Erkenne Dich selbst im anderen … - Das eigene Ego erkennen. - Wie geht das?
Das eigene Ego erkennen in dem, was das Außen uns spiegelt …
Jeden Tag erleben wir es, wie die anderen mit uns umgehen. Manchmal sind sie lieb und freundlich zu uns. Und ein anderes Mal lachen sie uns aus, beleidigen uns, verstehen uns falsch und fügen uns Schmerzen zu.
Ich persönlich habe mich lange Zeit mit „dem Ego“ ganz allgemein beschäftigt, mit seiner Struktur, seiner Rolle in dieser Schöpfungsgeschichte und seinem Stellenwert für unser Erleben und Fühlen. Hierbei habe ich zwar „das Ego“ immer besser verstehen können, aber noch längst nicht „mein Ego“.
Das eigene Ego zu erkennen ist ein ganz eigener Schritt - eigentlich beinahe wie eine kleine Erleuchtung. Während wir uns bisher immer darüber aufgeregt haben, wie schlecht und ungerecht die Welt (zu uns) ist und wie unfair die anderen mit uns umgehen, können wir mit dem Erkennen unseres eigenen, persönlichen Ego „es lieben“. Wir können es plötzlich erkennen, anerkennen und so lassen, wie es ist, ohne es und ohne „etwas“ verändern zu wollen. Unser Ego darf so sein und bleiben, wie es ist.
Und ganz typisch für unser eigenes Ego ist, dass es zahlreiche Ängste hat.
Es hat vielleicht Angst vor Nähe.
Es hat vielleicht Angst vor Liebe.
Es hat vielleicht Angst vor unserer wahren Größe.
Es hat vielleicht Angst vor den Bewertungen anderer.
Es bekommt Muffensausen bei wahrem, echten Erfolg.
Es macht sich in die Hose, wenn ihm immer alles gelingt.
Es möchte schier weg rennen, wenn es tatsächlich von allen geliebt und anerkannt wird.
Es hat vielleicht Angst vor unseren spirituellen Gaben, Fähigkeiten, Talenten und Qualitäten.
Die ist so, weil sich unser Ego eigentlich über Mangel, Fehler, ungenügend sein, falsch sein und getrennt sein definiert. Unser Ego sehnt sich zwar sehr nach Erfolg, Liebe, Nähe, Gelingen und Anerkennung, doch zugleich ist es der Meinung, es habe all dies gar nicht wirklich verdient. Und wenn, dann nur auf der materiellen Ebene, im Außen, in der Welt der Dinge und Formen. Was sich dann in Statussymbolen, viel Geld, Sachwerten, Beachtung und weltlichen Sachen manifestiert. Doch all dies ist eben vergänglich. Alle Formen können und werden wir früher oder später wieder verlieren. Und dann leiden wir den Schmerz des Loslassenmüssens. Und mit diesem Schmerz nährt unser Ego dann erneut seinen Ego-Schmerzkörper.
Trotz des Wissens um all diese Zusammenhänge ist es mir lange Zeit nicht gelungen, mein eigenes Ego zu erkennen. Dies KANN NICHT gelingen, solange wie wir mit unserem Ego noch identifiziert sind. Doch in dem Moment, wenn sich diese Identifikation auflöst, können wir als wahrnehmendes Bewusstseins unser eigenes Ego „von außen“ sehen, erkennen, anerkennen und lieben. Es darf so sein, wie es ist. Und es darf so bleiben, wie es ist. Wir sind es nicht mehr länger, sondern es ist lediglich ein Aspekt unseres Daseins, der uns bestimmte (Negativ-)Erfahrungen ermöglicht.
Und nun kann ich zu meinem eigenen Ego sagen …
Ja, Du hast Angst.
Ja, Du bist scheu.
Ja, Du fühlst Mangel.
Ja, Du leidest unter Deinem getrennt sein.
Und alle Eigenarten und Eigenschaften, die mein Ego ausmachen und charakterisieren, liefern bzw. spiegeln mir die Verhaltensweisen der Menschen um mich herum sowie all die vielen Settings und Situationen in meinem Leben. Jedes Mal fühle ich etwas. Und jedes Mal kann ich erkennen, was mein Ego jetzt gerade fühlt. Doch nicht mehr ICH persönlich fühle, was ich fühle, sondern ich beobachte, was mein Ego gerade fühlt und wie es ihm momentan geht.
Und eigentlich kann ich jedes Mal, wenn ich früher „DU“ gesagt habe (DU bist …, DU machst …, DU hast …) jetzt „mein Ego“ sagen und mein eigenes Ego (mit dem ich mich jetzt NICHT mehr identifiziere) innerlich in mir erkennen.
Das „es nicht mehr so persönlich nehmen“ ist dabei beinahe wie eine gespaltene Persönlichkeit. Ich als Person identifizierte mich mit meinem Ego. Indem ich mich als getrennt von meinem eigenen Ego wahrnehmen kann, habe ich mich von meinem Ego und damit von meinem ICH abgespalten. Dies mag für einige Egos krankhaft wirken. Und das ist es aus Ego-Sicht sicherlich auch. Auch in dieser Erkenntnis können wir einmal mehr unser eigenes Ego erkennen sowie auch die Struktur des kollektiven Egos.
Paradoxerweise entsteht jedoch DURCH die Trennung von unserem eigenen Ego etwas Wunderbares, nämlich eine neue Liebesbeziehung. Mit meinem „neuen ICH“ kann ich mein Ego lieben. Ich kann mich ihm nahe fühlen. Erkennen, anerkennen und lassen ist gleich LIEBEN. Mein „neues ICH“ bin ich als wahrnehmendes Bewusstsein. Und somit kann ich mit meinem „neuen ICH“ mein „altes ICH“ (mein Ego) lieben und damit leicht integrieren. Erstaunlicherweise entsteht durch diese Trennung eine neue, „höherwertigere“, göttlichere Liebe und tatsächliche Nähe.
Gelingt uns dieser Schritt, so haben wir uns über die Ebene der Formen, der Attribute, des Sichtbaren, der Äußerlichkeiten erhoben und lieben auf der Ebene des Formlosen. DORT ist jetzt die bedingungslose Liebe möglich - ja sogar leicht möglich und sogar das Selbstverständlichste von der Welt. Die weltliche Ego-Liebe war immer an Bedingungen gebunden und abhängig von den äußeren Gegebenheiten. Dies ist jetzt vorbei. Jetzt ist die Liebe wieder FREI und fordert nichts mehr.
Die Auflösung unserer Ego-Identifikation führt paradoxer Weise zu einer neuen Nähe und zu einer neuen Liebesbeziehung mit unserem eigenen Ego-ICH. Es verhält sich eben ANDERS, als wie wir es uns dachten. Es geht eben NICHT darum, unser Ego zum Müllplatz zu bringen und dort zu entsorgen, sondern es geht darum, uns selbst auf einer neuen, höheren Ebene zu LIEBEN.
Dass dies geht, dass dies funktioniert, kann ich so fühlen.
Was hieraus erwächst, darf sich nun zeigen …
eine neue ordnung am 04. September 19
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