie wir uns im Erlauben des Gegenpols selbst erkennen können …

Einmal, da waren Annebell und Klaus zu Besuch bei ihren Freunden. Und Annebells Freundin Sabine hatte Lust auf Sport und fragte Annebell, ob sie nicht Lust hatte, mitzumachen. Zwar war sich Annebell etwas unsicher, doch sie sagte Ja und machte mit. Gesagt getan borgte sie sich ein paar Sportklamotten von Sabine aus und los ging es.

Sabine liebte es, auf den Fernsehbildschirm zu schauen und die Übungen nachzumachen, die ihr Lieblingsfitnesstrainer dort vormachte. Und Annebell wusste, dass ihr Klaus so etwas zutiefst verurteilte. Deswegen hatte sie ja auch solche Bedenken gehabt, ob sie überhaupt mitmachen sollte. Klaus und Manni (Sabines Mann) saßen derweil oben in Mannis Zimmer und schnacken, während Annebell und Sabine unten im Wohnzimmer Vollgas gaben und richtig ins Schwitzen kamen.

… und dann kamen Klaus und Manni irgendwann die Treppe herunter. Und als Annebell dies bemerkte, bekam sie zusätzlich Schweißausbrüche. Denn sie hatte wirklich Null Bock auf Klaus‘ Kommentare und dumme Sprüche …

Die beiden Männer standen im Türrahmen, hielten jeder eine Bierflasche in der einen Hand, grinsten freundlich herüber und zeigten mit der anderen Hand eine klare Geste: DAUMEN HOCH. Das war Anerkennung pur!

Annebell konnte es nicht fassen. Ganz offensichtlich hatte sich ihr Klaus von Manni „anstecken“ lassen. Der fand das nämlich richtig super, dass seine Sabine sich mit Fernseh-Fitness top fit hielt. Annebell traute ihren Augen nicht. Sie prüfte und fühlte und spürte in sich hinein sowie auch nach außen und checkte die Lage - doch Klaus schien es tatsächlich ernst zu meinen mit seinem DAUMEN HOCH.

Als sie später nach Hause gingen, konnte Annebell nicht mehr an sich halten und fragte: „Schatz, war das vorhin ehrlich Dein Ernst? Meintest Du wirklich, was Du zeigtest? Ich meine: fandest Du wirklich gut, wie ich da rumgehampelt bin?“

Und Klaus schaute seine Annebell nur liebevoll an …
Und wartete einen Moment …
Und da erkannte Annebell auch schon selbst …
Und Klaus gab ihr liebevoll einen Kuss auf die Wange …

Klaus war all die Jahre immer nur IHR SPIEGEL gewesen.
Klaus hatte niemals anders gekonnt, als sie so zu bewerten, wie sie es selbst tat.
Klaus musste den „Arsch-Engel“ für sie spielen, damit sie sich selbst erkennen konnte.
Und dies tat sie jetzt in diesem Augenblick.

Sie selbst hatte sich mit ihrem eigenen Ego für das, was sie von Herzen gerne Tat, jeden Tag und immer und immer wieder auf’s Neue verurteilt - und zwar bis auf’s Äußerste. Sie selbst (ihr eigenes konditioniertes Ego, mit dem sie sich seit ihrer Kindheit identifizierte) hatte kein gutes Haar an ihr lassen können. Sie selbst ging seit vielen Ehejahren ganz genauso mit sich um, wie ihre Eltern damals mit ihr umgegangen waren. Sie selbst urteile hart und streng über sich. Sie selbst be- und verurteilte sich in allen möglichen Situationen - und vor allem immer dann, wenn Klaus mit dabei war.

Doch es war nicht Klaus als Person, als Mensch, der „Schuld“ hatte, sondern Klaus spiegelte lediglich die Ego-Energie ihrer eigenen Eltern (insbesondere ihrer Mutter). Sie begegnete also in ihrem Familienalltag ständig „den mahnenden/urteilenden Blicken ihrer Mutter“ anstatt ihrem lieben Ehemann.

Dies erkannte Annebell jetzt.

Und dann geschah etwas Unglaubliches … - Annebell registrierte, dass Klaus sie jetzt plötzlich so annahm, wie sie wahr. Und Annebell musste erkennen und anerkennen, dass er ihr Verhalten positiv und gut finden konnte, obgleich er so etwas für sich selbst strickt ablehnte. Ihr lieber Klaus würde sich niemals vor einen Fernsehbildschirm ins Wohnzimmer stellen und Sportübungen machen. Er ging lieber raus in die Natur joggen. Und anschließend dachte er SICH SELBST ein paar schöne Übungen aus zum Dehnen und Kräftigen.

Klaus war kein Nachmacher, sondern ein Vormacher. Doch sie selbst war gerne eine Nachmacherin. Und all die Jahre glaubte sie, dass Klaus sie hierfür verurteilen würde. Und das hatte er auch getan - häufig sogar. Jedoch nur deshalb, weil sie sich selbst dafür verurteilt hatte. Jetzt hatte Klaus seine Spiegel-Funktion beendet. Der Dornröschenschlaf war zu Ende. Die 100 Jahre waren um und die Dornenhecke ging auf. Und für Annebell fühlte es sich wirklich ganz authentisch und echt so an, als würde und dürfte jetzt endlich ihr ureigenes, himmlisches Ego sie als Herzensfeld KÜSSEN.

Die Dornenhecke war das Symbol für das konditionierte Ego. All die Vorstellungen, Muster, Prägungen, Glaubenssätze, Versprechungen, Regeln, Normen und Erwartungen des Außen waren die schrecklich pieksigen Dornen der Hecke, in denen sich jeder Prinz verfangen und elendig sterben musste. Doch jetzt waren die 100 Jahre um und die Dornenhecke öffnete sich wie von Zauberhand und ganz von alleine.

Es ging in diesem Märchen NICHT um Dornröschen und auch NICHT um den Prinzen, sondern es ging allein um die Dornenhecke, die ein Symbol für die begrenzende Vorstellungswelt unseres konditionierten Ego ist. Und unser konditioniertes Ego brauchte seine Zeit („100 Jahre“), bis es reif genug war, damit wir es nun pflücken und die reifen, süßen Früchte essen und genießen können: EINE NEUE ORDNUNG (die Ordnung unseres Herzensfeldes) sowie BEWUSSTHEIT.

Nachdem sich die Hecke aufgetan hatte, konnte Annebells ureigenes himmlisches Herzensfeld-Ego leicht und frei DURCH die Hecke jeglicher Vorstellungen hindurch tänzeln und sie (ihr Inneres Kind, das in ihrem Herzensfeld schlief) (wach) küssen. Sie brauchte eigentlich nicht einmal WACH geküsst zu werden, denn sie war eben selbst in genau demselben Augenblick wach geworden.

Dass Klaus Annebell bejahte geschah ebenfalls in demselben Augenblick, in dem sich Annebell auch selbst von sich aus bejahte. Was für ein Zufall - bzw. eine wundervolle Fügung/Synchronizität …

Ja … - ein Wunder …

Annebell hatte ihren Klaus in seiner Spiegelfunktion jetzt erkannt. Und Annebell hatte ihr eigenes konditioniertes Ego, mit dem sie sich all die vielen Jahre identifiziert hatte und das sie immer so heftig verurteilt hatte, ebenfalls erkannt. Und dies beides hatte sie ANERKANNT. Dies beides hatte sie bejaht.

Annebell sagte JA dazu, dass ihr Klaus immerzu hatte NEIN sagen MÜSSEN. Und Annebell sagte JA dazu, dass ihr konditioniertes Ego ebenfalls immer NEIN sagen musste. Dieses NEIN-sagen und Verurteilen war nun mal das Typische, die Struktur, die typische Charaktereigenschaft ihres Ego - und eines jeden Ego. NUR SO KONNTE sich überhaupt Schatten bilden. NUR SO konnte sie selbst DEN GEGENPOL erfahren, erleben, fühlen und wahrnehmen.

In ihrem bisherigen Leben (inklusive aller bisherigen, früheren Inkarnationen) war es einzig und allein darum gegangen, DEN GEGENPOL zu erfahren, zu erleben, zu fühlen und wahrzunehmen. DIES WAR DER SINN IHRES BISHERIGEN LEBENS GEWESEN.

Und jetzt - mit dieser Erkenntnis/Erleuchtung - konnte sie dies NUN annehmen, bejahen und in LIEBE umarmen. JA, alles durfte genau so sein, wie es war.

Und in diesem ANNHEMEN DES NEIN, IN DIESEM ANNEHMEN DES GEGENPOLS spürte, fühlte und erahnte Annebell bereits IHR JA ZU SICH SELBST …

Und dies war jetzt für sie der Ober-Hammer …!

Sie hatte kaum das NEIN und den Gegenpol akzeptiert, da stieg in ihr auch schon ihr JA ZU SICH SELBST als eine überwältigend riesengroße, liebevolle, freundliche, wohlwollende Energie auf. Plötzlich wie aus heiterem Himmel KONNTE Annebell sich tatsächlich SELBST ANNEHMEN.

SIE KONNTE JA ZU SICH SAGEN.

Sie KONNTA JA dazu sagen, dass sie selbst Spaß am „Sport vor dem Fernseher“ hatte und dass ihr Klaus dies für sich niemals tun würde. Beides durfte in dieser Unterschiedlichkeit gleichberechtigt und gleichwertig nebeneinander stehen, existieren und so stehen bleiben - und zwar FREI von Hadern. Niemand musste „anders sein“, weder sie selbst noch ihr Mann.

Und jetzt kam noch das I-Tüpfelchen obendrauf: Annebell erlaubte es sich, dass sie und ihr Klaus sich lieben durften, auch dann, wenn sie NICHT so viele Gemeinsamkeiten hatten, auch dann, wenn sie NICHT ALLES zusammen machen, auch dann, wenn sie NICHT immer den gleichen Geschmack hatten, auch dann, wenn sie verschiedene, ganz unterschiedliche Vorlieben und Leidenschaften hatten. Es war das Band der Liebe, mit dem sie sich verbunden fühlten, ganz unabhängig davon, ob ihr Alltagsverhalten dies widerspiegelte.

Es gab ja genügend Dinge, Interesse, Haltungen und Einstellungen, bei denen sie gut zueinander passten. Die tranken beide so gut wie keinen Alkohol, rauchten nicht, achteten auf eine gesunde Ernährung, hatten einen ähnlichen Ordnungssinn und behandelten Krankheiten beide eher auf natürlichem Wege. Doch in ihrem Verhalten, bei ihren Hobbys und Interessen, dort passte eben NICHT ALLES. Und dies war jetzt das erste Mal für Annebell vollkommen ok. Und sie konnte würdigen, dass es ETWAS gab, das gut passte und etwas anderes, was unterschiedlich war. Und dies war jetzt ok für sie, gut und richtig so. Auf diese Weise hatten BEIDE Seiten der Medaille Platz in ihrem Leben - Schatten UND Licht.

Was für ein Frieden …

Ja - ein großes, breites, freudiges Gefühl von Frieden breitete sich in ihr aus, denn sie erlaubte es sich endlich, dass die Schattenseiten, die Gegenpole, die Unterschiedlichkeiten, die Verschiedenheiten, die NEINS, die Ungleichheiten einfach so DA BLEIBEN DURFTEN. Sie durften da sein und da bleiben und musste NICHT MEHR gleichgemacht werden. Puuhhh - endlich … - endlich hatte sie sich von der zwanghaften Gleichmacherei befreit, erlöst und über sie erhoben.

Unterschiedliches DURFTE unterschiedlich BLEIBEN ….

Und JEDER durfte SICH in seiner Unterschiedlichkeit FREI leben und ZEIGEN …

Und JEDER DURFTE den anderen TROTZ Unterschiedlichkeit LIEBEN …

Was für eine Befreiung …
Was für ein Geschenk …
Was für eine Erleichterung …
Was für ein wundervoller, lichtvoller Moment …

Ja - so konnte das Leben nun weiter gehen …

Nein ist Nein …
Und JA ist JA …
Unterschiedliches ist unterschiedlich …
Und Gleiches ist gleich …
Verschiedenes ist verschieden …
Und nicht muss mehr irgendwie zurechtgebogen, angepasst oder zwanghaft harmonisiert werden …

Alles darf so sei und so bleiben, wie es ist …
Alles hat so wie es ist, seinen Wert …

Ja sagen …
Frieden erlauben …
Lassen …

„Let it be …“ sangen schon die Beatles …

Und „All you need is LOVE“ sangen sie auch …

Und mit beidem hatten sie schon damals recht …

Jetzt hatte Annebell dies endlich geblickt …

Eine Tür - ja, ein großes, weites Tor zu einer neuen, lichtvollen, liebevollen, himmlischen Welt öffnete sich ihr durch diese Erkenntnis …

Und sie ging freudig hindurch und genoss es sehr, wie ihr JA zu sich selbst und auch ihr JA gegenüber allem ANDEREN sie beglückte und durchströmte und erfüllte und in positiver Weise bereicherte. Sie hatte ihren Startpunkt erreicht. Ein vollkommen neues Leben begann für sie - jetzt war sie auf der Lichtseite der Brücke angekommen und lebte sich gut gelaunt, authentisch, frei und selbstbewusst aus der Liebe ihres Herzensfeldes heraus …