Sonntag, 27. Januar 2019
Gibt es ein „falsch“ und ein „richtig“?
Ja und Nein. Es kommt auf die Ebenen an …

Auf der Ebene unseres Alltagslebens, unseres Ego, gibt es Regeln bzw. Vereinbarungen, die wir getroffen haben, um ein soziales Miteinander entsprechend unserer menschlichen Vorstellungen gestalten zu können. Wer sich an diese Regeln hält, der/die handelt „richtig“. Wer diese Regeln missachtet oder verletzt, handelt „falsch“. Entscheidend für „falsch“ und „richtig“ ist dabei immer der (gesellschaftliche, kulturelle etc.) Bezugsrahmen.

Was „falsch“ oder „richtig“ ist, wird z.B. in Europa anders eingeschätzt als in Amerika, Asien oder Afrika. Und selbst innerhalb Europas hat jedes Land sein eigenes „falsch“ oder „richtig“. Und selbst innerhalb Deutschlands hat jedes Bundesland sein eigenes „falsch“ oder „richtig“. Und selbst jede Partei hat ihr eigenes „falsch“ oder „richtig“. Und sogar jede Familie hat ihr eigenes „falsch“ oder „richtig“.

Das „falsch“ oder „richtig“, wie wir es in unserer Herkunftsfamilie durch unsere Erziehung beigebracht bekommen haben, prägt uns am stärksten. Wir spüren in uns ein schlechtes Gewissen und haben Schuldgefühle, wenn wir entsprechend den Morallvorstellungen, Glaubenssätzen, Regeln, Konventionen, Normen und Erwartungen unseres Elternhauses „falsch“ handeln. Manchmal setzen wir uns während unserer Pubertät bewusst über diese Regeln hinweg und „werden erwachsen“. Doch viele Menschen „bleiben“ bis ins hohe Alter „Kind“ und befolgen auch als Erwachsene brav und artig die Konventionen und Vorstellungen, die ihnen in Kindertagen vermittelt wurden (sogenannte Glaubenssätze).

Fast alle Menschen identifizieren sich mit ihrem „richtig“. Folglich identifizieren sie sich auch mit dem, was sie als „falsch“ verurteilen, indem sie für sich klar haben: „so bin ich NICHT“ oder „das bin ich NICHT“.

Über diese weltliche Ego-Ebene hinaus gibt es dann noch die Ebene unseres Herzensfeldes. Was ist für unser Herzensfeld (im Namen der Liebe unseres Herzens) „falsch“ oder „richtig“? Sehr häufig, steht die Wahrheit (das „richtig“) unseres Herzensfeldes genau entgegengesetzt der Wahrheit (das „richtig“) unseres Ego gegenüber. Wenn wir „etwas“ tun, dann handeln wir „falsch“ aus der Sicht des Ego und „richtig“ aus der Sicht unseres Herzensfeldes. Oder wir handeln „falsch“ aus der sicht unseres Herzensfeldes und „richtig“ aus der Sicht unseres Ego. Folglich guckt IMMER einer in die Röhre. Und folglich handel ich – ganz egal WAS ich tue, IMMER „falsch“ UND „richtig“!

Ein absolutes „richtig“ gibt es nicht, denn wir alle kennen den Spruch: Aus Fehlern lernt man. Würden wir niemals NICHTS „falsch“ machen, so würden wir nichts dazu lernen können. Etwas „falsch“ zu tun ist also „richtig“! Dies ist total paradox, doch so funktioniert unser Leben. Und oftmals ist etwas „richtig“ zu tun „falsch“, weil man damit Lernen und Erwachen verhindert.

Beispielsweise kann es „richtig“ scheinen, sich rücksichtsvoll und höflich zu verhalten. Dadurch, dass ich mich immer rücksichtsvoll und höflich, zuvorkommend und liebevoll einem anderen Menschen gegenüber verhalte, entwickelt dieser Mensch aber KEINEN Leidensdruck. Und den bräuchte er/sie, um eine Motivation zu haben, „etwas“ in seinem/ihrem Leben zu verändern und sich zu entwickeln. „Aua macht schlauer“! Wo kein Aua ist, bleibt Entwicklung häufig auf der Strecke – weil ja alles gut und schön ist. Es gibt keinen Grund, etwas zu verändern …

Mit „falsch“ oder „richtig“ ist also viel Fingerspitzengefühl erforderlich und es ist ein Bewusstsein hilfreich, dass erkennt, dass mit ALLEM was ich tue oder lasse, „falsch“ UND „richtig“ BEIDES IMMER bedient wird – je nachdem aus welcher Perpektive ich mir die Sache anschaue. Somit bleibt die Waage des Lebens (die eine Waagschale voll von Negativität und die andere Waagschale voll von Positivität) IMMER ausgewogen. MEINE Kunst liegt nun dann darin, dorthin zu schauen, wo ich mich dran erfreuen möchte, denn es gilt: „Wohin Du denkst, Energie Du lenkst.“ Und wenn IMMER „falsch“ UND „richtig“ BEIDES da ist, dann kann ich …

Mich über „falsch“ ärgern … (Nein sagen zu „Falsch“)
Mich über „falsch“ freuen … (Ja sagen zu „falsch“)
Mich über „richtig“ ärgern … (Nein sagen zu „richtig“)
Mich über „richtig“ freuen … (Ja sagen zu „richtig“

Ich habe also in JEDER Situation 4 Optionen, wie ich meinen Fokus lenken und welche Energie ich in meinem System spüren und schwingen lassen will. Und hierbei gibt es zweimal Ärger und zweimal Freude. Dabei macht Ärger/Hadern (Nein sagen) uns krank und Freude erfüllt, heilt und bereichert uns in positiver Art und Weise …