Samstag, 9. Februar 2019
Was können wir vom Drachen-steigen-lassen lernen?
Wir Menschen sind Körper, Geist und Seele. Was können wir lernen und erkennen, wenn wir den Kindern zuschauen, wie sie bei kräftigem Wind ihren Drachen steigen lassen?

1) Es braucht Wind - starken Wind. Wir kennen dies auch von Flugzeugen, wenn sie starten: Flugzeuge starten immer GEGEN den Wind und NICHT MIT dem Wind. Und auch wir Menschen können besser GEGEN den Wind uns zu neuen Höhen aufschwingen, als wenn und ständig der Hintern abgewischt wird …

Und dann bleiben noch die Fragen offen …

2) Was ist der Drache?
3) Wer hält die Schnur?
4) Wer oder was ist die Schnur?
5) Wie verhält es sich bei einem Lenkdrachen mit zwei Schnüren?

Wenn wir unser Wissen erweitern wollen, so brauchen wir NICHT schlaue Bücher zu lesen, es genügt vollkommen, die Natur, unser Leben, das Spielen unserer Kinder sowie die Bilder, die uns das Leben schenkt (unsere Lebenssituationen), aufmerksam zu beobachten. Aus diesen Bildern können wir sehr viel mehr erkennen und lernen als aus jedem wissenschaftlichen Buch. Und es macht auch noch Spaß.

In diesem Sinne ist jede Lebenssituation - ja das gesamte Leben - eine Metapher, eine Parabel, ein Gleichnis, eine Bildgeschichte, deren Inhalt tiefer geht als das, was wir an der Oberfläche zu erkennen meinen.

Wofür steht nun also der Drache? - Er steht für unsere Seele, die sich aufschwingt. Sie KANN sich nur dann aufschwingen, wenn sie gehalten wird. Wird sie von keiner Schnur, keinem Band gehalten, so taumelt sie orientierungslos wie ein Blatt im Winde durch die Lüfte. Zwar ist die Seele ohne Schnur vollkommen frei, doch sie bleibt nicht frei in der Luft, stattdessen wird sie irgendwo stranden oder sich in den Zweigen eines Baumes verfangen. Und dann liegt sie wie ein Käfer auf dem Rücken und kann sich aus eigener Kraft nicht mehr aufrappeln. Spaß und Freude hat die Seele/der Drache nur dann, wenn sie/er an einer Schnur gehalten wird. Dann freuen sich die Kinderherzen und der Drache tanz lustig am Himmel seinen Tanz.

Wer hält die Schnur? - Klar, ein Mensch, ein Ego. Das Ego hält die Schnur fest. Oder allgemeiner: das Irdische. Die Welt hält die Schnur, damit die Seele im Himmel tanzen kann.

Und wer oder was ist nun die Schnur? - Die Schnur ist unser Geist - schließlich sind wir Körper, Geist und Seele. Unser Körper hält die Schnur fest. Und unser Geist verbindet das Ego mit der Seele. Unser Geist ist das verbindende Element. Ebenso wie die zarte, dünne Schnur, ist unser Geist fast unsichtbar - und doch so wichtig. Denn wenn die Schnur durchreißt, so taumelt der Drache/unsere Seele fort und stürzt ab.

Und was ist, wenn wir einen Lenkdrachen haben? Was sind ZWEI Schnüre? - Mit EINER Schnur können wir unseren Drachen zwar halten, aber nicht bewusst mit ihm spielen. Wir können ihn nicht LENKEN. Die zweite Schnur ist erforderlich, um den Drachen lenken zu können. So brauchen wir also zwei Hände und zwei Schnüre, um unsere Seele lenken zu können. Doch was ist die zweite Schnur? Ein zweiter Geist?

Ja, ganz genau. Wir haben ZWEI Geist-Ebenen, nämlich unsere Intuition (der Geist unseres Herzens = unser Spüren) und unseren Verstand (der Geist unseres Kopfes = unser Denken). Und nur wenn Denken und Spüren gut zusammenspielen, können wir unsere Seele aufsteigen lassen, fliegen lassen und lenken. Weder unsere Intuition alleine noch das Denken alleine können lenken. BEIDE (Kopf und Herz) müssen harmonisch zusammenspielen.

Und wer oder was ist der Wind? Ohne Wind kann sich unser schöner Drache nicht in die Lüfte erheben. Es braucht „Gegenwind“, damit der Drache aufsteigen kann. Bei Flaute, wenn sich kein Lüftchen regt, wenn alles friedlich ist, dann bleibt unser Drache am Boden. Und auch wenn zu viel Wind ist, wenn Sturm und Orkanböen uns den Hut vom Kopf pusten, ist es zu viel des Guten. Dann würde die Drachenschnur reißen. Es braucht also ein gesundes Mittelmaß, damit unser Drache (unsere Seele) aufsteigen, ihr Dasein genießen und am Himmel tanzen kann.

Der Wind sind unsere Probleme, Sorgen und Nöte, unser Alltagsstress und all die vielen Herausforderungen und Aufgaben, denen wir uns in unserem Leben stellen müssen. Ohne Aufgaben und ohne Herausforderungen, KANN unsere Seele nicht reifen, nicht spielen, nicht wachsen. Und sie KANN sich nicht zu neuen Höhen aufschwingen. Hierbei ist ein gesundes Maß wichtig. Zu wenig ist lahm und unser Drache (unsere Seele) bleibt am Boden. Und bei zu viel reißt die Schnur.

Wir können also vom Drachen-steigen-lassen sehr viel über das Leben lernen. Und schauen wir uns andere Lebenssituationen an, so stecken auch in ihnen ebenso viele Botschaften, Erkenntnisse und Lerninhalte, wie beim Drachen-steigen-lassen. Überall spiegelt das Außen unser Innen …